Munterer Auftakt in Bazna

von ChessBase
15.06.2009 – Die erste Runde des Super-GM-Turniers in Bazna bot den Zuschauern sehr unterhaltsame Partien. Radjabov und Gelfand setzten eine aktuelle theoretische Diskussion in der Russischen Verteidigung fort, deren eigentliche Pointe aber erst in der Pressekonferenz zur Sprache kam. In Nisipeanu gegen Ivanchuk stand die Saitzev-Variante auf dem Brett. Der Deutschrumäne verlor zuviel Zeit auf der Suche nach kreativen Möglichkeiten und beging später einen schon entscheidenden Fehler. Kamsky und Shirov lieferten sich einen packenden Kampf mit Chancen auf beiden Seiten. Im Unterschied zu den Partien in Pojkovsky hatte Shirov hier einmal Glück und dann Gelegenheit seine Endspielstärke zu demonstrieren. Dorian Rogozenco hat nicht nur die Partien kommentiert, sondern das Geschehen auch noch bebildert. Turnierseite...Analysen, Bilder...

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Die erste Runde in Bazna
Von Dorian Rogozenco


Gruppenbild mit allen Beteiligten


Nisipeanu im Gespräch mit Gelfand und Huzman


Alexander Huzman, Gelfands Sekundant seit ca. 20 Jahren


Die erste Runde

In der Partie Radjabov-Gelfand wiederholten die Spieler bis zum 22.Zug die Partie Leko-Gelfand vom April 2009 in Nalchik, die vom Ungarn gewonnen wurde. Trotzdem wurden die Züge von Gelfand zuversichtlich wiederholt und es war Radjabov, der in der Eröffnung länger nachdachte. Auf der Pressekonferenz meinet Radjabov, dass er Schwierigkeiten gehabt hätte, sich an die genau Zugfolge der Partie Leko-Gelfand zu erinnern, weshalb er mehr Zeit in die Eröffnungsphase investiert hätte. Im 23. Zug probierte Weiß einen neuen Plan, der ihm das bessere Endspiel einbrachte. Wegen seiner knappen Bedenkzeit gelang es dem Aserbaidschaner jedoch nicht, den Vorteil auszubauen.

Nisipeanu und Ivanchuk spielten die Zaitsev-Variante der Spanischen. Sehr bald erreichten die Spieler eine komplizierte strategische Position, in der Ivanchuk kürzlich einige Erfahrungen gesammelt hat. Nisipeanu spielte kreativ, investierte aber zuviel Zeit und befand sich bald in Schwierigkeiten. Im taktischen Getümmel reichte ein einziger schlechter Zug von Schwarz für Ivanchuk zum Sieg.

Kamsky-Shirov war eine lange Zeit hart umkämpfte Partie. Beide Spieler hatten im Verlauf der Partie den Vorteil einmal auf ihrer Seite. Im 26. Zug übersahen beide einen möglichen taktischen Schlag. In Zeitnot machte Kamsky im 31. Zug einen weiteren groben Fehler, wonach er ein sehr schwieriges Turmendspiel erhielt und verlor

Radjabov,Teimour - Gelfand,Boris [C42]
Kings Tournament Bazna (1), 14.06.2009

1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6 4.Sf3 Sxe4 5.d4 d5 6.Ld3 Sc6 7.0–0 Le7 8.Re1 Lg4 9.c4 Sf6 10.Sc3 Lxf3 11.Dxf3 Sxd4 12.Dd1 Se6 13.cxd5 Sxd5 14.Lb5+ c6 15.Sxd5 cxb5 16.Db3 0–0 17.Le3 Lc5 18.Rad1 Lxe3 19.Rxe3 Da5 20.Dc2

20...Rfe8

20...Dxa2 führt zu einem Matt durch Damenopfer: 21.Se7+ Kh8 22.Dxh7+! Kxh7 23.Rh3#.

21.f4 b4

21...Dxa2 ist wieder schlecht: 22.f5 Sf8 23.Rg3 Kh8 24.Dc3 mit entscheidendem Angriff

22.f5 Sf8 23.Se7+

Erst dieser Zug ist neu: In Leko-Gelfand, Nalchik 2009 folgte 23.Red3 Sd7 24.Dc7 Dc5+ 25.Kf1 Db5 26.Dg3 Se5 27.f6 g6 28.Dg5 mit starkem Angriff. Ohne Zweifel hat Gelfand die Partie analysiert und eine Verbesserung vorbereitet. Aber Radjabov weicht als Erster ab.

