Musical "Chess" in Regensburg

von André Schulz
20.03.2019 – Vergangenen Samstag hatte eine deutschsprachige Aufführung des Musicals "Chess" Premiere am Theater Regensburg. Das Musical wurde Mitte der 1980er Jahre von Tim Rice und den ABBA Musikern Benny Andersson und Björn Ulvaeus geschrieben und verknüpft Motive der Schachweltmeisterschaften Fischer-Spassky und Karpov-Kortschnoj. | Foto: Jochen Quast / Theater Regensburg

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

"Chess" in Regensburg

Das Musical "Chess" von Tim Rice entstand 1986, die Musik schrieben die beiden ABBA-Musiker Benny Andersson und Björn Ulvaeus.

Zwischen 1972 und 1981 wurde das zuvor eher kaum beachtete Schachspiel mit seinen Weltmeisterschaftskämpfen zum Politikum. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Sowjetspieler den Weltmeisterthron erobert und richteten die Weltmeisterschaften untereinander aus. Die Weltmeisterschaft im Schach diente auch dazu, die intellektuelle Überlegenheit der Arbeiterklasse zu dokumentieren. Dann machte der US-Großmeister Bobby Fischer seine Ansprüche als bester Schachspieler der Welt geltend. Beim Kandidatenturnier 1962 fühlte er sich durch Remisabsprachen der Sowjetspieler untereinander betrogen. Beim Interzonenturnier 1967 stand Fischer sich selber im Weg und reiste nach einem Streit mit den Organisatoren vorzeitig ab. Im dritten Anlauf, nach einem nervenaufreibenden Match 1972 in Reykjavik gegen Boris Spassky, wurde Fischer endlich Weltmeister - um sich dann vom Schach zurückzuziehen. Der Wettkampf zwischen dem Herausforderer aus den USA und dem Weltmeister aus der Sowjetunion fand mitten im Kalten Krieg statt und wurde von den Medien als Stellvertreter-Kampf der System interpretiert.

1974 entwickelte sich noch innerhalb der Sowjetunion eine neue Rivalität zwischen Anatoly Karpov und Viktor Kortschnoj. Karpov wurde Herausforderer von Weltmeister Fischer und da dieser zum WM-Kampf 1975 nicht antrat, zum Weltmeister. Kortschnoj fühlte sich zurückgesetzt und flüchtete 1976 nach einem Turnier in den Westen. Als Dissident gewann er im nächsten WM-Zyklus alle seine Wettkämpfe und trat 1978 in Baguio City gegen Karpov an. Auch dieser Wettkampf fand unter großen politischen Nebengeräuschen statt und war noch nervenaufreibender als das Match zwischen Fischer und Spassky. Während Kortschnoj um die Weltmeisterschaft spielte, wurde seine Familie in der Sowjetunion als Faustpfand festgehalten. Karpov gewann den Wettkampf knapp. 1981 gab es in Meran eine Neuauflage, doch Kortschnoj hatte seinen Zenit überschritten.

Noch während des Wettkampfes in Meran erhielt Kortschnoj Besuch von den Machern des späteren Chess-Musicals, die Motive für ihr Werk sammelten. Aus den verschiedenen Geschichten der realen Schachweltmeisterschaften und den dort involvierten Personen strickten die Musiker eine neue Geschichte, in der auch die Liebe nicht zu kurz kommt.

Tim Rice wollte ursprünglich Andrew Lloyd Webber als Komponist für das Musical gewinnen, doch dieser war mit dem Musical Cats beschäftigt. So ging Rice auf die Abba-Musiker zu. Im November 1984 erschien eine Konzertversion als Konzeptalbum. "One Night in Bangkok, gesungen von Murray Head, wurde weltweit zum Hit.

 

Die Bühnenpremiere von "Chess" fand 1986 im Londoner West End Theatre statt, während des Weltmeisterschaftskampfes zwischen Anatoly Karpov und Garry Kasparov. Das Stück wurde hier drei Jahre lang aufgeführt.

Das Theater Regensburg zeigt das Musical nun in einer deutschen Übersetzung unter der Regie von Christina Schmidt. Premiere war am vergangenen Samstag. (Weitere Termine, s.u.)

