Hochspannung in der Qualifikation
Weltmeister Levon Aronian trifft im Finale auf Hikaru Nakamura
Text: Harry Schaack Fotos: Christian Bossert
Die Rückrunde nahm einen überraschenden Verlauf. Der am Vortag so überzeugend
agierende Levon Aronian konnte nicht an seine gestrige Form anknüpfen und verlor
die ersten beiden Partien. Dafür zeigte Hikaru Nakamura seine volle Stärke und
holte 100 %. Der zweite Tag der Chess960 World Championship entschied darüber,
wer am Donnerstag das Finalmatch bestreitet.
Hikaru Nakamura - Der Amerikaner ging am zweiten Tag entschlossen zu Werke
Die Ausgangsposition nach der Hinrunde am Dienstag stellte sich etwas kurios
dar. Weltmeister Aronian präsentierte sich in Topform und hatte sich durch drei
Siege bereits nach der Hinrunde so gut wie sicher qualifiziert. Die anderen
drei Spieler schlugen sich untereinander, sodass alle am Ende einen Punkt aufzuweisen
hatten. Wer hätte da gedacht, dass es noch einmal spannend werden könnte?
Schon in der ersten Runde setzte sich der Trend vom Vortag fort, als die Spieler
mit den schwarzen Steinen die Oberhand behielten. Weltmeister Aronians Bauernopfer
gegen Nakamura erwies sich als zu spekulativ. Der Amerikaner hatte keine allzu
große Mühe, den Materialvorteil zu verwerten.
Hatte am zweiten Tag unerwartet Probleme: Levon Aronian
In der zweiten Begegnung entschied wieder einmal die Taktik. Bologan spielte
zu aggressiv auf und lief Movsesian ins offene Messer. Durch eine Bauerngabel,
die Bologan für nicht spielbar hielt, gewann er eine Figur gegen zwei Bauern.
Danach hatte der Slovake keine größeren Schwierigkeiten, seinen Vorteil nach
Hause zu bringen.
In der zweiten Runde kam der Weltmeister, an dessen Qualifikation nach seiner
grandiosen Vorstellung des ersten Tages niemand zweifelte, erneut ins Straucheln.
Bologan gelang eine starke Partie. Energisch ging er mit c4 und d4 das schwarze
Zentrum an, gewann einen Bauern und siegte in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel.
Viktor Bologan aus Moldawien
Nakamura und Movsesian haben in ihren Chess960-Partien stets die gleiche leidensvolle
Geschichte: Derjenige, der deutlich besser steht, verliert. Das war gestern
so, und das war heute so. Movsesian meinte ironisch in der Pressekonferenz,
er werde sich das nächste Mal gleich in eine defensive Position begeben, denn
gegen den Amerikaner ist eine bessere Stellung eher ein Nachteil.
Sergei Movsesian spielte am Anfang gegen Hikaru Nakamura einfach zu gut.
Vor der letzten Runde entstand eine kuriose Tabellensituation. Nakamura und
Aronian führten mit 3 Punkten, Bologan und Movsesian knapp dahinter mit 2 Punkten.
Jeder hätte in der Schlussrunde noch die Qualifikation - oder ein Stechen darum
- erzielen können. Erst durch einen Sieg in der letzten Runde stellte Aronian
die Qualifikation für das morgige Finale doch noch sicher.
Der Ort des Geschehens: Die Bühne der Rheingoldhalle in Mainz
In der Pressekonferenz wies der Armenier noch einmal auf das starke Feld hin.
Er habe sich keineswegs zu sicher gefühlt, aber seine Gegner spielten einfach
sehr stark. Da auch Nakamura gegen Bologan die Oberhand behielt, dürfen sich
die Zuschauer morgen Abend auf das über vier Partien ausgetragene Match zwischen
Aronian und Nakamura freuen.
Levon Aronian und Hikaru Nakamura während der Pressekonferenz
Um Platz drei kämpfen Bologan und Movsesian, die beide 2 Punkte erreichten.
Trotz dieser Aufgabe am Abend kündigte Bologan bereits an, dass er morgen das
FiNet Open mitspielen werde, das er schon einmal für sich entscheiden konnte.
Endstand des Vorrundenturniers