Morelia: Anand führt nach Runde 4
Text: André Schulz
Fotos: Nadja Woisin, Frederic Friedel
Videos. Nadja Woisin

Fotografenansturm bei Rundenbeginn

Blick vom zweiten Balkon auf die Bühne

Ergebnisse:
Runde 4: Mittwoch, Februar 21 |
Peter Leko
|
½-½
|
Levon Aronian |
Vishy Anand
|
1-0
|
Alex. Morozevich |
Vassily Ivanchuk
|
0-1
|
Magnus Carlsen |
Veselin Topalov
|
½-½
|
Peter Svidler |
Stand nach vier Runden:

Die Partien der ersten vier Runden...
Neue Videos:
Vídeo: Runde 4 (19.2.2007)...
Videos der zurückliegenden
Tage:
Vídeo Runde 3 (19.2.2007)...
Karneval in Morelia (18.2.2007)...
Video:
Runde 2 (18.2.2007)...
Vídeo: Runde 1 (17.2.2007)...
Vídeo: Eröffnungsfeier (16.2.2007)...
Veselin Topalov, der sonst meist 1.d4
bevorzugt, wandelte in seiner Partie gegen Svidler auf Kramniks Pfaden und
eröffnete mit 1.Sf3.


Durch Zugumstellung entstand eine
Antigrünfeld-Variante, bei der Weiß gegenüber der vergleichbaren Variante der
Grünfeldverteidigung zwar ein Tempo verlier (Dd1-a4-b3), Schwarz dabei aber zu
dem hier eher nutzlosen Zug Lc8-d7 zwingt.

Svidler hatte diese Stellung schon mehrfach
auf dem Brett, zuletzt beim Tal Memorial in Moskau im letzten Jahr gegen Gelfand.
Mit 15.Td1 wich Topalov von diesem Vorgänger ab. Im weiteren Verlauf der Partie
änderte sich wenig an der grundlegenden Struktur der Stellung.

Nach dem Tausch einiger Steine wurde die
Partie auf Vorschlag von Topalov im 29.Zug mit remis beendet.
Die größte Überraschung des Tages war
vielleicht Peter Lekos erster Zug :1.d4.

Aronian ahnt, was jetzt kommt
Etwas anderes als 1.e4 sieht man beim Ungarn
selten, aber in den letzten Jahren hat er tatsächlich ab und an mit diesem Zug
experimentiert, der ihm ja auch schon in seinem WM-Kampf gegen Kramnik geholfen
hat. Im letzten Jahr hatte Leko gegen Aronian in Morelia mit seinem
Anti-Marshall verloren. In Dortmund konnte er den Armenier mit der Spanischen
Abtauschvariante überraschen. Nun sollte also 1.d4 den gleichen Effekt erzielen.
Es entstand ein Bogoindisch/Katalanisch-Hybrid.
Mit 9.Sc3 wich Leko vom üblichen Weg mit 9.Dc2 ab.


Nachdem er mit einem Turm auf die 7.Reihe
eingedrungen war, brachte er mit einem Qualitäts"opfer" Würze ins Spiel.

Im Gewinnsinne brachte dies jedoch nichts ein. Schwarz erhielt bald Gegenspiel
mit seinen Schwerfiguren, so dass Leko sich ins Endspiel retten musste, das er
mit Läufer und Mehrbauer remis hielt.

Vielleicht hätte er noch auf Gewinn spielen können: Levon Aronian

Aronians Sekundant Vadim Potkin spricht mit Lekos Trainer Arsahk Petrosian
Mit seinem Sieg über Alexander Morozevich
fuhr Vishy Anand seinen zweiten vollen Punkt ein und hat sich damit an die
Tabellenspitze gesetzt. Thema der Partie war die Breyer-Variante im
Geschlossenen Spanier.



Mit 15. c7-c6 (statt g7-g6) beschritt
Morozevich einen ungewöhnlichen Pfad in diesem Abspiel. Nur ein einziges Vorbild
ist bekannt und das stammt aus dem Jahr 1956.


Anand machte auch sofort Gebrauch von dieser
Abweichung und stellte seinen Springer dankend nach f5. Zwischenzeitlich hielt
er diesen dort auch unter dem Angebot eines Opfers - das nicht angenommen werden
musste - und nutzte ihn später zur Verstärkung eines Springervorpostens auf d5.

Doch sehr viel mehr als optische Dominanz
sprang für den Inder dabei zunächst nicht heraus. Erst als Morozevich mit
41...Lf8 eine Unvorsichtigkeit begann, neigte sich die Waage zugunsten von Weiß.

Der "Tiger" sprang auch sofort seine Beute
an (Sed5) und erhielt im Ergebnis zwei Freibauern am Damenflügel. Der Rest war
nur noch eine Sache souveräner Technik.

Wer etwas über die Partie zwischen Vassliy
Ivanchuk und Magnus Carlsen erfahren möchte, kann sich in seinem
Schachblog aus erster Hand
informieren. Ivanchuk hatte mit einem Finachetto-Damenbauerspiel eröffnet und
Carlsen hatte mit b7-b5 die prinzipiellste Variante gespielt und ausgenutzt,
dass Weiß den Zug c2-c4 zurück gestellt hatte.


In einem positionellen Grabenkrieg war eher Weiß etwas besser, konnte aber
seinen Vorteil nicht festhalten. Nach dem Übergang in ein ausgeglichenes
Endspiel war 49.Kf2 eine erste Ungenauigkeit.


Nachdem Ivanchuk mit 53.Tb5 seinen a-Bauern aufgegeben hatte, geriet er sehr
schnell auf die Verliererstraße


Veselin Topalov präsentierte eine schicke neue Uhr.


Diese stellt die Zeit nicht mehr mit Zifferblatt oder
in Zahlen dar, sondern der Träger rechnet sich die Zeit mit Hilfe von "Binär"stellen
nach folgendem Schema selber aus.

|
Die Stunden
X _ _ _ = 1
_ X _ _ = 2
_ _ X _ = 4
_ _ _ X = 8
|
Die Minuten
X _ _ _ _ _ = 1
_ X _ _ _ _ = 2
_ _ X _ _ _ = 4
_ _ _ X _ _ = 8
_ _ _ _ X _ = 16
_ _ _ _ _ X = 32
|
Dass die FIDE ein ähnliches
Model bald als Schachuhr einführen will, stimmt allerdings nicht.

Bilder des Tages:

Carlsen schaut sich um. Mal hier...

...mal dort.



Jetzt wird's spannend

Blick in den Presseraum

Damengespräche

Herrengespräche

Potkin und Motylev