Von Dorian Rogozenco

Gruppenbild mit allen Beteiligten

Nisipeanu im Gespräch mit Gelfand und Huzman

Alexander Huzman, Gelfands Sekundant seit ca. 20 Jahren

Die erste Runde
In der Partie Radjabov-Gelfand wiederholten die Spieler bis zum
22.Zug die Partie Leko-Gelfand vom April 2009 in Nalchik, die vom Ungarn
gewonnen wurde. Trotzdem wurden die Züge von Gelfand zuversichtlich
wiederholt und es war Radjabov, der in der Eröffnung länger nachdachte. Auf
der Pressekonferenz meinet Radjabov, dass er Schwierigkeiten gehabt hätte,
sich an die genau Zugfolge der Partie Leko-Gelfand zu erinnern, weshalb er
mehr Zeit in die Eröffnungsphase investiert hätte. Im 23. Zug probierte Weiß
einen neuen Plan, der ihm das bessere Endspiel einbrachte. Wegen seiner
knappen Bedenkzeit gelang es dem Aserbaidschaner jedoch nicht, den Vorteil
auszubauen.

Nisipeanu
und Ivanchuk spielten die Zaitsev-Variante der Spanischen. Sehr bald
erreichten die Spieler eine komplizierte strategische Position, in der
Ivanchuk kürzlich einige Erfahrungen gesammelt hat. Nisipeanu spielte
kreativ, investierte aber zuviel Zeit und befand sich bald in
Schwierigkeiten. Im taktischen Getümmel reichte ein einziger schlechter Zug
von Schwarz für Ivanchuk zum Sieg.

Kamsky-Shirov
war eine lange Zeit hart umkämpfte Partie. Beide Spieler hatten im Verlauf
der Partie den Vorteil einmal auf ihrer Seite. Im 26. Zug übersahen beide
einen möglichen taktischen Schlag. In Zeitnot machte Kamsky im 31. Zug einen
weiteren groben Fehler, wonach er ein sehr schwieriges Turmendspiel erhielt
und verlor

Radjabov,Teimour - Gelfand,Boris [C42]
Kings Tournament Bazna (1),
14.06.2009
1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6
4.Sf3 Sxe4 5.d4 d5 6.Ld3 Sc6 7.0–0 Le7 8.Re1 Lg4 9.c4 Sf6 10.Sc3 Lxf3
11.Dxf3 Sxd4 12.Dd1 Se6 13.cxd5 Sxd5 14.Lb5+ c6 15.Sxd5 cxb5 16.Db3 0–0
17.Le3 Lc5 18.Rad1 Lxe3 19.Rxe3 Da5 20.Dc2

20...Rfe8
20...Dxa2 führt zu einem Matt
durch Damenopfer: 21.Se7+ Kh8 22.Dxh7+! Kxh7 23.Rh3#.
21.f4 b4
21...Dxa2 ist wieder schlecht:
22.f5 Sf8 23.Rg3 Kh8 24.Dc3 mit entscheidendem Angriff
22.f5 Sf8 23.Se7+
Erst dieser Zug ist neu: In Leko-Gelfand, Nalchik 2009
folgte 23.Red3 Sd7 24.Dc7 Dc5+ 25.Kf1 Db5
26.Dg3 Se5 27.f6 g6 28.Dg5 mit starkem Angriff. Ohne Zweifel hat Gelfand die
Partie analysiert und eine Verbesserung vorbereitet. Aber Radjabov weicht
als Erster ab.
23...Kh8 24.Dc4
Nach 24.Rde1 hat Schwarz die
Wahl. 24...Se6 (or 24...Db6 25.Kh1 Red8 26.Db3 Df6 27.Dxb4 Rd7
in beiden Fällen mit akzeptabler Position.)
24...Se6 25.Sd5 Dc5 26.Dxb4
Dxb4 27.Sxb4 Sc5 28.Sd5 Rxe3 29.Sxe3
Das Endspiel ist etwas besser
für Weiß.
29...h5 30.f6
Gut war auch 30.b4 Re8 31.Sf1 Se4 32.Rd7.
30...Se4 31.fxg7+
Eine interessante Möglichkeit
war auch 31.Rd7.
31...Kxg7