Foto: Jochen Quast / Theater Regensburg

Handlung

(aus dem Programmheft):

Erster Akt

Der Amerikaner Frederick Trumper verteidigt bei der Schachweltmeisterschaft seinen Titel gegen Anatoly Sergievsky aus der Sowjetunion. Fredericks Geliebte und Managerin Florence Vassy begleitet ihn zu dem Turnier. Die Presse kritisiert Trumper für sein exzentrisches Auftreten und paranoides Verhalten. Alexander Molokov, Chef der sowjetischen Delegation, unterstreicht die Wichtigkeit eines Siegs für die Sowjetunion und weist Sergievsky auf Trumpers Schwachstelle, die gebürtige Ungarin Florence, hin. Sergievsky will sich ebenso wenig wie Trumper für politische Propaganda benutzen lassen. Sowohl Amerikaner als auch Sowjets betonen die Bedeutung des Schachturniers als Stellvertreterkrieg im Ost-West-Konflikt. In der ersten Partie verliert Trumper die Nerven. Die Partie wird abgebrochen. Der Schiedsrichter droht mit dem Abbruch des Wettkampfes. Molokov, Florence und Walter de Courcey, Chef der amerikanischen Delegation, überzeugen die Spieler überzeugen, ans Schachbrett zurückzukehren. Molokov setzt Florence mit Hilfe ihrer ungarischen Wuzeln unter Druck. Wohlwissend, dass sie ihre Eltern beim ungarischen Aufstand 1956 verloren hat, betont er ihre angeblich sowjetischen Wurzeln. Florence arrangiert ein Treffen mit Sergievsky und Trumper. Trumper bittet de Courcey, eine höhere Gage zu verhandeln, wenn er weiterspielen soll. Die Idee eines Treffens mit Sergievsky missfällt ihm. Er stellt die Loyalität von Florence in Frage. Florence beginnt, an ihrer Beziehung zu Trumper zu zweifeln. Zu dem Treffen mit Sergievsky erscheint sie zunächst allein. Florence und Sergievsky kommen einander näher. Trumper überrascht die beiden und macht Florence Vorwürfe. Da er jedoch für sich und seinen Kontrahenten eine bessere Bezahlung aushandeln konnte, stimmen beide einer Fortsetzung des Turniers zu. Beim Stand von 4:1 für Sergievsky verliert Trumper auch das nächste Spiel. In seiner Wut gibt er im Kampf um den Weltmeistertitel auf und bricht mit Florence.

Sergievsky beantragt politisches Asyl im Westen, obwohl er Ehefrau und Kinder in der Sowjetunion hat. 

Zweiter Akt

Sergievsky muss seinen Weltmeistertitel nun gegen den sowjetischen Schachgroßmeister Viigand verteidigen. Trumper ist mit de Courceys Unterstützung inzwischen ins Showbusiness gewechselt und als TV-Kommentator bei der Schachweltmeisterschaft tätig. Florence und Sergievsky sind inzwischen ein Paar geworden. Die Sowjets haben ein starkes Interesse, dass der abtrünnige Weltmeister seinen Titel verliert. De Courcey und Molokov treffen eine geheime Absprache: De Courcey soll Sergievsky davon überzeugen, den Wettkampf zu verlieren. Im Gegenzug verspricht er, dass Florences Vater, der angeblich in der Sowjetunion im Gefängnis ist, mit weiteren politischen Gefangenen freigelassen werde. De Courcey will dies als Triumph der Menschenrechte inszenieren.

Sergievsky hat de Courcey ein Interview versprochen, ohne zu wissen, dass Trumper dieses führen wird. Dieser lenkt das Gespräch auf Sergievskys Ehefrau Svetlana. Die Sowjets haben sie und die Kinder zum Turnier gebracht. Auch Svetlana soll ihren Mann dazu bringen, absichtlich zu verlieren und sich für seine Familie und gegen Schach zu entscheiden. Walter de Courcey erzählt Florence, dass ihr Vater in einem sowjetischen Gefängnis am Leben ist und frei gelassen werde, sollte Sergievsky verlieren. Doch Sergievsky ist dazu nicht bereit.

