Mit drei Jahren auf dem Weg zum Großmeister?

von Stefan Liebig
08.12.2025 – In den vergangenen Tagen machte ein ungewöhnliches Gesicht die Runde auf Sportseiten und sozialen Medien: Sarwagya Singh Kushwaha, ein Junge aus dem Distrikt Sagar in Madhya Pradesh, Indien, wurde mit gerade einmal drei Jahren und sieben Monaten und 13 Tagen als FIDE-bewerteter Schachspieler registriert und damit der jüngste Spieler in der Geschichte, der eine offizielle FIDE-Wertung erhalten hat. Sein Eintrag bei der FIDE zeigt eine Schnellschach-Wertung (Rapid) von 1572, die FIDE-ID lautet 558059504. | Foto: ChessBase India

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Wer ist Sarwagya?


Sarwagya Singh Kushwaha wurde laut ChessBase India im Jahr 2022 geboren und besuchte zuletzt eine Vorschule. Es ist zu lesen, dass er im Alter von etwa zweieinhalb Jahren begonnen habe, sich „ernsthaft“ mit Schach zu beschäftigen, und mittlerweile mehrere Stunden am Tag trainiere. Trainer und Umfeld hätten demnach sein Talent früh erkannt. Sein Vater, Siddharth Singh Kushwaha, wird in mehreren Interviews zitiert und äußerte stolz den Wunsch, Sarwagya möge eines Tages ein Großmeister werden. 

Warum die internationale Schachwelt aufhorcht

Der bisherige Rekord für den jüngsten FIDE-Bewerteten stammte ebenfalls aus Indien und wurde von Anish Sarkar aufgestellt. Er war nur wenig älter als Sarwagya, als dieser sein erstes Rating bekam. Medien weltweit — von The Guardian bis zu nationalen Blättern wie India Today und The Times of India — berichteten über den Rekord. Diese ersten Erfolge in Rapid-Partien und das Eintragen einer Wertung sind sicher beeindruckend — aber viele Kinder zeigen frühe Talente, aber nur ein sehr kleiner Prozentsatz bleibt dabei und gelangt langfristig in die Weltspitze.

Supertalent oder nicht – großer Hype um den Dreijährigen mit Rating. | Foto: ChessBase India

In einigen Berichten ist die Rede davon, dass Sarwagya mehrere Stunden am Tag trainiere. Bei Drei- bis Vierjährigen sind lange, strukturierte Trainingseinheiten und intensiver Turnierdruck problematisch — sowohl psychologisch als auch physiologisch. Eltern, Trainer und der indische Verband sollten hier besonders auf das Wohl des Kindes achten: Spielspaß, altersgerechte Entwicklung, soziale und schulische Bedürfnisse dürfen nicht hinter Leistungsdruck zurücktreten. Medienberichte erwähnen Stolz und Ambitionen der Eltern. Das ist sicher nachvollziehbar — dennoch bleibt die Frage, ob ambitionierte Zielsetzungen (z. B. Großmeister zu werden) für ein Kleinkind realistisch und angemessen sind. 

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In der digitalen Ära entstehen Hypes schnell. Solche Geschichten bringen Sichtbarkeit — sind also eventuell nützlich für Sponsoring und Förderung — aber sie können auch dazu führen, dass ein Kind vorzeitig unter zu großen öffentlichen Erwartungsdruck gerät. Man sollte also vorsichtig mit Superlativen umgehen.

Fazit

Sarwagya Singh Kushwaha hat sicher eine bemerkenswerte Leistung vollbracht: ein Dreijähriger mit einer in die FIDE-Liste eingetragenen Schnellschachwertung! Die historische Dimension des Rekords ist real und verdient Beachtung. Gleichzeitig ist es wichtig, den Hype nicht mit langfristigen Prognosen zu verwechseln. Wünsche der Eltern — wie der Traum vom Großmeistertitel — sind verständlich, sollten aber begleitet werden von einer verantwortungsvollen Förderung, die das Kindeswohl und eine nachhaltige Entwicklung über kurzfristige Rekorde stellt.

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Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.
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