Miezis gewinnt 22. Goch-Open

von ChessBase
05.10.2011 – Das verlängerte Wochenende wurde in Goch einmal mehr zur Ausrichtung eines kompakten Opens genutzt. Bei der inzwischen 22. Auflage des Goch Opens wurden an dreieinhalb Tagen sieben Runden mit FIDE-Bedenkzeit gespielt (90 Minuten für 40 Züge, 15 Minuten für den Rest sowie 30 Sekunden pro Zug von Beginn an). Da einige Partien sehr lang dauerten (weit über 100 Züge), gab es manche "Abendrunden" bis tief in die Nacht. Knapp 150 Spieler beteiligten sich unter sehr guten Bedingungen im Gocher "Kastell". Am Ende hatte Normundis Miezis die Nase vorn. Aufgrund der hier angewandten Dreipunktregel kam der lettische Großmeister auf 19 Punkte. Die Plätze belegten Karl-Heinz Podzielny und Sebastien Mazé. Gerd Densing berichtet. Bericht, Bilder

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22. Internationales Gocher Open 2011
Von Gerd Densing


Vor Turnierbeginn



Während viele Schachprofis in Slowenien bei der Europameisterschaft der Vereinsmannschaften antraten, führte der der Weg für einige Amateurspieler und auch ein paar Titelträger am vergangenen Wochenende wieder nach Goch am Niederrhein. Dort wurde bereits die 22. Auflage dieses traditionellen internationalen Opens am Niederrhein ausgetragen. Aufgrund der Grenznähe waren auch wieder einige Spieler aus den Niederlanden mit am Start neben vielen einheimischen Spielern sowie „Stammspielern“, welche den Weg immer wieder nach Goch finden.



Die Teilnehmerbegrenzung lag bei 150, angemeldet waren 156, allerdings sprangen ein paar Spieler kurzfristig ab, sodass mit 149 Teilnehmern das Turnier ähnlich besetzt war wie im Vorjahr, allerdings an der Spitze etwas schwächer. Für den Turnierverlauf sowie der Spannung sollte dies allerdings kein Nachteil sein.

Das „Kastell“ in Goch bot als Veranstaltungshalle auch dieses Jahr wieder hervorragende Spielbedingungen mit viel Platz, guter Klimatisierung und optimalen Lichtverhältnissen.

Wie immer befanden sich die Spitzenbretter in etwas abgehobener Position auf einer gut zugänglichen Bühne mit viel Platz für Schachkiebitze.


Das Turnier findet traditionell immer Ende September bzw. Anfang Oktober („um den Feiertag“) statt – und meistens ist dementsprechendes Schachspielerwetter (regnerisch, trüb …) vorzufinden. Aber auch dieses Jahr war das Wetter wie im Vorjahr wieder spätsommerlich schön und bot die Gelegenheit im nahegelegenen Park entlang des Flüsschens Niers ein wenig abzuschalten bzw. neue Energie zu tanken. Die Stimmung unter den Spielern war wieder hervorragend und es waren wieder ein paar sehr schöne Schach-Tage in Goch.

Aufgrund der Doppelrunden ist das Turnier auf 3,5 Tage ausgelegt und im Vergleich zu vielen anderen Open sehr kurz aber dafür anstrengend. Wie bereits im Vorjahr erfolgreich eingeführt, wurde die neue – auf Profiniveau mittlerweile standardmäßige - Bedenkzeit (90 Minuten für 40 Züge, 15 Minuten für den Rest sowie 30 Sekunden pro Zug von Beginn an) angewandt. Dies führte durch ein paar sehr langen Partien mit weit über 100 Zügen und voller Ausnutzung der Bedenkzeit zu sehr langen „Abendrunden“ bis tief in die Nacht und auch zu Verzögerungen zum Start der Siegerehrung.

Ein Bücherstand war auch wieder vorhanden, erstmals war Sonntags auch ein Stand mit bedruckten Schach-T-Shirts und weiteren Utensilien aufgebaut.

