Meeting Boris Spassky

von André Schulz
11.08.2022 – Der französische Komponist und Pianist Jason Kouchak ist ein begeisterter Hobbyschachspieler mit beachtlicher Spielstärke. Er nahm an verschiedenen Open teil, unter anderem am Open in Gibraltar 2009. Dort traf er auf einen berühmten Zeitgenossen.

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Der Musiker Jason Kouchak wurde 1969 in Lyon geboren und hat russische Wurzeln, sogar sehr berühmte. Sein Großonkel war nämlich Alexander Wassiljewitsch Koltschak, Marineoffizier und im Ersten Weltkrieg Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte. Nach der kommunistischen Revolution kämpfte Koltschak in Sibirien als Anführer der so genannten "Koltschak-Armee" gegen die Bolschewiki. Zeitweise war er Präsident des nichtkommunistischen Russlands, dessen Regierung ihren Sitz in Omsk hat hatte. 1920 wurde Koltschak auf der Flucht in Irkutsk exekutiert. Die Familie seines Bruders war nach der Russischen Revolution nach Frankreich gegangen.

Koltschaks Nachfahre Jason Kouchak besuchte die Westminster School und studierte danach klassische Musik am Royal College of Music und an der Edinburgh University. Nebenher spielte er Schach. In der Mega Database findet man Partien vom Jersey Open 2003, dem Gibraltar Challengers und Masters 2009 und später noch von den Open der London Chess Classic. 

Mit einer Spielstärke von knapp 1800 Elo hat der Musiker für einen Hobbyspieler ein sehr beachtliches Spielniveau, wie man auch in dieser Partie sieht:
 

 

Bei Jason Kouchaks Teilnahme beim Gibraltar Open 2009 stellte Turnierdirektor Stuart Conquest ihm Boris Spassky vor, der damals gesundheitlich noch auf der Höhe war. Kouchak wünschte sich ein gemeinsames Fotos, aber der 10. Schachweltmeister stellte eine Bedingung. Der Musiker sollte ihm auf dem Klavier im Caleta-Hotel Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 2 spielen, Spassky Lieblingskonzert. Jason Kouchak spielte einen kleinen Ausschnitt. Spassky war zufrieden und stellte sich für das gewünschte Foto zur Verfügung.

Für die Musikfreunde:

Boris Spassky, Jason Kouchak und Stuart Conquest verbrachten danach gemeinsam den Abend bei interessanten Gesprächen. Auch Boris Spassky hatte über seine zweite Frau Marina Yurievna Shcherbachova einen Bezug zum russischen Bürgerkrieg, der nach der russischen Revolution auf die Machtübernahme durch die Bolschewiki folgte. Marina Shcherbachova war die Enkelin des russischen Generals Dmitry Shcherbachev, der wie  Alexander Koltschak auf der Seite der "Weißen" gegen die Bolschewiki gekämpft hatte. Nach Meinungsverschiedenheiten mit Baron Pjotr Wrangel verließ Shcherbachev die Weiße Armee und zog sich nach Nizza ins Exil zurück. Seine Enkeltochter Marina arbeitete in den 1970er Jahren als Sekretärin in der Französischen Botschaft in Moskau. Spassky lernet sie dort kennen und zog mit ihr nach Paris, wo er lange Jahre lebte.

Jason Kouchak erinnert mit einer Schach-Musik-Komposition an das 50ste Jubiläum des legendären Wettkampfes zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer, 1972 in Reykjavik:

Time Control:

Es geht um Boris Spassky erste "richtige" Gewinnpartie, wenn man von Fischers Patzer in Partie eins und dem kampflosen Sieg in Partie 2 absieht, nämlich die 11. Wettkampfpartie:

 

Jason Kouchaks Webseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.