Martin Minski - Schachkomposition mit dem Zauberstab

von Stefan Kindermann
26.06.2019 – Die Schachkomposition ist eine ganz besondere Disziplin der Schachkunst. Stefan Kindermann hat sich darin versucht und Kompositionsvizeweltmeister Martin Minksi hat aus den Motiven ein wahres Kunstwerk geschaffen. | Foto: Michaela Kindermann

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Aus gut wird genial: Die Kompositionskunst des neuen deutschen Vizeweltmeisters Martin Minski

Im Jahr 2017 hatte ich (Stefan Kindermann) das Glück, nach einer ziemlich langen Pause wieder von der „Kompositions-Muse“ geküsst zu werden. Ich fand eine hübsche und originelle Konstellation im Endspiel, die sich offenbar bestens als Grundmotiv und Keimzelle einer Schachstudie eignen würde. Dies entspricht einem wirklich guten und überraschenden Plot eines Krimis und sollte im Falle einer gelungenen Schachstudie zudem Ästhetik ausstrahlen.

Doch nun beginnt die eigentlich komplexe Arbeit, bei der sich die Spreu auch sehr starker „Partie-Spieler“ von guten Studienkomponisten trennt: Aus dem puren Plot heraus einen starken Roman zu schreiben entspricht bei der Schachstudie der Konstruktion eines  komplexen und wirklich überzeugenden „Vorspiels“, das nicht zuletzt auch gute Löser vor große Probleme stellen sollte und zudem einigen stilistischen Vorgaben genügen muss.

Betrachten Sie dazu im ersten Schritt meine ursprüngliche Komposition, die eigentliche Ur-Idee zeigt sich im vierten Zug.

 

Dann hatte ich jedoch das Glück, die Bekanntschaft des herausragenden deutschen Studienkomponisten Martin Minski zu machen, dem ich meine Idee zeigte.  Ich war absolut fasziniert:

Nur wenige Stunden später hatte Martins kreativer Zauberstab meine recht schlichte Konstruktion in eine (aus meiner Sicht) wirklich brillante Komposition verwandelt, deren Einleitung ebenso verblüffend wie tiefgründig ist! Diese nun folgende Studie ist aktuell auch bei einem argentinischen Studienturnier im Rennen:

 

Martin Minski-der neue deutsche Vizeweltmeister der Studienkomposition!

Besonders freut mich, dass Martin jüngst die verdiente Anerkennung für sein großartiges kompositorisches Können und Schaffen erhalten hat und gerade den Titel eines Vizeweltmeisters der Studienkomposition erobert hat! Dabei lag er nur ganz knapp hinter dem legendären “König der Studien” Oleg Pervakov. Auch auf diesem Wege nochmals ganz herzlichen Glückwunsch zu diesem großartigen Erfolg!

Zum Verlauf des Turniers folgt hier ein Auszug aus Martins eigenem Bericht:

Das internationale Teilnehmerfeld von 40 Studienkomponisten konnte sich sowohl quantitativ als auch qualitativ sehen lassen. So nahmen u. a. einige Kompositions-Großmeister wie Yochanan Afek (auch Turnierschach-IM), Yuri Bazlov, Richard Becker, Alexey Sochnev, der Kompositions-IM Pavel Arestov und der Turnierschach-IM Geir Sune Tallaksen Østmoe sowie Turnierschach-IM Igor Yarmonov teil. Viele der Teilnehmer publizierten in den letzten drei Jahren exzellente Studien, so dass einige Experten von der wohl bisher stärksten Weltmeisterschaft sprachen. Detailierte Ergebnisse finden sich unter https://www.wfcc.ch/

Am Ende gelang es einer Vierergruppe, sich vom Hauptfeld deutlich abzusetzen und unter diesen Vieren wurde es sehr knapp. Platz 4 ging an den früheren Weltmeister Sergiy Didukh (geb. 1976) mit 40 von 48 möglichen Punkten. Mit dieser hohen Punktzahl wurde man in früheren WCCI-Turnieren Weltmeister. Auf Platz 3 kam der dänische aufstrebende Komponist Steffen Slumstrup Nielsen (geb. 1975) mit 40,5 Punkten. Der 2. Platz ging an den Verfasser dieses Artikels (geb. 1969) mit 41,25 Punkten, der damit seinen bisher größten Erfolg feiert. Die 42,5 Punkte vom russischen Seriensieger Oleg Pervakov (geb. 1960) konnte jedoch keiner toppen. Der nunmehr vierfache Weltmeister bleibt somit König der Studien.

 


Jahrgang 1959, ist ein deutsch-österreichischer Großmeister. Er spielte für Deutschland und Österreich bei den Schacholympiaden und wurde zwischen 1983 und 1995 mit Bayern München neunmal Deutscher Mannschaftsmeister. Stefan Kindermann ist Autor mehrerer Schachbücher und Fritztrainer-DVDs. Er ist Vorstandsvorsitzender der Münchener Schachstiftung und Mitbegründer und Geschäftsführer der Münchener Schachakademie. Seit 30 Jahren ist er zudem Schachkolumnist der Süddeutschen Zeitung.

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