Die Turnierorganisation durch Wolfgang Evers und Winfried van Ooyen war wieder routiniert, reibungslos und vorbildlich. Auch wurde für das leibliche Wohl bestens gesorgt (besonders die leckere Kartoffelsuppe ist hier hervorzuheben) und das in unmittelbarer Nähe befindliche kleine, aber feine Hotel am Kastell bot für die weiter angereisten Spieler eine optimale Unterbringung mit leckerem reichhaltigem Frühstück. Die Stadt Goch mit ihren rund 34.000 Einwohnern hat neben einer netten Fußgängerzone und vielen Einkaufsmöglichkeiten auch eine Hand voll sehr guter Restaurants zu bieten, welche für die Spieler fußläufig zu erreichen waren.

Wie bereits in den Vorjahren erfolgreich eingeführt und praktiziert, wurde wieder die mehr oder weniger umstrittene bzw. akzeptierte „3-Punkte-Regel“ angewandt. Neben den 5 Hauptpreisen gab es in verschiedenen Ratingkategorien Preise. Erstmals bestand die Möglichkeit, Partien des Turniers einzureichen für einen „Schönheitspreis“. Glücksfee bzw. Jury war die Internetanwendung „Chartie“ (eine spezielle Bewertungssoftware für die Attraktivität von Schachpartien).
Zum Turnierverlauf:


Die Runde 1 brachte auf der Bühne an den Spitzenbrettern keine Überraschungen. Das erste unerwartete Ergebnis war an Brett 12 ein Erstrundensieg des Berichterstatters gegen einen rund 340 ELO-Punkte höher eingestuften Gegner.

In der 2. Runde verlor Vorjahressieger Karl-Heinz Podzielny an Brett 3 gegen Fabian Stotyn (Nr. 40 der Startrangliste) und verabschiedete sich zunächst aus dem Titelrennen. Lediglich an den mittleren und hinteren Brettern waren vereinzelte Remis zu verzeichnen.

Die 3. Runde brachte keine großen Überraschungen, sodass die favorisierten GM Sebastien Mazé, Normunds Miezis und Lev Gutman die volle mögliche Punktzahl erreichten.
In der 4. Runde war das erste Duell von Titelträgern zu vermelden, an Tisch 2 zwischen GM Normunds Miezis und FM Helge Hintze.


GM Miezis gegen FM Hintze

Aber auch in dieser Runde gab es keine Überraschungen zu vermelden, sodass die Tabellenführung weiterhin bei den 3 GM’s lag. IM Podzielny gewann und kämpfte sich heran, um bald wieder auf der Bühne zu erscheinen.

Die 5. Runde brachte an Brett eins bereits früh im Turnierverlauf das direkte Aufeinandertreffen der beiden Top-Gesetzten GM’s Miezis und Mazé.


Miezis


Mazé

Die Begegnung endete im frühen Mittelspiel remis. GM Lev Gutman spielte weiter solide, gewann gegen einen Amateurspieler und eroberte die alleinige Tabellenführung (mit 2 Punkten Vorsprung aufgrund der 3-Punkte-Regel). Aufgrund der Fortschrittswertung/Punktsummenwertung als Zweitwertung bei Punktgleichheit hatte er zudem eine gute Ausgangslage für die letzten beiden Runden.

Der französische Großmeister Sebastien Mazé und „Goch-Debütant“ kam in der 6. Runde am Spitzenbrett gegen den weiter gut spielenden GM Lev Gutman nicht über ein Remis hinaus und musste danach wohl seine Titelhoffnungen ad acta legen, denn nach einem Sieg von GM Normunds Miezis zog dieser mit GM Gutman gleich. Vorjahressieger Podzielny gewann an Brett 3 seine Pflichtaufgabe und konnte sich je nach Verlauf der 7 Runde noch berechtigte Tiltelhoffnungen machen.


Schlussrunde auf der Bühne


Viele Zuschauer auf der Bühne

Die 7. Runde brachte dann an Brett 1 eine echte Entscheidungspartie zwischen den punktgleichen Gutman und Miezis.


Die Entscheidungspartie








Im späten Mittelspiel setzte der lettische Großmeister sich letztendlich durch und konnte mit weiteren drei Punkten auf dem Konto (insgesamt 19 von 21 Zählern) den alleinigen Turniersieg feiern. Der Turniersieger ist seit 1992 regelmäßig alle paar Jahre in Goch anzutreffen. 1992 gewann er, 1997 wurde er 4. Und auch 2007 gewann er bereits in Goch. Vorjahressieger IM Karl-Heinz Podzielny gewann zwar auch seine Schlusspartie. Mit 18 Punkten reichte es dieses Mal – trotz gutem Schlussspurt - aber nur für Platz 2. Der junge französische Großmeister Mazé spielte an Brett 3 gegen seinen jungen niederländischen Gegner Stefan Beukema eine bemerkenswert interessante und spannende Partie mit sehr ungewöhnlicher Materialverteilung.



