ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Ein frischer Blick auf Robert Fischer, den 11. Weltmeister der Schachgeschichte
Master Class Vol. 01: Bobby Fischer von Dorian Rogozenco, Dr. Karsten Müller, Mihail Marin und Oliver Reeh, ChessBase FritzTrainer DVD, Videolaufzeit: ca. 5 Stunden, €29,90
Ich habe Schach 1977 in den USA gelernt und war immer ein Bewunderer des Schachspielers Bobby Fischer; 2011, als ich meine Liebe zum Schach wiederentdeckte, wurde ich zum Bewunderer der ChessBase FritzTrainer DVDs. Kein Wunder, dass ich mich auf den ersten Band der ChessBase Master Class Serie gefreut habe, der sich Robert James Fischer beschäftigt.
Die meisten DVDs bestehen aus einer Reihe von Videoclips mit Analysen und einer Datenbank mit den analysierten Partien. Doch diese DVD bietet hübsche Extras:
Der Hauptteil der DVD gliedert sich wie folgt:
Gefallen hat mir an diesem Format, dass nicht ein einzelner Moderator versucht, alle Aspekte von Fischers Spiel darzustellen, sondern dass eine Reihe von Experten die verschiedenen Abschnitte präsentieren. Jeder einzelne Abschnitt könnte die Grundlage für ein gesondertes Produkt darstellen, um so schöner ist es, sie gebündelt zu bekommen.
Werfen wir einen Blick auf den Abschnitt mit Fischers Eröffnungen. Er unterteilt sich in weitere vier Bereiche:
Den Großteil seiner Karriere verfügte Fischer über ein relativ schmales Eröffnungsrepertoire, und deshalb kann man in seinen Partien gut nach Beispielen forschen, in denen er von Beginn an um Vorteil gekämpft hat. Rogozencos Überblick macht genau das.
Jeder Clip enthält ein paar Beispiele, die zeigen, wie Fischer in der Eröffnung Vorteil erzielen konnte. Ganze Partien zeigt Rogozenco hier allerdings nicht. Wenn Fischers Eröffnungsvorteil offensichtlich geworden ist, zeigt Rogozenco das nächste Beispiel.
Hier eine Stellung aus dem ersten Clip. Sie stammt aus der Partie Fischer-Korchnoi, Interzonenturnier Stockholm 1962.
Zu der Zeit spielte man für gewöhnlich 9.h3. Jahrzehnte zuvor war 9.d4 ein beliebter Zug gewesen, den man jedoch aufgegeben hatte, weil man glaubte, Schwarz könne mit genauem Spiel in Vorteil kommen. So konnte Boguljubow in der Partie Capablanca-Bogoljubow, London 1922, den weißen Vorteil im Zentrum neutralisieren - allerdings gewann Capablanca am Ende dennoch.
Aber im klassischen Fischer-Stil entdeckte Fischer, der unermüdlich klassische Partien studierte, eine neue Idee. Nach 9.d4 Lg4 10.Le3 exd4 11.cxd4 Sa5 12.Lc2 Sc4 13.Lc1 c5 14.b3 Sa5 kam es zu folgender Stellung:
In Capablanca-Bogoljubow folgte jetzt 15.Lb2 Sc6 16.d5 Sb4 mit angenehmer Stellung für Schwarz. Doch Fischer spielte 15.d5 und erhielt nach 15...Sd7 16.Sbd2 Lf6 17.Tb1 c4 18.h3 Lxf3 19.Sxf3 cxb3 20.axb3 schönes Spiel.
Fischer gewann nach 44 Zügen.
Autor des nächsten Abschnitts der DVD ist GM Mihail Marin. Er beschäftigt sich mit Fischers strategischem und positionellem Spiel. Dabei möchte Marin zeigen, dass Bobby manchmal ganz im Karpov-Stil spielte. Ein typisches Beispiel ist die Partie Fischer-Taimanov, Palma de Mallorca 1970. Tatsächlich kommt es schon recht früh zu einem typischen Karpov-Zug, denn in der folgenden Stellung spielte Fischer 6.c4.
Ein paar Züge später kam es zu folgender Stellung:
Wie GM Marin erläutert, spielte Weiß damals gerne das Manöver De1/Df2/Tfd1 und brachte den Springer auf a3 erst danach wieder ins Spiel zurück. Aber Fischer entschied sich, den schwarzen Damenflügel lahmzulegen, um so den von Taimanov geplanten Gegenstoß ...b5 zu verhindern.
14.Sc2 Td8 15.De1 Le8 16.Df2 Tb7 17.a4
Nimmt Schwarz die Möglichkeit zu sofortigem ...b5. Es folgte 17...a5 18.Sd4 Sxd4 19.Lxd4 Sd7. Offensichtlich möchte Schwarz seinen Springer im richtigen Moment nach c5 bringen, also zog Fischer 20.Dg3.
Das erzwingt praktisch 20...Lf6 21.Lxf6 Sxf6 und jetzt spielte Fischer 22.Tfd1. Jetzt kann Taimanovs Springer f6 nicht über d7 nach c5 gehen, da dann der d-Bauer hängt.
Später kam es zu folgender Stellung:
Hier gewann Fischer ein wichtiges Tempo mit 40.Lf3 und nach 40...Td7 verstärkte er den Angriff mit 41.Tb5. Nach 41...Td4 änderte Fischer den Charakter der Stellung, da er eine Möglichkeit sah, einen soliden Vorteil zu erzielen: 42.c5 Txh4+ 43.Kg1 Tb4 44.Txb4 axb4 45.Tc4 bxc5 46.Txc5.
Im weiteren Verlauf der Partie gewann Fischer ein schönes Endspiel, das GM Müller im Endspiel-Abschnitt der DVD analysiert.
Der Taktikteil mit Oliver Reeh ist interaktiv. Der Zuschauer bekommt eine Stellung aus Fischers Partien gezeigt und wird aufgefordert, einen Zug zu machen. Gibt man einen inkorrekten Zug ein, kann man es noch einmal probieren. Spielt man den korrekten Zug, dann wird ein Clip abgespielt, der die Idee hinter dem Zug erläutert.
Hier das berühmte Beispiel Fischer-Benkö, 1963, in dem Bobby einen spektakulären Zug spielte:
Natürlich ist die richtige Fortsetzung hier 19.Tf6!, was Schwarz daran hindert, den Punkt h7 mit ...f5 zu decken, was nach sofortigem 19.e5 möglich gewesen wäre.
Neben den Abschnitten über Eröffnungen, Strategie und Taktik, liefert GM Müllers Abschnitt über Fischers Endspiele und der Abschnitt mit 100 Fischer-Partien mit Trainingsfragen weitere hohe Qualität. Hier ein Beispielvideo:
Ich warte schon gespannt auf weitere Bände der Master Class Serie. Diese DVD ist für Spieler beinahe jeder Spielstärke nützlich, ob man nun 500 oder 2500 Elo hat. Die DVD kann man wieder und wieder nutzen, da man jedes Mal und mit steigender Elo-Zahl etwas Neues erkennt. Dies ist das erste Mal, das ich einem Produkt sechs von sechs möglichen Sternen gebe.
Meine Bewertung für dieses Produkt: Sechs von sechs möglichen Sternen ("Sollte jeder haben")
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Quelle: Chess Cafe