Meisterschaften von Weißrussland

von ChessBase
14.01.2010 – Weißrussland ist eines jener Länder der ehemaligen Sowjetunion, in dem von der einstigen Schachtradition kaum etwas übrig geblieben ist. Der ehemals beste Spieler des Landes, Boris Gelfand, und mit ihm einige andere sind ausgewandert. Heute ist fast schon Anna Sharevich die auffälligste Schachspielerin. Immerhin hat das Land trotz eher bescheidener Schachstrukturen mit Sergei Zhigalko einen Juniorenweltmeister hervor gebracht. Der 20-jährige ist auch Titelverteidiger bei den Landesmeisterschaften, die gerade in Minsk begonnen haben. Sergey Kasparov sprach mit dem Nachwuchsspieler und stimmt mit einem bericht auf die beginnenden Meisterschaften ein. Bericht, Bilder, Partien, Interview...

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Schach im Schnee
Herzliche Grüße aus einem verschneiten Land! Dies ist ein Bericht von GM Sergey Kasparov (Weißrussland)



Vom 11. bis zum 22. Januar finden in Weißrussland die 76. Landesmeisterschaften statt. Gespielt wird wie gewöhnlich in der Hauptstadt Minsk. Auch das Turnierlokal hat Tradition – der Schachpalast.

Ein paar kurze Informationen über Land und Leute: Weißrussland (etwa 10 Millionen Einwohner) liegt in Osteuropa zwischen Russland und Polen. Die Hauptstadt, Minsk, ist eine moderne Stadt, es laufen keine Bären auf den Strassen herum, dafür gibt es eine U-Bahn und Internet. Es gibt nicht viele alte Gebäude in Minsk, aber der Bahnhof gilt als einer der schönsten Europas.

Wir haben keine Berge und kein Meer, aber viele Wälder und Sümpfe.

Hier ein kleiner Tipp für diejenigen, die einmal nach Weißrussland fahren wollen: Wenn Sie mit dem Auto kommen, dann halten Sie sich immer an die wichtigste Verbindungslinie – Brest-Minsk-Moskau.
Wer fliegen will und wenig Geld hat, fliegt mit WIZZAIR zunächst nach Kiew (von Köln oder Dortmund aus) und nimmt dann den Zug von Kiew nach Minsk.

Wenn man sehr viel Geld hat, dann kann man auch direkt nach Minsk fliegen.

Ein Bericht eines Angehörigen der Wehrmacht enthält eine interessante Passage: «Die Russen: blond, verschlagen, faul, sie trinken und singen». Die Weißrussen haben blondes Haar, sind sehr geduldig, trinken gerne Wodka und die Frauen sind sehr hübsch. Die Sommer sind sehr heiß (bis +35), die Winter sind kalt (bis -25) und schneereich.

Beliebte Sportarten sind Eishockey, Biathlon und Leichtathletik, Schach ist jedoch nicht besonders populär. Allerdings gibt es ein Netz spezieller Schachschulen. Und dies ist die in den letzten Jahren aktivste Schachwebseite: www.bychess.com

Internationale Turniere gibt es praktisch nicht. Im Juli findet in Minsk regelmäßig ein Open statt, wobei die Organisatoren GMs und IMs in der Regel allerdings keine Konditionen anbieten. Aber vielleicht ändert sich das eines schönen Tages.

Die Vereinsmannschaftsmeisterschaften finden immer an fünf bis sechs Tagen im Frühjahr statt und gewöhnlich nehmen 12-15 Mannschaften daran teil.

Seit 2010 leitet ein neuer Präsident die Geschicke des weißrussischen Schachverbands und er hat ein paar Aufgaben zu bewältigen. Im Moment werden weißrussische Schachspieler in der FIDE-Weltrangliste nicht geführt (die Schuldenlast des Verbands wiegt schwer), doch hoffentlich ändert sich das bis Ende Januar.

Bislang konnte man bei der Landesmeisterschaft in der Regel nur einen symbolischen Geldbetrag gewinnen, aber 2010 liegt der Preisfonds bei etwa 5.000€.
In der höchsten Klasse dürfen nur Großmeister mit einer Elo-Zahl von mindestens 2550 teilnehmen. Überraschungen wird es dieses Jahr wohl nicht geben und Chancen auf den Titel werden nur den Elo-Favoriten eingeräumt.



Aleksej Aleksandrov, (GM, 2617)


Sergei Azarov, (GM, 2622)



Alexei Fedorov, (GM,2623)


Vor Beginn des Turniers habe ich dem Sieger der letztjährigen Meisterschaft, S.Zhigalko (ELO 2668, 20 Jahre alt), ein paar Fragen gestellt:



Welche Ziele verfolgst Du im Schach? Möchtest Du irgendwann einmal um die Weltmeisterschaft mitspielen?

Natürlich! Für den Profi gibt es kein besseres Ziel, denn so kommt man am schnellsten an die Spitze. Wenn man ein ehrgeiziges Ziel verfolgt, dann ist man hoch motiviert, wenn man hoch motiviert ist, dann will man viel arbeiten und wenn man viel und zielgerichtet arbeitet, dann erzielt man Ergebnisse. Es ist ganz einfach: Ziel = Motivation = zielgerichtete Arbeit = Ergebnis. In diesem Sinne ist es das Beste, sich den WM-Titel als Ziel zu setzen. Ich werde es versuchen und wir werden sehen, was geschieht.

Unterstützt Dich Weißrussland dauerhaft und zuverlässig? Hat Dir je etwas gefehlt?

Weißrussland unterstützt mich. Dauerhaft und zuverlässig. Mehr möchte ich nicht verraten, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten versucht das Land seine Spitzensportler zu unterstützen.

Hast Du auch in anderen Ländern für andere Vereine gespielt? Suchst Du im Moment einen Verein? Und wenn ja, in welchen Ländern?

Bislang habe ich nur in der weißrussischen und in der türkischen Liga gespielt. Für meinen Verein "Vesnianka" aus Weißrussland habe ich schon oft am Europapokal teilgenommen und einmal wurden wir sogar Sechster. Dieses Jahr spiele ich in der ukrainischen Liga für eine starke Mannschaft. Allerdings hatte ich auch Angebote in anderen Ligen zu spielen. Ich spiele überall gerne, vor allem in Spanien und in Deutschland.

Dein Bruder GM Andrej Zhigalko hat früh geheiratet. Hast Du eine Verlobte? Eine Menge (weibliche) Fans?


Ich glaube bislang noch nicht.

Übrigens fehlt dieses Jahr bei den Frauen (die zeitgleich am gleichen Ort und unter den gleichen Bedingungen spielen) die gesamte Spitze.

Bilder der ersten Runde (Fotos: Turnierseite)


Bühne und Zuschauer
 


Aleksandrov und Kovalov



 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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