Partien:
Europapokal...
Europapokal Frauen...
Mit Shirov in die Alpen
Mit Fügen wanderte der Europapokal der
Vereine von Austragungsorten im südlichen Europa nun einmal nach Mitteleuropa.
Organisator war der österreichische Verein Sparkasse Jenbach, die im nahe
gelegenen Fügen im Zillertal einen geeigneten Spielort, die dortige
Veranstaltungshalle fand. Alexey Shirov gehörte zum Team von Ural Sverdolvskaya
und besetzte dort hinter Svidler Brett zwei. Mit Grischuk, Akopian, Dreev
und Motylev war die Mannschaft der erste Anwärter auf den Sieg.
Am Ende ereichte es mit 12 Mannschaftspunkten wegen des schlechteren
Brettpunktverhältnisses jedoch nur zu Platz drei hinter Tomsk-400 und Ladya
Kazan. Shirov machte 4,5 Punkt in sechs Partien. Mit seinem Sieg über
Areshchenko sorgte er für den knappen Sieg über Werder Bremen.
Als Alexey Shirov zwei Tage vor dem Turnierbeginn ankam, machte er gleich eine
kleine Entdeckungsreise in die umliegenden Berge. In den Zeiten der UdSSR, als
die Sowjetbürger nicht ins Ausland reisen durfte, war das Wandern im Gebirge
oder gar Klettern eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
Als Fünfjähriger war Alexey mit seinem Vater in den Bergen auf der Krimhalbinsel
unterwegs gewesen. Mit 600 Metern waren die erstiegenen Berge zwar objektiv
nicht sehr hoch, aber für ein Kind dennoch sehr beeindruckend.
So kam ihm die Umgebung von Fügen auf
behagliche Art vertraut vor und erinnerte ihn an seine Kindheit. .Am ersten Tag
seines Aufenthalts unternahm er am späten Nachmittag einen kurzen Ausflug bis
auf eine Höhe von 900 Meter und kehrte dann um.
Kleiner Ausflug in die Umgebung: Los geht's...
Kaltes, klares Wasser, mit...
...und ohne Großmeister.
Am Tag vor dem Turnierstart
wagte er sich dann aber an die Besteigung der Tuxer Alpen bis hin zur
Kellerjochhütte. Am 7.Oktober, einen Tag vor Turnierbeginn, machte er sich um um
11 Uhr auf den Weg.
Der Ort Fügen liegt auf einer Höhe von etwa 640 Metern und der Aufstieg zur
Kellerjochhütte in Höhe von 2237 Metern dauerte insgesamt etwa vier Stunden.
Blick zurück ins Tal
Es wäre möglich gewesen, mit einer Gondel
hinaufzufahren, aber dann die beabsichtigte Reinigung durch den Aufmarsch
natürlich nicht gegeben gewesen.
Gondel nur für Warmduscher
Auf
ca. halbem Weg kann man in einer anderen Hütte schon eine Rast einlegen.
Hinter dem Wanderer kroch plötzlich eine Nebelwand den Berg hoch.
Wie man weiß, gibt es auch wieder Bären in den Alpen.
Bis
dahin sind die Wege von anderen Wanderern noch recht gut frequentiert. Doch
danach werden diese immer weniger und bleiben bald ganz aus.
Vor dem Europapokal hatten sich die Ereignisse beim Wettkampf in Elista
überschlagen und auch die nicht dort spielenden Spitzen-Großmeister beeindruckt.
Wie würde Schach und die Profis nach den dortigen Vorfällen, die die Runde um
die Welt machten, wohl nun angesehen werden? Shirov nutzte den Aufstieg auch, um
seine Kopf von allen anderen Gedanken zu befreien, um sich ganz auf den
Europapokal konzentrieren zu können. "Danach, als ich wieder unten angekommen
war, fühlte ich mich wie rein gewaschen," meinte er.
Normalerweise ist der Aufstieg zur Kellerjochhütte auch dann ungefährlich, wenn
man alleine dort hinauf wandert. Falls etwas passiert, wenn man ausrutscht, stolpert,
sich etwas bricht, kann man in der heutigen Zeit mit einem Mobiltelefon leicht
Hilfe holen. Allerdings sollte man es auch dabei haben und nicht wie Shirov im
Hotel vergessen. So war es dann schon etwas unheimlich, alleine durch den Nebel
zu marschieren, der in dicken Schwaden zwischen den Gipfeln umher waberte.
Allein und verlassen. Nur der alles verschlingende Nebel
begleitet einen.
Uuaaahaha...
Blick in die Tiefe
Das Weiße ist Schnee.
Am Gipfel steht die Kellerjochhütte.
Anfang des letzten Jahrhunderts erbaut, bietet sie Schutz vor Regen, Strum und
Kälte und kann auch zur Übernachtung genutzt werden.
An der Hauswand wurde ein Schild
angebracht, das auch über die Höhe Auskunft gibt.
Gleichzeitig kann das Fotos des Schildes als Beweis angenommen werden, dass
unser spielstarker Gipfelstürmer tatsächlich dort war.
Die Bergspitze im Hintergrund sieht nicht hoch aus, hat aber eine Höhe von über
2200 Metern
Am
nächsten Tage erzählte er von seinem Abenteuer und wurde prompt von seinem
Teamchef gefragt, ob er verrückt geworden sei. Was hätte er denn alleine
gemacht, wenn er gestolpert und gestürzt wäre? So mancher ist über die Alpen
marschiert und wurde später unfreiwillig als "Ötzi" berühmt. Und was hätte die
Mannschaft ohne ihn gemacht? Aber es ging alles gut und niemand kam zu Schaden.
Ende gut, alle gut.
Fotos: Alexej Shirov
Text: André Schulz nach Bericht von Alexej Shirov