32.Kf1
Nun gleicht Schwarz mit 32...Re8
aus. Deshalb bot Radjabov Remis an. Nach der Partie meinte der
Aserbaidschaner, dass Schwarz nach 32.Rd7 Rc8 33.h4! noch gewisse
Schwierigkeiten gehabt hätte. Während der Partie hatte er den letzten Zug
allerdings übersehen und wollte Schwarz nach 33.Kf1 keine taktischen
Möglichkeiten einräumen. ½–½
Nisipeanu,Liviu Dieter - Ivanchuk,Vassily [C92]
Kings Tournament Bazna (1),
14.06.2009
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6
4.La4 Sf6 5.0–0 Le7 6.Re1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0–0 9.h3 Re8 10.d4 Lb7 11.Sbd2
Lf8 12.Lc2 h6 13.d5 Se7 14.b3 c6 15.c4 cxd5 16.cxd5 Sd7

17.a4
Nisipeanu hatte über diesen Zug
eine halbe Stunde lang nachgedacht. Ivanchuk zog gegen Morozevich, (Nizza 2009 (blind)
hier 17.g4.
17...f5 18.axb5
Besser als das schon gespielte 18.exf5.
18...axb5 19.Rxa8 Dxa8 20.Ld3

20...Sf6
Ein interessantes positionelles
Opfer (allerdings nur zeitweilig, Schwarz wird bald den Bauern d5 gewinnen.) 20...b4
war ebenfalls möglich Schwarz verliert zwar die Kontrolle über c4, erhält
aber das Feld c3.
21.Lxb5 Rc8 22.Lc4 fxe4 23.Sxe4
Sxe4 24.Rxe4 Lxd5 25.Rg4
25.Re1 Kh8 (25...Lxc4
26.bxc4 Rxc4 27.Dxd6 ist besser für Weiß) 26.Lxd5 Dxd5 27.b4 mit
ungefährem Ausgleich.
25...Kh8 26.Le3 Lxf3! 27.gxf3
Mit wenig Zeit auf der Uhr wäre 27.Dxf3
Dxf3 28.gxf3 d5 29.La6
Rc3 30.Rb4 mit gleichem Endspiel die bessere praktische Entscheidung gewesen.
27...d5 28.Ld3

28...Rc3!
Jetzt hat Schwarz strake
Initiative und in Zeitnot ist das Endspiel für Weiß schwierig zu halten.
29.Lb1 d4 30.Le4 Da2 31.Ld2
Rxb3 32.Kg2?
Der entscheidende Fehler.
Notwendig war 32.Lc1, um zu verhindern, dass ein Turm nach b2 kommt. Der
schwarze Vorteil wäre dann nur gering gewesen.
32...Rb2 33.Le1 Sd5 34.Kg1
White überschritt in verlorener
Stellung die Zeit. Am einfachsten war nun 34...Nf6 gefolgt von 35...Sxe4 und
36...Rb1. 0–1
Kamsky,Gata - Shirov,Alexei [A14]
Kings Tournament Bazna (1),
14.06.2009
1.c4 e6 2.Sf3 d5 3.g3 Sf6 4.Lg2
Le7 5.0–0 0–0 6.b3 d4 7.e3 c5 8.exd4 cxd4 9.d3 Sc6 10.De2 a5 11.Sa3 a4
12.Lb2 Sd7 13.Sb5 e5 14.Sd2