Partie...

Er gewann diese und kam mit 17 Punkten auf Platz 3 vor Lev Gutman als 4. Mit 16 Punkten.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass eine super freundliche angenehme Stimmung unter allen Teilnehmern herrschte, die Organisation wieder Top war und gutes, spannendes Schach gespielt wurde. So überrascht es denn auch nicht, dass noch sehr viele Teilnehmer bis zur spät beginnenden Siegerehrung geblieben sind. Auf ein Neues zur 23. Auflage des Gocher Opens am Niederrhein im Jahre 2012.

Hier der Link auf die Turnierhomepage:

www.gocher-open.de

(mit Fotos, Historie, Statistiken, Tabellen und vorläufigen DWZ/ELO-Auswertungen …)

Ausschreibung und Turnierinfos...


Hier die Spitzenplatzierungen:
 

    

Rangliste:  Stand nach der 7. Runde 

Rang

Teilnehmer

Titel

TWZ

At

Verein/Ort

S

R

V

Punkte

PktSu

MiBuch

1.

Miezis,Normunds

GM

2534

M

 

6

1

0

19

78

68

2.

Podzielny,Karl-Heinz

IM

2470

M

SV Letmathe 1933

6

0

1

18

66

61

3.

Mazé,Sebastien

GM

2578

M

Clichy-Echecs 92

5

2

0

17

74

61

4.

Gutman,Lev

GM

2455

M

SV Lingen

5

1

1

16

77

73

5.

Czybik,Nils Patrick

1

2137

M

SF Erkelenz 1959

5

1

1

16

68

62

5.

Schoonenberg,Olav

1

2120

M

SV PION Groesbeek

5

1

1

16

68

62

7.

Schmidt-Schäffer,Sebastian,Dr.

 

2389

M

SC Kreuzberg

5

1

1

16

67

60

8.

Hintze,Helge

FM

2346

*

Elberfelder SG

5

0

1

15

69

60

9.

Fleuren,Jan

1

2115

M

SV PION Groesbeek

4

3

0

15

58

53

10.

Heinert,Eugen

 

2208

M

OSC Rheinhausen 0

5

0

2

15

54

55

11.

Pohle,Dirk

CM

2215

M

SC Solingen 1928

4

2

1

14

63

61

12.

Dehn,Marcus

1

2122

M

SV Wesel 1928

4

2

1

14

63

60

13.

Roßkothen,Arnd

1

2147

M

Uedemer SC 1948

4

2

1

14

53

52

14.

De Wit,Albert

2

2028

M

SV Woensel Lichtt

4

2

1

14

50

48

15.

Beukema,Stefan

 

2215

M

Stukkenjagers Til

4

1

2

13

65

65

16.

Gawehns,Klaus

FM

2386

*

SC 1950 Remagen

4

1

1

13

65

62

17.

Stotyn,Fabian

2

2054

M

SK Nordhorn-Blank

4

1

2

13

61

67

18.

Stümer,Paul

1

2130

M

SV Bergneustadt/D

4

1

2

13

61

57

19.

Stefkovic,Marijan

1

2137

M

SF Süchteln 1938

4

1

2

13

60

61

20.

Kienitz,Andre

1

2122

M

SF Erkelenz 1959

4

1

2

13

58

59

21.

Harff,Wilfried

1

2174

M

SG Hochneukirch

4

1

2

13

58

55

22.

Jakob,Matthias

3

1987

M

SG Kaarst 1912/35

4

1

2

13

57

56

23.

Holscher,Peter

1

2142

M

Hoornsche SV Cais

4

1

2

13

55

53

24.

Hulshof,Peter

 

2206

M

SV Unitas

3

4

0

13

52

47

25.

Glinzk,Michael

2

2010

M

SV BW Concordia V

4

1

2

13

50

47

(149 Teilnehmer) / komplette Tabelle als PDF hier zum Download

 


Beginn der Siegerehrung




Der Drittplatzierte


 


An der Niers

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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