23...Kh8 24.Dc4

Nach 24.Rde1 hat Schwarz die Wahl. 24...Se6 (or 24...Db6 25.Kh1 Red8 26.Db3 Df6 27.Dxb4 Rd7 in beiden Fällen mit akzeptabler Position.)

24...Se6 25.Sd5 Dc5 26.Dxb4 Dxb4 27.Sxb4 Sc5 28.Sd5 Rxe3 29.Sxe3

Das Endspiel ist etwas besser für Weiß.

29...h5 30.f6

Gut war auch 30.b4 Re8 31.Sf1 Se4 32.Rd7.

30...Se4 31.fxg7+

Eine interessante Möglichkeit war auch 31.Rd7.

 31...Kxg7

32.Kf1

Nun gleicht Schwarz mit 32...Re8 aus. Deshalb bot Radjabov Remis an. Nach der Partie meinte der Aserbaidschaner, dass Schwarz nach 32.Rd7 Rc8 33.h4! noch gewisse Schwierigkeiten gehabt hätte. Während der Partie hatte er den letzten Zug allerdings übersehen und wollte Schwarz nach 33.Kf1 keine taktischen Möglichkeiten einräumen.  ½–½

 

 

Nisipeanu,Liviu Dieter - Ivanchuk,Vassily [C92]
Kings Tournament Bazna (1), 14.06.2009

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Re1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0–0 9.h3 Re8 10.d4 Lb7 11.Sbd2 Lf8 12.Lc2 h6 13.d5 Se7 14.b3 c6 15.c4 cxd5 16.cxd5 Sd7

17.a4

Nisipeanu hatte über diesen Zug eine halbe Stunde lang nachgedacht. Ivanchuk zog gegen Morozevich, (Nizza 2009 (blind) hier 17.g4.

17...f5 18.axb5

Besser als das schon gespielte 18.exf5.

18...axb5 19.Rxa8 Dxa8 20.Ld3

20...Sf6

Ein interessantes positionelles Opfer (allerdings nur zeitweilig, Schwarz wird bald den Bauern d5 gewinnen.) 20...b4 war ebenfalls möglich Schwarz verliert zwar die Kontrolle über c4, erhält aber das Feld c3. 

21.Lxb5 Rc8 22.Lc4 fxe4 23.Sxe4 Sxe4 24.Rxe4 Lxd5 25.Rg4

25.Re1 Kh8 (25...Lxc4 26.bxc4 Rxc4 27.Dxd6 ist besser für Weiß) 26.Lxd5 Dxd5 27.b4 mit ungefährem Ausgleich.

25...Kh8 26.Le3 Lxf3! 27.gxf3

Mit wenig Zeit auf der Uhr wäre 27.Dxf3 Dxf3 28.gxf3 d5 29.La6 Rc3 30.Rb4 mit gleichem Endspiel die bessere praktische Entscheidung gewesen.

27...d5 28.Ld3

28...Rc3!

Jetzt hat Schwarz strake Initiative und in Zeitnot ist das Endspiel für Weiß schwierig zu halten.

29.Lb1 d4 30.Le4 Da2 31.Ld2 Rxb3 32.Kg2?

Der entscheidende Fehler. Notwendig war 32.Lc1, um zu verhindern, dass ein Turm nach b2 kommt. Der schwarze Vorteil wäre dann nur gering gewesen. 

32...Rb2 33.Le1 Sd5 34.Kg1

White überschritt in verlorener Stellung die Zeit. Am einfachsten war nun 34...Nf6 gefolgt von 35...Sxe4 und 36...Rb1. 0–1

 

Kamsky,Gata - Shirov,Alexei [A14]

Kings Tournament Bazna (1), 14.06.2009

1.c4 e6 2.Sf3 d5 3.g3 Sf6 4.Lg2 Le7 5.0–0 0–0 6.b3 d4 7.e3 c5 8.exd4 cxd4 9.d3 Sc6 10.De2 a5 11.Sa3 a4 12.Lb2 Sd7 13.Sb5 e5 14.Sd2

14...Sc5

Beide Spieler sahen nach 14...a3 15.Lc1 Weiß im Vorteil, da nun das schwarze Gegenspiel am Damenflügel nicht mehr zu fürchten wäre.

