11. Runde, 25. September 2007
P.Leko - L.Aronian 0,5:0,5
B.Gelfand - P. Svidler 0,5:0,5
V.Anand - A.Morozevich 1:0
A.Grischuk - V.Kramnik 0,5:0,5
Tabelle:
Alle Partien bisher...
Bericht:
V.Anand - A.Morozevich
Anand und Morozevich vor der Partie
So nahe war Anand dem Weltmeistertitel selten. Und er wirkte entschlossen, seine
Chancen dieses Mal zu verwirklichen. Das zeigte sich in seiner Weißpartie
gegen Morozevich z.B. im Zeitverbrauch. Anand, dessen schnelles Spiel und rasches
Denken legendär ist, nahm sich gegen Morozevich viel Zeit, um die positionellen
Feinheiten eines Sizilianers zu ergründen. Das führte zu originellen
Springerwanderungen, die schließlich im Gewinn eines Bauern gipfelten.
Stellung nach 33.Sxa6
Doch Morozevich konnte den Bauern zurückgewinnen und es kam zu einer Stellung,
in der Weiß a- und b-Freibauern am Damenflügel und Schwarz g- und h-Freibauern
am Königsflügel hatte.
In dieser Stellung entschloss sich Morozevich nach langem Nachdenken den Bauern
d6 zu opfern. Danach war der schwarze h-Bauer zwar gefährlich, aber die weißen
Figuren stärker. So konnte es sich Anand sogar erlauben, den h-Bauern zur
Dame gehen zu lassen, denn die neue schwarze Dame war hilflos gegen das weiße
Zusammenspiel von e-Freibauern, Turm und Springer. Nach 56 Zügen gab Morozevich
auf. Damit hat Anand drei Runden vor Schluss der WM anderthalb Punkte Vorsprung
und wenn er keinen kolossalen Einbruch erleidet, dann dürfte ihm der Weltmeistertitel
kaum noch zu nehmen sein.
Schlussstellung
Der neue Weltmeister? Vishy Anand wirkt entschlossen und konzentriert
A. Grischuk - V.Kramnik
Das ging ganz schnell. 35 Minuten, 13 Züge, sechs Figuren gehen vom Brett,
Remis gemacht. Obwohl die Partie selbst uninteressant ist, so deutet sie doch
zwei Dinge an: Grischuk scheint froh zu sein, wenn das Turnier vorbei ist und
Kramnik scheint sich damit abgefunden zu haben, seinen Weltmeistertitel in diesem
Turnier nicht mehr verteidigen zu können.
Alexander Grischuk
Allzu lange musste Kramnik nicht nachdenken
Wie sage ich's meinem Publikum?
So ein Remis erklärt am besten der Weltmeister
In trauter Eintracht
Ja, Schach ist lustig.
Carsten Hensel, Manager von Vladimir Kramnik und Peter Leko
P.Leko - L.Aronian
Zumindest ist man sich einig, wohin die Hände gehören
Ein Prestigeduell und ein Kampf um die Plätze. Sowohl Leko als auch Aronian
hatten vor dieser Runde 5 Punkte und teilten sich mit Kramnik die Plätze drei bis fünf. Die Chancen, mit anderthalb Punkten Rückstand
auf Anand am Ende doch noch Weltmeister zu werden, waren recht klein, aber schließlich
geht es ja auch um Geld, Prestige und Elo-Punkte. Nicht zu vergessen die empfindliche
Niederlage, die Leko in der Hinrunde gegen Aronian einstecken musste. Gerne hätte
er die wieder wettgemacht.
So kam es zu einer interessanten Partie. Nach recht ruhiger Eröffnung glänzten
beide durch originelle taktische Einfälle. Leko bescherte dies einen d-Freibauern,
den Aronian jedoch durch ein Defensivopfer erobern konnte.
Es folgte
22.Sf5 Td8 23.Lc7 Td7 24.e4 exf5 25.exd5 Ld6 26.Te1 Da8 27.La5 Tb8
28.a3
und jetzt zog Aronian
28...b4. Das führte zu Verwicklungen, an deren
Ende Leko schließlich einen Bauern weniger hatte. Allerdings hatte er die
aktiveren Figuren...

... und die brachten ihm schließlich ein besseres Endspiel:
Stellung nach 42.Txa6
Doch ihm gelang es nicht, seinen Vorteil zu verwandeln und am Ende musste er dem
Remis zustimmen.
Schlussstellung
Das Turnier hinterlässt Spuren: Levon Aronian
B.Gelfand - P.Svidler
Vor der Partie
Boris Gelfand ist der Überraschungsmann der WM. Nach zehn Runden lag er auf
Platz zwei und mit einem Sieg gegen Tabellenschlusslicht Peter Svidler hätte
er sich gute Aussichten bewahrt, die ganz große Überraschung zu schaffen.
Tatsächlich versuchte Gelfand, die Partie zweischneidig anzulegen und es
entstand eine komplizierte Stellung mit beidseitigen Chancen. Aber bevor es wirklich
aufregend wurde einigten sich die beiden nach 22 Zügen auf Remis.
Schlussstellung
Peter Svidler: Irgendwann muss es doch aufwärts gehen
Bilder: Frederic Friedel