Viel Schach auf Korsika
Von Fabrice Wantiez
Es grüßen Napoleon...
Anand, Karpov und Battesti (Foto: Maurice)
(Foto: Maurice)
Ende Oktober (25.-31.10) wurde in Bastia das Corsica Masters ausgetragen.
Leo Battesti
Gespielt wurde 9 Runden nach Schweizer System bei FIDE-Bedenkzeit (1h30+30
sec.). Mit einem Gesamtpreisfonds von 40.000 Euro war das Turnier sehr gut
ausgestattet. Nicht weniger als 55 Preise wurden ausgelobt. Der Elofavorit
Ivan Sokolov (BHR,2657) gewann das Turnier ungefährdet dank bester
Zweitwertung vor den punktgleichen Vladimir Malaniuk (2586, UKR) und Hicham Hamdouchi (2590, FRA).
In der letzten Runde war Sokolov einem alleinigen Turniersieg nahe, als er
mit den schwarzen Steinen gegen Hamdouchi einigen Endspielvorteil hatte.
Letztlich endete die Partie aber doch remis.
Hamdouchi und Sokolov
Vladimir Malankuk (li.)
Remisvereinbarungen sind beim Corsica Open seit vielen Jahren grundsätzlich
verboten. So bat der Schiedsrichter in der letzten Runde Mladen Palac (2576)
und Konstantin Maslak (2551) zur Fortführung der Partie, nachdem diese sich
schon auf Remis geeinigt und die Grundstellung schon wieder aufgebaut
hatten.
Adina-Maria Hamdouchi
Irina Kurochka
Thierry Audin
Israel Caspi
Alain Houriez
Prominenter Zuschauer
Eric Prie
Margaux Lefevre
Nino Vlashki
Vor dem Open fanden zwei Jugendturniere statt, eines in Bastia und eines
in Ajaccio. Teilnehmen durften Spieler unter 16 Jahren. Als Preise wurde
einige für Jugendliche sehr attraktive Dinge verteilt: iPods, Gamekonsolen,
Computerspiele, etc. Gesamtwert: 30.000 Euro. Sieger des Jugendturniers in
Bastia wurde Vianney Domenech aus Montpellier mit 8,5/9. Beim folgenden
Turnier in Ajaccio siegte der gleiche Spieler sogar mit 9/9.
Anand beim Simultan gegen Domenech
Höhepunkt der Veranstaltungsreihe war der Wettkampf zwischen Anand und
Karpov, der ebenfalls zu gleichen Teilen in Bastia (31.10) und Ajaccio
(2.11.) gespielt wurde. Beim ersten Teil in Bastia gewann Anand die erste
Partie und spielte die zweite remis. In Ajaccio gewann der amtierende
Weltmeister beide Partien. Für die Zuschauer wurden die Bilder des Matches
von drei Kameras auf große Monitor übertragen.
Am Tag vor Beginn des Wettkampfes gaben die beiden Spieler
Simultanvorstellungen gegen 32 Spieler, z.T. aus dem Jugendturnier, z.T. aus
dem Masters. "Pido", ein auf Korsika sehr bekannter Humorist, nahm ebenfalls
teil.
Der von Leo Battesti ins Leben gerufene Corsica Circuit bietet
Schachfreunden eine gute Gelegenheit, die außerordentlichen Reize dieser
wunderschönen Insel kennenzulernen.
Mittelmeerflair
Blick auf Bastia
Mole mit Leuchtturm
Battesti (56) gründete den Schachverband Korsikas, "Lega
Corsa di Scacchi" und ist Vizepräsident des französischen
Schachverbandes FFE. Zuvor war er im Rahmen der korsischen
Autonomiebestrebungen als einer der Gründer der
FLNC
aktiv und wurde als politischer Gefangener von 1978 bis 1981 inhaftiert.
Battesti
Nach der Begnadigung durch François Miterrand war er von 1986 bis 1922
korsischer Vertreter in Paris. Viele prominente Großmeister haben inzwischen
auf Einladung Battestis Koriska, besucht, darunter im letzten Jahr Garry
Kasparov. Die Zahl der aktiven Spieler wurde um den Faktor 20 gesteigert.
Weitere Bilder aus Korsika:
Erbalunga
Erbalunga im Norden Korsikas, unweit von Bastia, ist ein kleiner
romantischer Fischereihafen, gehört zur Gemeinde Brando und wurde auf einer
Felszunge errichtet.
Der berühmte Torra d'Erbalunga, ein Genueser Turm
Baulicher Wildwuchs
Saint Florent
Saint Florent ist die Hauptstadt der Region Nebbio im Norden Korsikas. Wegen
ihres besonderen Flairs wird Saint Florent das Saint-Tropez Korsikas
genannt. Der Ort gehörte zum Genueser Einflussbereich. Die nahe gelegenen
Sümpfe sorgten für häufige Malariaepidemien, bis Napoleon III. diese trocken
legen ließ.
Bonifacio
Bonifacio im Süden von Korsika gelegen, ist der Namensgeber der Meerenge
zwischen Koriska und Sardinien, der "Straße von Bonifacio". Als Gründer des
Ortes gilt den toskanische Graf Bonifacio II. (828), allerdings war der Ort
schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Der Naturhafen ist einer der
eindruckvollsten Mittelmeerhäfen. Seit dem 12.Jh. war Bonifacio in Genueser
Hand.
Der Yachthafen von Bonifacio
Hier übernachtete Karl V., letzter römisch-deutscher Kaiser
Und hier ist die Gedenktafel
... für Napoleon Bonaparte
Die Steilküste vor Bonifacia
LE QUANG Kim, HOURIEZ Alain, AUDIN Thierry, noch ohne Gedenkstein
Schöne Grüße aus dem Süden: Fabrice Wantiez