15.La3

Ein Standardtausch in solchen Stellungen. Die Kontrolle über e4 ist wichtiger als der Läufer.

15...Lf5 16.Lxc5 Lxc5 17.Kh1

Dieser Plan, in der Absicht später den d-Bauern vorzurücken, ist zu langsam.

17...Lg6 18.Se4 Le7 19.f4 f5 20.Sd2 exf4 21.gxf4

Schlecht ist 21.Rxf4 Lg5.

21...Re8 22.De6+ Kh8

22...Lf7? 23.Dxf5.

23.Sf3

23...Lb4

Eine gute Idee. Der Läufer auf c3 wird Weiß Kopfschmerzen bereiten. 23...Lg5 bringt dagegen nichts ein, wegen 24.Dd6 und Schwarz hat keine Zeit, den f4 zu nehmen.

24.Dd5 Lc3 25.Rad1

25.Sxc3? dxc3 26.Rac1 axb3 27.axb3 Df6 ist sehr vorteilhaft für Schwarz.

25...De7?

Dieser taktische Fehler wird von Kamsky nicht ausgenutzt. Das einfache 25...axb3 26.axb3 Df6 führte zu einer Stellung, in der Schwarz zumindest nicht schlechter steht. 

26.Sd6?

Beide Spieler übersahen 26.Sfxd4! Sxd4 (Nicht besser ist 26...Lxd4 27.Sxd4 Sxd4 28.Dxd4) 27.Sxc3. Weiß gewinnt einen Bauern und hat die bessere Position.

26...Sb4 27.De5 a3

Ein nettes Qualitätsopfer, das auf dem Spiel gegen den Bauern c2 basiert.

28.Sxe8 Dxe8 29.Rf2 Lb2 30.Sh4 Dxe5

Besser ist 30...Lh5.

31.Sxg6+?

Ein schlimmer Fehler. Nach dem sofortigem 31.fxe5 Nxa2 32.Lxb7 Ra7 33.Ld5 Nb4 hat Weiß mehr Ideen als in der Partie, z.B. 34.Rg1 und Schwarz muss arbeiten.

31...hxg6 32.fxe5 Sxa2 33.Lxb7 Ra7 34.Ld5 Sb4

35.Rf3

"Lädt" Schwarz ein, seinen a-Bauern vorzurücken. Vorzuziehen war 35.Kg2 und Remis wäre der wahrscheinlichste Ausgang der Partie.

35...Sxd5

Auf 35...a2?? folgt 36.Rh3 Matt!

36.cxd5 a2 37.Rff1 Kg8 38.Ra1 Lxa1 39.Rxa1 Ra5 40.b4 Rxd5 41.Rxa2 Rxe5


Das Endspiel ist schwierig für Weiß, der schwache Bauern hat und Probleme, seinen König zu aktivieren. 42.Ra8+ Kf7 43.Rd8 Re1+ 44.Kg2 Re2+ 45.Kg1 g5 46.Rxd4 g4 47.b5 Rb2 48.Rd5 Ke6 49.Rc5 g5 50.d4 Rb4 51.Rc6+

Nach 51.Re5+ Kf6 52.Rd5 f4 53.Kf2 Rb2+ 54.Kg1 gewinnt Schwarz mit dem Manöver Kg6-h5-h4-h3.

51...Kd5 52.Rc5+

52.Rg6 Ke4 53.Rxg5 Rxb5 54.Kf2 Rb2+ 55.Kg1 Rd2 sollte für Schwarz gewonnen sein.

52...Ke4 53.Re5+ Kf4 54.Rd5 Rb1+ 55.Kg2 Rb2+ 56.Kg1 Rd2!

Weiß ist hilflos wegen Zugzwang

57.Rc5

57.b6 Rb2 58.Rd6 Kf3.

57...Rxd4 58.b6 Rb4 59.Rc6 g3 60.h3 Ke4 0–1

 

Stand nach der ersten Runde:



 

 

 


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