14...Sc5
Beide Spieler sahen nach
14...a3 15.Lc1 Weiß im Vorteil, da nun das schwarze Gegenspiel am
Damenflügel nicht mehr zu fürchten wäre.
15.La3
Ein Standardtausch in solchen Stellungen. Die Kontrolle
über e4 ist wichtiger als der Läufer.
15...Lf5 16.Lxc5 Lxc5 17.Kh1
Dieser Plan, in der Absicht später den d-Bauern
vorzurücken, ist zu langsam.
17...Lg6 18.Se4 Le7 19.f4 f5
20.Sd2 exf4 21.gxf4
Schlecht ist 21.Rxf4 Lg5.
21...Re8 22.De6+ Kh8
22...Lf7? 23.Dxf5.
23.Sf3

23...Lb4
Eine gute Idee. Der Läufer auf
c3 wird Weiß Kopfschmerzen bereiten. 23...Lg5 bringt dagegen nichts ein,
wegen 24.Dd6 und Schwarz hat keine Zeit, den f4 zu nehmen.
24.Dd5 Lc3 25.Rad1
25.Sxc3? dxc3 26.Rac1 axb3
27.axb3 Df6 ist sehr vorteilhaft für Schwarz.

25...De7?
Dieser taktische Fehler wird
von Kamsky nicht ausgenutzt. Das einfache 25...axb3 26.axb3 Df6 führte zu
einer Stellung, in der Schwarz zumindest nicht schlechter steht.
26.Sd6?
Beide Spieler übersahen 26.Sfxd4!
Sxd4 (Nicht besser ist 26...Lxd4 27.Sxd4 Sxd4
28.Dxd4) 27.Sxc3. Weiß gewinnt einen Bauern und hat die bessere
Position.
26...Sb4 27.De5 a3
Ein nettes Qualitätsopfer, das auf dem Spiel gegen den
Bauern c2 basiert.
28.Sxe8 Dxe8 29.Rf2 Lb2 30.Sh4
Dxe5
Besser ist 30...Lh5.
31.Sxg6+?
Ein schlimmer Fehler. Nach dem
sofortigem 31.fxe5 Nxa2 32.Lxb7 Ra7 33.Ld5 Nb4 hat Weiß mehr Ideen als in
der Partie, z.B. 34.Rg1 und Schwarz muss arbeiten.
31...hxg6 32.fxe5 Sxa2 33.Lxb7
Ra7 34.Ld5 Sb4

35.Rf3
"Lädt" Schwarz ein, seinen a-Bauern
vorzurücken. Vorzuziehen war 35.Kg2 und Remis wäre der wahrscheinlichste
Ausgang der Partie.
35...Sxd5
Auf 35...a2??
folgt 36.Rh3
Matt!
36.cxd5 a2 37.Rff1 Kg8 38.Ra1
Lxa1 39.Rxa1 Ra5 40.b4 Rxd5 41.Rxa2 Rxe5

Das Endspiel ist schwierig für
Weiß, der schwache Bauern hat und Probleme, seinen König zu aktivieren. 42.Ra8+
Kf7 43.Rd8 Re1+ 44.Kg2 Re2+ 45.Kg1 g5 46.Rxd4 g4 47.b5 Rb2 48.Rd5 Ke6 49.Rc5
g5 50.d4 Rb4 51.Rc6+
Nach 51.Re5+ Kf6 52.Rd5 f4
53.Kf2 Rb2+ 54.Kg1 gewinnt Schwarz mit dem Manöver Kg6-h5-h4-h3.
51...Kd5 52.Rc5+
52.Rg6 Ke4 53.Rxg5 Rxb5 54.Kf2
Rb2+ 55.Kg1 Rd2 sollte für Schwarz gewonnen sein.
52...Ke4 53.Re5+ Kf4 54.Rd5
Rb1+ 55.Kg2 Rb2+ 56.Kg1 Rd2!

Weiß ist hilflos wegen Zugzwang
57.Rc5
57.b6 Rb2 58.Rd6 Kf3.
57...Rxd4 58.b6 Rb4 59.Rc6 g3
60.h3 Ke4 0–1
Stand nach der ersten Runde: