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Max Deutsch ist ein Genie, schreibt die Presse, genau genommen die US-Presse, denn Max Deutsch ist, obwohl sein Name eigentlich etwas anderes behauptet, US-Amerikaner. Alles, womit sich Max Deutsch beschäftigt, wird zum Erfolg. Hier ist seine Geschichte, so wie er sie auf seiner Webseite veröffentlicht hat:
Im 6. Schuljahr verkaufte er in der Cafeteria schon sein erstes selbst geschriebenes Programm an seine Feunde. Im zweiten Jahr auf der Highschool schuf er ein Visual Effect Studio, das Ergebnis seiner Arbeit wurde schließlich beim Film Festival in Cannes gezeigt. Im Abschlussjahr gründete er noch auf der High School eine Biotech-Firma (ein paar schlaue Leute vom NYU Langone Medical Center halfen dabei), um eine Technik zu entwickeln, mit der taube Menschen Musik hören können. Heute ist der größte Teil dieser Technik eine Standard-Prozedur in Kliniken. Im zweiten College-Jahr auf der Brown University gründete er eine Firma für Zahlungsabwicklungen, eigentlich nur, um günstiger an Essen rund um den Brown Campus zu kommen. Im Abschlussjahr gründete er die Firma "Rhombus" ein Start-up-Service für Designer mit Designern und Technikern rund um den Erdball in acht verschiedenen Zeitzonen. 2015 machte Max Deutsch seinen Abschluss und zog nach San Francisco und arbeitete als Produktmanager für Intuit Quick Books. Nebenbei tat er noch eine Menge andere Dinge, kreierte Portraits aus Legosteinen, fuhr mit seinem Fahrrad Tausende Kilometer, lernte Hebräisch, las alleine im Jahr 2016 nicht weniger als 80 Bücher, war Mitbegründer eine landesweiten Business Publikation, löste blind Rubik's Cube, veröffentlichte Kreuzworträtsel in großen Zeitungen, spielte Blues Gitarre und Jazz-Schlagzeug und gründete noch die Forma Somebody.io, mit der sich jedermann schnell eine eigene Webseite bauen kann. Außedem begann er mit Muskelaufbau zusammen mit einem Personal Trainer und beschäftigte sich mit grünen Smoothies (mit Wasser verdünntes flüssiges Gemüse und Obst).
Schließlich entwickelte er ein Programm, das er "Month to Master" nannte. Jeden Monat lernt er eine besondere Fähigkeit.
Hier ist seine Projektliste der letzten 12 Monate
2016
November: Sich die Reihenfolge der Karten eines Kartenstapels in zwei Minuten merken
Dezember: Ein realistisches Selbstportrait malen
2017
Januar: Rubik's Cube in 20 Sekunden lösen
Februar: Einen Rückwärtssalto stehen
März: Ein 5-Minuten Improvisations-Blues-Gitarrensolo spielen.
April: Eine 30-minütige Konversation in Hebräisch führen.
Mai: Ein selbstfahrendes Auto bauen.
Juni: 20 Musicals hintereinander anhand der Noten erkennen.
Juli: Das Samstags-Kreuzworträtsel der New York Times in einer Sitzung lösen
August: 40 Klimmzüge hintereinander schaffen
September: 3 Minuten Freestyle Rap.
Oktober: Weltmeister Carlsen im Schach schlagen
Oha. Wow. Das ist eine Liste! Da bleibt einem der Atem weg. 40 Klimmzüge, das ist eine Menge Holz, oder? Gut, der Rekord liegt bei 612 Klimmzügen, aufgestellt 1994 vom Koreaner Lee Chin-Yong. Da erscheinen die 40 Klimmzüge vielleicht nur einem sportlich nicht so trainierten Internetschreiber als viel. Aber immerhin.
Rubik's Cube in 20 Sekunde. Das klingt aber nach einer Aufgabe. Wo liegt hier der Rekord? Der Niederländer Mats Valk brauchte in seinem schnellsten Versuch 4,47 Sekunden. Aber ok, er ist vermutlich Spezialist und macht den ganzen Tag nichts anderes. Außerdem hatte er einen speziellen leichtgängigen Würfel. 20 Sekunden für Rubik's Cube sind toll. Die meisten können es gar nicht, ich zum Beispiel.
Am meisten hat mich hier das selbstfahrende Auto angesprochen. Tesla kann sich warm anziehen. Ich kaufe es. Dann kann ich beim Fahren die Sache mit dem Würfel üben. Das Kunststück wird mir später im Leben vielleicht einmal sehr nützlich sein.
Ach so, und dann steht da noch als Aufgabe: Den Schach-Weltmeister Magnus Carlsen im Schach schlagen. Huch?
Nochmal: Magnus Carlsen im Schach schlagen.
Um es noch einmal klar zu stellen. Das ist hier nicht die Liste von Levon Aronian. Das ist die Aufgabenliste von Max Deutsch. Magnus Carlsen im Schach schlagen, das klingt wirklich recht ehrgeizig. Vielleicht meint er im Blinduhrensimultan? Aber nein, face to face.
Aber warum eigentlich nicht? Der Norweger spielt nicht schlecht, gut, aber er verliert ja auch immer mal eine Partie. Beim Isle of Man Open, da hat er zwar keine Partie verloren, aber davor beim Worldcup, unterlag er einmal gegen Bu und flog raus. Na bitte, er ist nicht unverwundbar. Und im Sinquefield Cup in St. Louis hat ihn Vachier-Lagrave besiegt. Und im Sommer in Stavanger hat er gleich zwei Partien verloren, gegen Aronian und gegen Kramnik. Auch ein Carlsen kann besiegt werden. Vielleicht - wenn er einen schlechten Tag hat und seine Stellung überzieht, oder wenn man ihn in einer unbekannten Eröffnungsvariante erwischt. Es geht. Man muss nur fest daran glauben.
Ein paar Jahre Turniererfahrung wären dabei natürlich ganz nützlich. Das würde helfen. Und eine gewisse Grundspielstärke. 2700/2750 Elo wären ganz gut. Dann ist die Lücke zu Carlsens Spielstärke von 2830 nicht ganz so groß.
Am 9. Oktober hatte Magnus Carlsen einen ehrgeizigen Zeitplan. Nachmittags war er Talkgast bei der Zeit-Gesundheitskonferenz, abends gab er ein Uhrensimultan gegen einige User seiner PlayMagnus-App. Max Deutsch war nicht dabei. Die Partie gegen den größenwahnsinnigen Ehrgeizling hatte Carlsen offenbar zwischendurch gespielt. Irgendwo im Hotel. Der junge Amerikaner ist tatsächlich aus San Francisco nach Hamburg geflogen, um gegen den Schachweltmeister eine freie Partie Schach zu spielen, im Glauben, er könne ihn schlagen. Und das renommierte Wall Street Journal, das dieses Unternehmen vielleicht auch gesponsert hat, hat daraus für seine Leser tatsächlich eine Exklusivgeschichte gemacht.
Kaum zu glauben. Das ist so, als würde jemand ernsthaft mit seinem Tretroller gegen Lewis Hamilton im Formel Eins-Rennen antreten wollen. Oder meine Mutter (1,65 m) würde behaupten, sie könne nach einem Monat Training die Klitschkos K.o. schlagen. Oder jemand denkt, er könne sich einen Monat lang mit Musik beschäftigen und wäre dann ein Mozart. Alle würden sich totlachen bei derart wahnsinnigen Vorschlägen. Das Wall Street Journal nicht.
Unter dem Namen Max Deutsch ist in der Mega Database keine einzige Partie gespeichert. Turniererfahrung hat der junge Überflieger wirklich keine und hat sich vielleicht tatsächlich von Grund auf neu mit dem Spiel beschäftigt. Welches der geschätzt 100.000 bisher publizierten Schachbücher Max Deutsch wohl zur Vorbereitung gelesen hat? Vielleicht sogar zwei?
Hier ist die Partie:
Das Wall Street Journal hat von diesem denkwürdigen Ereignis sogar ein Video anfertigen lassen:
Wahrscheinlich ist gut Schach spielen doch noch etwas schwieriger als manche glauben.
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