Kristiansund qualifiziert sich für Norwegens erste Liga
Von Axel Smith
Kristiansund ist eine Stadt mit 25.000 Einwohnern, die an der Westküste Norwegens,
400 Kilometer nördlich von Oslo, liegt. Diese Saison hat der Schachklub Kristiansunds
eine Menge Zeit und Energie investiert, um in die erste Liga aufzusteigen. Das
Ergebnis war verblüffend: Eine Saisonbilanz von 24-3.
Kristiansund besteht aus vier Inseln: Nordlandet, Kirkelandet, Gomalandet und
Innlandet. Unter Einheimischen kursiert ein Scherz, dass Diebe von der letzt
genannten Insel nicht fliehen können; denn es gibt nur einen Weg nach draußen
und der führt über die drei anderen Inseln!
In den 60ern hat man eigentlich nicht geglaubt, dass es Öl vor der Küste Norwegens
geben könnte, aber eine Firma unternahm 1966 dennoch Bohrungen. Drei Jahre später,
am 23. Dezember 1969, stieß man auf Öl, und seitdem ist Norwegen ein reiches
Land. Zehn Jahre später hatte sich die Ölindustrie in Kristiansund etabliert
und spielt heute in der Wirtschaft des Landes immer noch eine führende Rolle.
Viele Länder, die in den letzten Jahrzehnten reich geworden sind, haben ihr
Geld für funktionale Gebäude wie Parkhäuser ausgegeben, anstatt damit kulturelle
Einrichtungen wie Opernhäuser und Theater zu errichten und in gewisser Weise
gilt das auch für Norwegen.
Das Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs, das weltweit am längsten ununterbrochen
in Betrieb ist, befindet sich in Kristiansund - "Sundsbåten". Es ist wirklich
alt - so alt wie das Telefon - und wurde 1876 in Betrieb genommen!
Am 28. April 1940 begann die Bombardierung Kristiansunds. Neben einer Stadt
in Malta war Kristiansund die europäische Stadt, in der der prozentuale Anteil
der bombardierten Häuser am höchsten war - 70%. Am Ende von fünf Jahren deutscher
Besatzung beschloss man, die Stadt wieder neu aufzubauen. Beim Bau der modernen
Häuser nutzte man das gesamte Farbspektrum - alles nur Erdenkliche wurde getan,
um das bedrückende Gefühl aus der Zeit des Krieges zu vermeiden. Kristiansund
wurde "das Dorf der vielen Farben" genannt und bietet immer noch einen wunderschönen
Anblick.
Kristiansunds Hauptstrasse hat das gleiche Gefälle wie die Hauptstrasse Roms,
und so hat der deutsche Architekt sie auf die gleiche Weise konstruiert. Sein
Entwurf enthält einen Strand am Ende der Strasse, aber den gibt es nicht.
Das schöne Vereinslokal des Schachklubs von Kristiansund liegt in dieser Strasse
- das rosa angemalte Haus in der Mitte des Bilds.
Aage Sivertsen ist Vereinspräsident. Sein Motto lautet "think positive" und
mit harter Arbeit ist es ihm gelungen, eine Menge Sponsoren zu gewinnen. Mit
ein Grund dafür dürfte sein, dass die lokale Presse ausführlich über den Verein
berichtet.
Robin Hoem, Lars Hjelmås, Axel Smith, Kjell Tore Sandum und Michai Suba (Anders
Olsson ist nicht auf dem Bild) bildeten die Mannschaft, die sich für die erste
Liga qualifiziert hat - mit einer Saisonbilanz von 24-3.
Tore Kristiansen leistet unschätzbare Arbeit für den Verein. Allen Schulen in
Kristiansund wird so viel kostenloser Schachunterricht angeboten, wie sie wollen,
und viele zukünftige Schachspieler lernen so die ersten Züge.