Russisches Superfinale der Frauen
Von Anna Burtasova
Im Superfinale der Frauen fällt die
endgültige Entscheidung über den Titel der Landesmeisterin. Seit 2005 wird
dieses Turnier ausgetragen, gespielt wird im Modus jede gegen jede und die
letzten beiden Jahre gewann Alisa Galliamova.
Dieses Jahr wurde das Teilnehmerinnenfeld
auf zehn begrenzt. Die Kosintseva-Schwestern lehnten die Einladung zum Turnier
ab, da ihr Terminkalender zu voll war: beide spielten im Juli in einem sehr
starken Turnier in China und Anfang August nahmen sie am ersten FIDE Women Grand
Prix 2011/12 in Rostov-am-Don teil. Beide Kosintseva-Schwestern gewannen die
Landesmeisterschaft bereits. Doch abgesehen von den beiden versammelte das
Turnier die gesamte Spitze des russischen Frauenschachs. Immerhin lockte ein
Preisfonds von 1.500.000 Rubeln (etwa 37.500 Euro, von denen 10.000 Euro an die
Siegerin gehen).
Als Erst- und Zweitplatzierte des Vorjahres
waren Alisa Galliamova und Natalia Pogonina (die im Vorjahr nach Wertung Zweite
geworden war) automatisch qualifiziert. Elena Zaiatz, Baira Kovanova, Valentin
Gunina, Daria Charochkina, Tatiana Shadrina und Olga Girya hatten sich im Juni
in Taganrog in einem Turnier nach Schweizer System in der Higher League
qualifiziert. Alexandra Kosteniuk und Anastasiya Bodnaruk durften aufgrund ihrer
Elo-Zahl am Turnier teilnehmen. So lag der Elo-Schnitt bei 2418.

Das Turnier findet im legendären
Zentralschachklub statt, der auf dem Gogolevskiy Boulevard in der Nähe des Arbat
mitten in Moskau liegt.

Alisa Galliamova und Alexandra Kosteniuk
waren gerade aus Rostov-am-Don zurückgekehrt. Beide scheinen nicht besonders gut
in Form zu sein und liegen mit 2,5 aus 5 bei 50 Prozent. Allerdings gewann
Kosteniuk in der ersten Runde gegen die Titelverteidigerin.
In Führung liegen Valentina Gunina und Baira
Kovanova. Gunina hatte in einigen Partien das Glück auf ihrer Seite, so
"schenkte" ihr Natalia Pogonina in Runde Zwei einen halben Punkt, als sie in
Zeitnot eine Gewinnvariante übersah. Allerdings gelangen Gunina dank ihrer
enormen Rechenfähigkeiten auch ein paar schnelle Siege.

Gunina wurde 1989 in Murmansk geboren. Ihr
Vater war ihr erster Trainer, er brachte ihr und ihrem älteren Bruder die Regeln
bei. Gunina erzielte bereits früh erste Erfolge. Sie wurde russische Meisterin
U-10, U-14, U-16, U-18, U-20. Außerdem wurde sie Weltmeisterin U-18 und gewann
die Higher League. 2010 holte Gunina mit der russischen Mannschaft bei der
Olympiade die Goldmedaille. Als Jugendliche spielte Gunina immer extrem schnell.
Auch heute gilt sie als phantastische Blitzspielerin und gewinnt regelmäßig
Blitzturniere in Moskau, wo sie für ihr Studium hingezogen ist. Dies ist bereits
ihr sechstes Superfinale. Bislang war ihr bestes Ergebnis der Gewinn der
Bronzemedaille 2009. Dieses Jahr liegt sie nach fünf Runden mit 4 aus 5 an der
Tabellenspitze.

Valentina, wie ist das Turnier für Dich
bislang gelaufen?
Im Vergleich zum Vorjahr, wo ich mit drei
Nullen gestartet bin, läuft dieses Superfinale sehr gut. Ich weiß, dass der
Computer meine Stellung in der Partie gegen Pogonina mit -3 bewertet hat! Ich
hatte den roten Faden verloren und habe meine gesamte Bedenkzeit geopfert, um
nach einem Weg zum Ausgleich zu suchen. So kam ich in schwere Zeitnot, aber
hatte irgendwie Glück.
Aber wo ist die alte Gunina, die immer
schnell gespielt hat und gar nicht wusste, was Zeitnot ist?
Ich arbeite jetzt viel härter an meinem
Schach und sofort gibt es mehr Dinge, über die man Nachdenken muss! (lacht)

Baira Kovanova, die sich mit 4 aus 5 die
Führung mit Gunina teil, verfolgt genau den gleichen Ansatz wie die “alte Gunina”
– sie spielt sehr schnell, gerät nie in Zeitnot und macht keine offensichtlichen
Fehler. Bislang funktioniert das gut, sie hat keine Partie verloren, zwei Remis
gemacht und drei Partien gewonnen. Kovanova stammt aus Elista in Kalmykien, aber
lebt jetzt in Saratov, wo sie studiert und im lokalen Team gespielt hat.

Die Moskauerin Daria Charochkina, die mit
der niedrigsten Elo-Zahl ins Turnier gestartet ist, liegt mit 3,5 auf 5 auf
Platz 3. Ihre einzige Niederlage erlitt sie gegen Galliamova.
Charochkina, die
kurz vor dem Abschluss an der Sportuniversität steht, gefällt ihre Position im
Turnier: “Gegen Kosteniuk, gegen die ich gleich zu Beginn etwas verwechselt
habe, konnte ich eine nicht besonders gute Stellung halten. Generell bin ich mit
dem Turnier bislang recht zufrieden. Natürlich ist es schade, dass ich die
Partie gegen Galliamova in ein paar Zügen weg geworfen habe, aber dafür hatte
ich in der ersten Partie Glück. Ich habe mir nicht wirklich Ziele gesetzt,
sondern möchte einfach gut spielen und ein ordentliches Ergebnis erzielen, denn
immerhin ist dies mein erstes Superfinale.”
Am 24. August ist
Ruhetag, dann folgen die restlichen vier Runden. Bislang sind nur Gunina und
Kovanova ohne Niederlage und das heißt, dass noch alles offen ist. Der
Kampfgeist ist sehr groß – nur 5 von 25 endeten mit Remis!

Der Teilnehmerinnenausweis

Das Turnier lockt zahlreiche Zuschauer an.
Sie können die Partien live auf dem großen Monitor verfolgen.

Die Teilnehmerinnen bei der Eröffnungsfeier

Gleich wird Hauptschiedsrichter Eugeny
Eletsky die Bretter freigeben.

Valentina Gunina stand gegen Natalia
Pogonina am Rande einer Niederlage, aber konnte sich retten.

Valentina Gunina gewann mit neuer Frisur mit
Schwarz in 27 Zügen gegen Tatiana Shadrina.

Galliamova – Shadrina: 1-0

Natalia Pogonina mit ihrem Ehemann Peter
Zhdanov

Titelverteidigerin Alisa Galliamova hat 2,5
aus 5.

Elena Zaiatz, die Gewinnerin des Higher
League Turniers, kommt auf 2 aus 5.

Daria Charochkina liegt mit 3,5 aus 5 auf
Platz drei.

Natalia Pogonina hat 3 aus 5.

Alexandra Kosteniuk - die frühere Weltmeisterin sucht ihre Form

Anastasiya Bodnaruk liegt mit 0,5 aus 5 am
Tabellenende.

Olga Girya, Vizeweltmeisterin U-20, kommt
nur auf 1,5 aus 5.
Turnierseite:
http://www.russiachess.org/content/blogcategory/220/434/
Stand nach der 6. Runde

