ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Nachdem er sich 2019 vom klassischen Schach zurückgezogen hat, blieb der ehemalige Weltmeister Wladimir Kramnik dem königlichen Spiel dennoch verbunden, trainierte indische Talente, spielte Blitzturniere, probierte das No-Castling-Format in Dortmund aus und nutzt in letzter Zeit Foren und soziale Medien, um die Anti-Betrugsmaßnahmen in der Welt des Online-Schachs in Frage zu stellen.
Auf seinem X-Account veröffentlichte Kramnik statistische Analysen, die seiner Meinung nahelegen, dass bei Online-Turnieren, besonderen solchen mit Preisgeldern wie der Titled Tuesday Serie von chess.com, vielfach mit Computerhilfe betrogen wird. Die Titled Tuesday Turniere finden zweimal wöchentlich mit einem Preisgeld von 2.500 USD pro Turnier statt.
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Wie er Levy Rozman in einem kürzlich geführten Interview sagte, ist Kramnik davon überzeugt, dass Betrug viel weiter verbreitet ist, als die Leute denken, und glaubt, dass die Vertreter von chess.com sich nicht ernsthaft genug mit dem Problem auseinandersetzen.
Zudem scheinen viele der vom ehemaligen Weltmeister auf X geteilten Beiträge darauf hinzudeuten, dass bestimmte Spieler entweder in einem einzigen Turnier oder in einer Reihe von Turnieren betrogen haben. Obwohl er diese Behauptung stets bestreitet, hat er von Zeit zu Zeit bestimmte Leistungen eines einzelnen Spielers als Beispiele dafür angeführt, warum er an die Möglichkeit von Computerbetrug glaubt.
Ein Vorfall vor drei Monaten deutete darauf hin, dass Kramnik offenbar einen bestimmten Spieler verdächtigte, mit Computerhilfe zu spielen. Während eines Titled Tuesday Turniers gab Kramnik eine Partie gegen den gebürtigen peruanischen GM José Martínez nach nur zwei Zügen auf. Martínez, auch bekannt als "Jospem" (der Nickname, den er auf chess.com verwendet), ist für seine starken Leistungen in Online-Turnieren bekannt.
Martínez, der derzeit Mexiko vertritt, steht in der Jahresrangliste des Titled Tuesday an vierter Stelle, hinter Hikaru Nakamura, Jan-Krzysztof Duda und Alexey Sarana, die alle ein höheres Rating im klassischen Schach haben als er. Laut Martínez' FIDE-Profil sind seine aktuellen Ratings 2612 (Standard), 2641 (Schnellschach) und 2703 (Blitz).
IM David Martínez, ein langjähriger Trainer und herausragender Förderer des Spiels in der spanischsprachigen Welt, bemerkte, dass Kramnik und Martínez die exakt gleiche OTB-Blitzwertung (2703) hatten, und beschloss, eine Veranstaltung zu organisieren, um dem peruanischen GM die Chance zu geben, sich gegen die lebende Legende zu bewähren.
Acabo de comprobar que @VBkramnik y @GMJoseMartinez tienen el mismo Elo Blitz presencial, 2703, ocupando el puesto 23 y 24 del mundo. Me gustaría mucho un match entre ellos. 😀 pic.twitter.com/4VZzcBFidg
— David Martínez (@El_Divis) February 28, 2024
David Martínez lud beide Kandidaten zu einem Blitzmatch mit 36 Partien in das Gran Vía Casino in Madrid ein, wobei die Hälfte der Partien am Brett und die andere Hälfte online (unter strenger Aufsicht) gespielt werden sollte. Kramnik und Martínez stimmten zu, und das Match wurde für den 7. bis 9. Juni angesetzt.
Es ist anzumerken, dass David Martínez zum Personal von chess.com gehört, ein bekannter Umstand in der spanischsprachigen Schachwelt. 'El Divis' spielte schon eine führende Rolle bei chess24 hatte und sich bei Fans in Spanien und Lateinamerika einen Namen gemacht. Kramnik war sich dieser Tatsache aber offenbar nicht bewusst - ein Detail, das erst nach dem Match in Madrid relevant wurde.
Während der Verhandlungen über das Match betonte Kramnik, dass er Martínez nie des Betrugs bezichtigt habe.
Una semana para #ClashofClaims. pic.twitter.com/0jQpAFxu2K
— David Martínez (@El_Divis) May 31, 2024
Das "Clash of Claims" genannte Match sollte aus 36 Blitzpartien bestehen, mit einer Zeitkontrolle von 3 Minuten plus 2 Sekunden Zugabe pro Zug (die Titled Tuesday-Turniere werden mit einer 3+1-Zeitkontrolle gespielt), verteilt über drei Tage. Die Hälfte der Partien sollte auf einem echten Brett gespielt werden, während die restlichen 18 Partien online über die chess.com-Plattform stattfinden sollten. An jedem Spieltag sollten 6 OTB-Partien und 6 Online-Partien stattfinden.
Auf Kramniks Wunsch hin wurden vor jeder der drei Sitzungen brandneue Laptops live ausgepackt, um jegliche Manipulation des Betriebssystems zu verhindern.
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Todo listo en el duelo entre @VBkramnik y @GMJoseMartinez. La cara de @El_Divis en el cara a cara muestra en secuencia que será un encuentro tan interesante como distendido. Magnífica organización. pic.twitter.com/Tyif8Xoewq
— Manuel Azuaga (@mazuagah) June 6, 2024
Tag 1: Erste Probleme mit Online-Partien (Ergebnisse ignoriert)
Tag 2: Änderung des Ablaufs
Tag 3: Das Match endet unerwartet, Martínez sichert sich den Sieg
Sowohl die Organisatoren als auch die Spieler waren sich der Tatsache bewusst, dass es unmöglich ist, nur anhand eines einzigen Matches zu beurteilen, ob ein Spieler ein Betrüger ist oder nicht. Wie David Martínez jedoch während der Live-Übertragung im Internet wiederholt beteuerte, ging es bei dem Wettkampf eher darum, zu zeigen, dass Martínez ein starker Spieler ist, der sich auch gegen Elitegegner behaupten kann.
Kramnik selbst lobte das Verhalten seines Gegners und bemerkte, dass Martínez sowohl sehr höflich als auch ein starker Schachspieler sei.
Es wurde wieder einmal deutlich gemacht, dass Online-Spielen nicht dasselbe ist wie das Spielen am Brett, wie unter anderem Levon Aronian schon oft betont hat.
Nichtsdestotrotz stellte Kramnik den Organisatoren weiterhin Fragen zu den technischen Bedingungen und den Serverproblemen, die einen reibungslosen Ablauf des Matches verhinderten. Wie bereits erwähnt, war der ehemalige Weltmeister überrascht, als er erfuhr, dass David Martínez für chess.com arbeitet.
First question for Divis,the main organiser, do you work at chesscom? Yes or no please 🙂
— Vladimir Kramnik (@VBkramnik) June 10, 2024
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Levy Rozman, auch bekannt als Gotham Chess, kommentierte die Partien live und veröffentlichte später eine hervorragende Zusammenfassung der Ereignisse in Madrid.
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