Nadjas Glanzpartie
Neulich bei ChessBase. Ein ganz normaler Arbeitstag...
Die Kollegen sammeln voller Enthusiasmus ihre Glanzpartien und planen auch einen Wettbewerb für die Leser. So nach dem Motto. "Was uns selbst Spaß macht, sollte doch auch die Leser erfreuen!"
Was aber tun, wenn man ein Schach-Schwachmat ist wie ich. Supermantel rausholen? Die Glaskugel befragen? Karsten Müller und das Einhorn zur Hilfe holen? Ach, was. Die sagen ja, mit Fritz 18 kann das jeder, also dann mal los. Unser Chefprogrammierer Matthias Wüllenweber gab mir noch den Tipp, einfach die Engine am Anfang auszuschalten und Fritz die Partie spielen zu lassen. Aber hey, immerhin habe ich ja mal irgendwann die Regeln gelernt und dann sogar die spanische Version von Fritz und Fertig übersetzt und irgendwie durchgespielt. Also: Augen zukneifen, Luft anhalten, auf die Lippe beißen und los!
Okay, zugegeben, bevor ich meine Glanzpartie gespielt habe ging es so vier bis drölf Mal total daneben. Und ich habe dann einfach immer wieder auf "Neue Partie" gedrückt.
Ich war kurz davor Matthias Tipp zu befolgen und doch die Engine aus und wieder einzuschalten, aber habe dann doch einfach noch ein weiteres Mal selber drauf los gespielt. Alle Menschen, die jemals versucht haben, mir das Schachspielen beizubringen wären sicher im Dreieck gesprungen, wenn sie mich dabei beobachtet hätten. Und Fritz... Fritz hat mich glaube ich heimlich fast die ganze Zeit ausgelacht.
Aber ganz schlimm: Die strenge Frau! Ich muss dazu erklärend erwähnen, dass ich als Redakteurin der spanischen ChessBase Nachrichtenseite das Programm auf Spanisch eingestellt hatte. Erstmal begrüßte mich die bekannte sonore und sympathische Stimme von Kabarettist Matthias Deutschmann. Aber der ist nicht lange geblieben. Fritz merkte, dass ich ich ja "Spanisch" als Sprache gewählt hatte und hat diese Frau auf den Plan gerufen. Eine strenge, spanische Frau. Sie schickte Matthias Deutschmann sofort weg und übernahm das Kommando. Aber wie!
Mein Verdacht: Sie hatte eh schon einen schlechten Tag gehabt, weil sie im Hauptjob vermutlich als Stimme vom Navigationsgerät "Tom Tom" arbeitet. (Die Spanier nennen den Tom Tom, tón-tón, eine art extreme version von "tonto" (= Dummkopf.) Das heißt, sie schlägt sich anderthalben den ganzen Tag mit Leuten herum, die anders den Weg nicht finden und dann doch an einer anderen Stelle abbiegen, als sie es vorgegeben hatte. Klar, so was nervt. Auch Computerstimmen. Und die meisten Leute können ja auch rein mit Schach nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten. Also Navigation. Und nebenbei die Stimme für die Tipps in Fritz 18.
Wenn ich zu lange über einen Zug nachdachte, gab die strenge spanische Frau mir Tipps, zunehmend genervt, so wie es mir schien. Die spanische Stimme (Matthias hat gesagt, es ist die Windows "Text-to-Speech" (also Text zu Sprache)-Stimme. Sie klingt wirklich echt. Als wenn man im Corte Inglés das Gespräch einer sehr selbstbewußten Dame mit anhört, die die Tendenz hat schnell ungeduldig zu werden.
Und das Lustigste: Wenn ihr mal die die (spanischen Worte) für die schachliche Situation fehlen, dann improvisiert sie - ganz Weltfrau - und spricht Englisch. Und zwar mit spanischem Akzent! Das ist doch wirklich die Krönung künstlicher Inteligenz! (Und wirklich zum Piepen, wenn man gerade versucht, eine Glanzpartie mit Fritz zu spielen!)
Nadjas Glanzpartie mit Fritz 18
Hier noch der Tipp von Matthias Wüllenweber:
Jeder kann Glanzpartien spielen:
- Engine ausschalten (oben neben „Stufen“)
- 1.e4 c5 eingeben.
- Engine wieder einschalten.
- „Autoplay“ aktivieren und zuschauen.
- „Autoplay“ ausschalten, sobald Fritz meldet, dass man auf Gewinn steht und Ausrufezeichen in der Notation entstanden sind.
- Ab jetzt nur noch die Züge nach den Tipps ausführen, bis Fritz aufgibt. Dann kommt die Aufforderung, die Partie zu teilen, selbst wenn man gar nicht so viele Züge selbst gespielt hat.