Master Class Kortschnoi und My life for chess - Rezension in Schachmagazin 64

von ChessBase
31.01.2023 – Für die aktuelle Ausgabe (2/2023) von Schachmagazin 64 haben Christian Höthe und Stefan Liebig die Fritztrainer "Masterclass Kortschnoi" und "My Life for Chess" (Neuauflage) rezensiert. Yannick Pelletier, der den Meister persönlich kennengelernt hat, ist einer der Autoren des Masterclass Bandes. In "My Life for Chess" spricht der Meister selbst.

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Diese Rezensionen der Fritztrainer Kortschnoi Master Class und My Life for Chess erschienen in Schachmagazin 64.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

Schachmagazin 64 Homepage...

Probeheft bestellen...

 

Kortschnoi Master Class

Von Karsten Müller, Mihail Marin, Oliver Reeh, Yannick Pelletier

Rezension von Christian Hoethe

Viktor Kortschnoi ist wohl jedem halbwegs Schachinteressierten ein Begriff. 1931 in Leningrad geboren, starb er 2016 im Alter von 85 Jahren und widmete sein ganzes Leben dem Schach. Nachdem er 1976 aus der Sowjetunion emigrierte, spielte und unterlag er 1978 und 1981 gegen Anatoli Karpow in zwei Wettkämpfen um die Weltmeisterschaft.

Master Class Band 15 - Viktor Kortschnoi

In diesem Videokurs untersuchen Experten die Partien von Viktor Kortschnoi. Lassen Sie sich von ihnen zeigen, welche Eröffnungen Kortschnoi wählte, wo seine Stärken im Mittelspiel lagen oder wie er seine Gegner im Endspiel überspielte.

Mehr...

Aufgrund seiner ungewöhnlich langen aktiven Karriere hält Kortschnoi mit fast 5000 dokumentierten Partien den Rekord für die meisten gespielten Schachpartien. Fast 50 Jahre lang kämpfte er auf Schacholympiaden und krönte seine unzähligen Erfolge 2006 mit dem Seniorenweltmeistertitel. Im Januar 2007 belegte er noch immer Rang 85 der Weltrangliste und war damit mit 75 Jahren der älteste Spieler in den Top 100.

Sein kompromissloser Stil brachte Kortschnoi den Spitznamen Viktor der Schreckliche ein; seine beste jemals erreichte Elo-Zahl betrug 2695.

Obwohl Kortschnoi selbst diverse lesenswerte Partiensammlungen herausbrachte, möchten viele Schachfans ihre Idole am liebsten wahrhaftig sehen und erleben. Dieses ermöglichen die beiden ChessBase-DVDs „My life in chess“ sowie die Neuerscheinung „Master Class 15 - Viktor Kortschnoi“ sind, die ich mir begeistert angesehen habe.

Kortschnoi selbst hat für ChessBase 2 DVDs mit zusammen fast 20 Partien auf Video aufgenommen und detailliert auf Englisch erklärt. Hier sieht man den „Master“ in seinem Element, hier lässt er Erinnerungen neu aufleben, erklärt seine Entscheidung für die eine oder andere Variante und hier ist es, wo sich Kortschnoi immer wieder ein schelmisches Lächeln abgewinnt - unbedingt sehenswert!

Kommen wir nun zur Master Class an sich, die alle Kortschnoi-Partien in einer separaten Datenbank enthält!

Interessant wie zugleich amüsant fand ich schon den einleitenden Kommentar des bekannten Schweizer Großmeisters und ChessBase-Kommentators Yannick Pelletier, der sich selbst öfter mit Kortschnoi messen und mit ihm trainieren konnte. Demnach war es nach täglich acht Stunden Schachtraining der Jungspund Pelletier, der am Ende eines Tages erschöpft und müde war, nicht der Haudegen Kortschnoi.

Eine aufschlussreiche Anekdote fand ich ebenfalls zu hören, wie Kortschnoi versuchte, sein Zeitnotproblem in den Griff zu bekommen und es ihm letztlich auch gelang. Inwiefern eine kleine Flasche Cognac gegen die Aufregung dabei eine Rolle spielte, in Pelletiers Einleitung erfahren wir es! Hier finden sich auch Ideen für all diejenigen Schachfreunde unter uns, denen die Zeit gefühlt schneller davonläuft als ihren Gegnern.

Die weiteren Inhalte der Master Class betreffen natürlich auch das Eröffnungsrepertoire Kortschnois. Viktor Kortschnoi galt als großer Kämpfer. Was das konkret für die Eröffnungswahl bedeutet, beleuchtet GM Yannick Pelletier in seinen jeweiligen Videos. Kortschnoi versuchte dabei stets konzeptionell an die Eröffnungen heranzugehen. Bekannte Züge neu zu hinterfragen, war dabei eines seiner herausragendsten Markenzeichen. Die Videos behandeln explizit die holländische Leningrader Variante, die Königsindische Verteidigung, klassische Eröffnungen wie das Orthodoxe Damengambit, die Englische Eröffnung, sowie Kortschnois Repertoire mit Schwarz gegen 1. d4 und 1. e4. In der Schlussfolgerung fasst GM Pelletier die Eröffnungsvorlieben Kortschnois noch einmal zusammen.

Der nächste große Block betrifft die strategischen Vorlieben Kortschnois. Es ist wohl schwer, einen Spieler mit einem größeren strategischen Arsenal zu nennen als Viktor Kortschnoi. Selbst mit bereits über 70 Jahren experimentierte er weiterhin mit Eröffnungen und Stellungen, die er noch nie zuvor gespielt hatte. Wie Botwinnik einmal bemerkte, pflegte Kortschnoi seine Partien auf sehr interessante Weise aufzubauen, was jeweils zu inhaltsreichem Spiel führte. In aller Regel strebte er dabei Stellungen mit komplexen Bauernstrukturen an, in denen konkrete Nuancen eine wichtige Rolle spielten. Jede Sammlung von Kortschnois Partien kann als eine umfassende Enzyklopädie des Schachs betrachtet werden. GM Mihail Marin betrachtet in seinen jeweiligen Videos einige dieser Meisterwerke.

Das Thema Taktik hat sich Oliver Reeh ausführlich vorgenommen und dafür 27 instruktive Kortschnoi-Partien ausgewählt und als Video mit interaktiven Fragen aufgezeichnet. Sie zeigen Kortschnoi als mutigen Opferspieler und ungestümen Angreifer, aber auch als kühlen Verteidiger und scharfen Rechner, der taktisch in jedem Moment voll auf der Höhe war – eben „Viktor der Schreckliche“!

Es wäre keine wirklich runde „Master Class“, ohne dass sich der Hamburger Großmeister Karsten Müller die filigrane Endspieltechnik Kortschnois nicht mit der Lupe vorgenommen hätte! Laut Karsten Müller kämpfte Viktor Kortschnoi immer bis zum Schluss und hatte viele lange Endspiele. Endspielexperte Müller hat dafür mehr als 20 faszinierende Kortschnoi-Endspiele ausgesucht, darunter spannenderweise recht viele Partien gegen den Endspielgiganten Anatoli Karpow. Die hier behandelten Themen beschäftigen sich unter anderem mit der Absperrung, der Lucenastellung, Freibauern in Kombinationen mit Türmen, Kortschnois König, der Macht eines e-Freibauern, der Stärke von verbundenen Freibauern, dem WM-Match Karpow-Kortschnoi, Baguio City 1978, Kortschnois unbändigem Willen zum Gewinn, der Initiative, weiß- und schwarzfeldrigem Powerplay, Zugzwang und weiteren Endspielspezialitäten.

Fazit: Mit der neuen Master Class wird Kortschnoi, der als einer der umstrittensten Großmeister der letzten Jahrzehnte gilt, dank Pelletier, Marin, Reeh und Müller auf unterhaltsame und instruktive Weise für eine breite Masse an Spielern deutlich nahbarer, greifbarer und verständlicher! Ich jedenfalls habe die neue Master Class 15 – Viktor Kortschnoi in Verbindung mit „My life for chess“ sehr genossen und kann sie wärmstens empfehlen!

Viktor Kortschnoi (1931 - 2016) war zweifelsohne eine der faszinierendsten Persönlichkeiten in der Schachwelt. Der zweifache Weltmeisterschaftsfinalist spielte erfolgreiches und attraktives Schach, sogar bis ins hohe Alter. Im Jahr 2004 besuchte er ChessBase und seine Videobiographie „My life for chess“ auf. Mit diesen Aufnahmen hat Kortschnoi ein lebendiges Denkmal für sich und seine große Schachkarriere geschaffen. Dieses historische Dokument ist nun wieder verfügbar: remastered von ChessBase, abspielbar auf vielen Plattformen (Windows, Mac) oder als Stream und ergänzt um eine Partiedatenbank.

Der Legende lauschen

Viktor Kortschnoi hinterließ bei ChessBase ein wahres Vermächtnis

Von Stefan Liebig

Wie der Rezensent der Kortschnoi-Master Class Ausgabe bereits anmerkte, veröffentlichte der Ex-Weltmeister 2004 bei ChessBase die Videoautobiografie „My life for chess“. Für Fans des legendären Schachmeisters, der das Weltklasseschach so lange wie wohl kaum ein anderer begleitete und mitbestimmte, sei dieser ChessBase-Klassiker hier nochmal kurz vorgestellt:

In insgesamt 17 Partievideos zeigt der 2016 verstorbene Kortschnoi, der sich aus der Sowjetunion absetzte, weil er „seine Karriere retten wollte“, nicht nur besonders prägnante und wichtige Partien, sondern erzählt auch viel zu deren Rahmenbedingungen. Er beginnt dabei mit einer Partie gegen Golenichev aus dem Jahr 1949, zeigt Partien gegen Smyslov, Geller, Tal, Hübner, Karpow, Kasparow, Spasski, Short und endet im Jahr 2004 mit seinem Sieg gegen Mokalenko im Katalanisch-Thematurnier, bei der eine 20 Jahre alte Idee erfolgreich zum Einsatz kam.

Aber der Wahlschweizer belässt es nicht bei der ausführlichen Partieanalyse oder der Betrachtung, warum er welche Eröffnung wählte, sondern er gibt auch intensive Einblicke in sein Verhältnis zu den jeweiligen Gegnern. Abgerundet wird das Paket durch ein 28-minütiges Interview, das viele persönliche Einblicke liefert.

Der Zuschauer erfährt in den einzelnen Filmen und den insgesamt 7,5 Stunden unglaublich viel über Kortschnoi, seine Karriere und Schach im Allgemeinen. Hier ein paar Appetithäppchen: So hat er Hübner immer geschätzt, aber sein Verhalten gegenüber Spielern und Organisatoren oft nicht verstanden. Bei der Analyse eines WM-Sieges gegen Karpow – der ihm noch bei der Analyse sichtlich Freude bereitete – bekräftigt er nochmals seine damalige These, Karpow habe ihn zu hypnotisieren versucht. Deutlich positiver äußert er sich über den kreativen Tal und seinen politischen Weggefährten Kasparow.

Er selbst hat sich erst als junger Teenager intensiv dem Schach gewidmet. Größten Einfluss auf seinen Stil hatten Botwinnik (Holländisch- und Französisch-Vorliebe) und später Lasker (Psychologie!). „Ich spielte gegen Spieler aus sechs Generationen: Tartakower, Bronstein, Awerbach, Botwinnik, Tal, Spasski, Stein, Beljawski, Romanischin, Bacrot, Lautier“, sagt er und das beeindruckt wirklich. Viele davon waren übrigens auch seine Schüler oder Trainingspartner und besuchten ihn regelmäßig. „Für einige war ich wie ein Großvater“, sagt er und ergänzt lachend: „oder Urgroßvater!“ Natürlich nehmen auch seine Auswanderung aus der Sowjetunion und die Wettkämpfe gegen Karpow und andere Sowjets eine wichtige Rolle ein und lassen keine Langeweile aufkommen. Schließlich lässt sich der Altmeister nicht nur über die großen Fischers und Kasparows dieses Schachuniversums aus, sondern gibt – wohlgemerkt im Jahr 2004! – auch noch ein Statement zum jungen Magnus Carlsen und anderen Talenten der Zeit ab.

Alles in allem sollte diese Biografie in keiner Sammlung fehlen. Seine impulsive Vortragsweise und die wirklich interessanten Beispielpartien lassen nie Langeweile aufkommen. Und vor allem gibt es auch noch einen wichtigen Ratschlag auf die Frage, warum er bis ins hohe Alter so fit und leistungsfähig war: „Ich hatte Ärger bei einer Fahrzeugkontrolle in der Sowjetunion und habe daraufhin freiwillig meinen Führerschein abgegeben. Das viele Zufußgehen später hat mich fit gehalten!“

Master Class Band 15 - Viktor Kortschnoi und My life for chess

In diesem Videokurs untersuchen Experten die Partien von Viktor Kortschnoi. Lassen Sie sich von ihnen zeigen, welche Eröffnungen Kortschnoi wählte, wo seine Stärken im Mittelspiel lagen oder wie er seine Gegner im Endspiel überspielte.

Mehr...


 

My life for chess Master Class Vol. 15
Viktor Kortschnoi

Sprachen:

Englisch

EAN:

9783866818798

System:

Windows 7 oder neuer, Mac OS X (nur download)

Veröffentlicht:

Dezember 2022

Lieferung:

Download, Post

Streaming:

– für iPad & Tablet

Niveau:

Beliebig

Sprachen:

Deutsch

EAN:

9783866818781

System:

Windows 7 oder neuer, Mac OS X (nur download)

Veröffentlicht:

Dezember 2022

Lieferung:

Download, Post

Streaming:

– für iPad & Tablet

Niveau:

Beliebig


Beide Fritztrainer im Paket für 49,90 EUR, Einzelpreis jeweils 29,90 EUR.

Alle ChessBase-Produkte sind lieferbar als Stream für Smartphone, Tablet etc., per Download oder als DVD per Post über die ChessBase GmbH, Bestellhotline 040 63 906 010, www.chessbase.de sowie bei allen ChessBase-Fachhändlern.

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.