26.06.2015 – Walter Browne war eine der schillerndsten Figuren des amerikanischen Schachs und zählte in den 70er und 80er Jahren zu den besten Spielern der Welt. Seine Zeitnot und die Intensität, mit der er spielte, waren legendär. Am 24. Juni starb er mit 66 Jahren unerwartet im Schlaf, kurz nachdem er am Las Vegas International Chess Festival teilgenommen hatte. Mehr...
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Walter Shawn Browne wurde am 01. Januar 1949 im australischen Sydney als Sohn eines amerikanischen Vaters und einer australischen Mutter geboren. Die Familie zog nach New York als Browne drei Jahre alt war. Später, mit 24, zog Browne nach Kalifornien. Mit 17 wurde Browne US-Jugendmeister und mit 20 Australischer Meister (er spielte eine Zeit lang für beide Länder. 1969 wurde Browne beim Asien-Zonenturnier in Singapur Internationaler Meister - er war für Australien an den Start gegangen. Dieser Erfolg brachte ihm auch eine Einladung zum Großmeisterturnier in San Juan, Puerto Rico. Dort landete er hinter dem amtierenden Weltmeister Boris Spassky zusammen mit Bruno Parma und Arthur Bisguier auf dem geteilten zweiten bis vierten Platz und erhielt den Großmeistertitel.
Walter Browne 1972
Bei den Schacholympiaden 1970 und 1972 spielte Browne an Brett eins für Australien, 1974 wechselte er zum amerikanischen Schachverband.
Browne wurde sechs Mal US-Meister. Er gewann in Chicago 1974 (mit 9,5 aus 13), Oberlin 1975 (8,5 aus 13), Mentor 1977 (9 aus 13), Greenville 1980 (7,5 aus 12), South Bend 1981 (9 aus 14) und 1983 (9 aus 13). Er war drei Mal für Interzonenturnier qualifiziert, aber ernsthafte Chancen, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren, hatte er nie. Beim Interzonenturnier in Manila 1976 holte Browne 8,5 Punkte aus 19 Partien und wurde 15. Beim Interzonenturnier in Las Palmas 1982 belegte er mit 3 aus 13 den letzten Platz und beim Interzonenturnier in Taxco landete er mit 6,5 aus 15 auf dem geteilten 9. bis 13. Platz.
Browne nahm sechs Mal an Olympiaden teil, zwei Mal für Australien, vier Mal für die USA und gewann dabei insgesamt fünf Medaillen - immer Bronze. Er holte bei Olympiaden ein Gesamtergebnis von 55,5 Punkten aus 86 Partien (+40 -15 =31), das sind 64,5 Prozent.
Siegen 1970
Australien Brett 1
14/19 (+10 –1 =8)
Skopje 1972
Australien, Brett 1
17½/22 (+15 –2 =5)
Brettpreis Bronze
Nizza 1974
USA, Brett 3
10½/17 (+7 –3 =7)
Mannschaft Bronze
Buenos Aires 1978
USA, Brett 2
4½/9 (+3 –3 =3)
Mannschaft Bronze
Luzern 1982
USA, Brett 1
5½/10 (+4 –3 =3)
Mannschaft Bronze
Thessaloniki 1984
USA, Brett 4
3½/9 (+1 –3 =5)
Mannschaft Bronze
Weitere Turniere
In der amerikanischen Schachszene in den 1970ern und 1980ern war Browne eine dominierende Figur. Elf Mal gewann er das National Open, sieben Mal das American Open, das World Open drei Mal und die US-Open Championship zwei Mal (1971 und 1972).
Auch international war Browne in den frühen 70er Jahren bis Mitte der 80er sehr erfolgreich. Er gewann Venedig 1971, Wijk aan Zee 1974, Winnipeg 1974 (Pan American Championship), Lone Pine 1974, Mannheim 1975, Reykjavík 1978, Wijk aan Zee 1980, Chile 1981, Indonesien 1982 (ein Rundenturnier mit 26 Teilnehmern, das Browne zusammen mit Ron Henley gewann), das New York Open 1983, Gjovik 1983 und Naestved 1985.
2003 wurde Browne in die U.S. Chess Hall of Fame aufgenommen. Im Juni 2005 gewann er das U.S. Senior Open. 2012 veröffentlichte er seine Autobiographie mit einer Sammlung seiner besten Partien The Stress of Chess ... and its Infinite Finesse.
1975 veröffentlichte Browne in dem von Raymond Keene herausgegebenen Buch Learn from the Grandmasters zwei seiner Partien mit sehr charakteristischen Kommentaren. Learn from the Grandmasters war eine Anthologie, in der 14 der damals besten oder interessantesten Spieler gebeten wurden, jeweils zwei Partien auszuwählen und zu kommentieren: die beste Partie, die sie selbst je gespielt hatten, und die ihrer Ansicht nach beste oder interessanteste Partie der Schachgeschichte. Browne veröffentlichte als Einziger zwei Gewinnpartien von sich. Seine Anmerkungen verraten viel über sein großes Selbstvertrauen und seinen leidenschaftlichen Zugang zum Schach. Hier die Partien mit Auszügen seiner Kommentare.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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