Trumper besinnt sich auf den Geist des Schachspiels und verrät seinem einstigen Gegner, wie er Viigand schlagen kann. Sergievsky befreit sich von allen Manipulationsversuchen und gewinnt den Wettkampf. Florence und er erkennen, dass sie keine gemeinsame Zukunft mehr haben. Sergievsky geht mit seinen Kindern zurück in seine Heimat.

Epilog

De Courcey gesteht Florence beiläufig, dass er gar nicht weiß, ob ihr Vater wirklich noch am Leben ist. Sie erkennt, dass sie nur eine Figur in einem politischen Spiel war.

Der deutsche Schachgroßmeister Gerald Hertneck ist im Programmheft mit einem kleinen Essay über das Endspiel vertreten.

Foto: Jochen Quast / Theater Regensburg

Rahmenprogramm

Um das Musical herum werden in Regensburg im Rahmenprogramm eine Reihe weiterer "Schach"-Veranstaltungen angeboten. 

Kinofilm „Bauernopfer - Spiel der Könige“

So., 7.4.2019 | 19.30 Uhr | FilmGalerie Leerer Beutel | 4 €

Alle Besucher des Films erhalten 30% Rabatt auf eine Karte für das Musical „Chess“ im Velodrom.

Schachfilm-Woche in den Kinos im Andreasstadel, 2. – 8. Mai 2019

2. – 4. Mai 2019 | 18 Uhr | Magnus - der Mozart des Schach | 4 €
5. und 6. Mai 2019 | 18 Uhr | Zug um Zug | 4 €
7. und 8. Mai 2019 | 18 Uhr | Das Talent des Genesis Potini | 4 €

Alle Besucher der Schachfilmwoche erhalten am Kinoabend einen 30% Rabatt-Coupon für einen Vorstellungsbesuch des Musicals „Chess“ am 22., 27. Mai oder 11. Juni 2019.

Day of Chess (Schachtag) auf dem Bismarckplatz (bei schlechtem Wetter im Neuhaussaal)
So, 19.05.2019 – Simultanschachturnier mit einem Großmeister, Simultanschach für Laien-Spieler, Infostände u.a. 

 

Chess - Das Musical

von Benny Andersson, Tim Rice und Björn Ulvaeus

Originalorchestrierung und Arrangement von Anders Eljas

Deutsche Fassung von Kevin Schroeder

Regensburger Erstaufführung

Besetzung

Frederick Trumper, amerikanischer Schachgroßmeister: Ruud van Overdijk
Florence Vassy, seine Geliebte: Christiana Wimber
Anatoly Sergievsky, russischer Schachgroßmeister: Thomas Christ
Walter de Courcey, Chef der amerikanischen Delegation: Christian Schossig
Alexander Molokov, Chef der russischen Delegation: Seymur Karimov
Der Schiedsrichter: Brent L. Damkier
Svetlana Sergievskaya, Anatolys Frau: Esther Baar
Viigand: Tamás Mester

und viele weitere

Weitere Termine

Mi, 20.03.2019, 19:30–22:10
Fr, 22.03.2019, 19:30–22:10
Sa, 23.03.2019, 19:30–22:10
Do, 28.03.2019, 19:30–22:10
Fr, 29.03.2019, 19:30–22:10
So, 31.03.2019, 15:00–17:40
Mi, 03.04.2019, 19:30–22:10
Mo, 15.04.2019, 19:30–22:10
Di, 16.04.2019, 19:30–22:10
Do, 25.04.2019, 19:30–22:10
Sa, 27.04.2019, 19:30–22:10
So, 28.04.2019, 19:30–22:10
Mi, 22.05.2019, 19:30–22:10
Sa, 25.05.2019, 19:30–22:10
Mo, 27.05.2019, 19:30–22:10
Di, 11.06.2019, 19:30–22:10
Mi, 12.06.2019, 19:30–22:10
So, 16.06.2019, 19:30–22:10

Theater Regensburg...

Kritik in der Süddeutschen Zeitung...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren