Nana Alexandria wird 75!

von André Schulz
13.10.2024 – Heute feiert mit Nana Alexandria eine der besten Schachspielerinnen der 1970er und 1980er Jahre ihren 75sten Geburtstag. Alexandria spielte mehrfach um die Weltmeisterschaft, doch immer gab es eine Spielerin, die noch besser war. Ein Portrait:

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Nana Alexandria zum 75sten Geburtstag

Nana Alexandria, geboren am 13. Oktober 1949 in Poti, war wie ihre Landsfrau Nona Gaprindashvili eine Schülerin des georgischen Trainers Vakhtang Karseladze. Bereits mit 15 Jahren wurde sie die Landesmeisterin von Georgien. 1966 gewann sie als Siebzehnjährige auch die Frauen-Meisterschaft der UdSSR, ein Erfolg, den sie 1968 und 1969 wiederholen konnte.

Nana Alexandria mit Leonid Stein, 1967 | Foto: S. Onanov/ Sputnik

Schon 1967 hatte Alexandria erstmals bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft der Frauen mitgespielt und erreichte beim Kandidatenturnier in Subotica den 7. bis 9. Platz. 1971 gewann sie das Interzonenturnier in Ohrid, nahm an den Kandidatinnenkämpfen zur Frauen-Weltmeisterschaft teil, unterlag aber Alla Kushnir im Finale.

Im folgenden Weltmeisterschaftszyklus qualifizierte sie sich im Interzonenturnier von Menorca 1973 erneut für die Kandidatinnenkämpfe. Im Halbfinale gewann Alexandria gegen Marta Litynskaya (5,5:2,5) und im Finale gegen Irina Levitina (9:8).

Eine Weltmeisterin (Nona Gaprinashvili, mitte) und zwei WM-Kandidatinnen: Irina Levitina (links) und Nana Alexandria (rechts). Aufgenommen in Borjomi, 1974. | Foto: A. Saakov

Der Weltmeisterschaftskampf gegen Weltmeisterin Nona Gaprindashvili wurde 1975 in Tiflis gespielt und endete klar mit 8,5:3,5 zugunsten der Titelverteidigerin. Von den 12 Partien endete nur eine einzige remis.

Im folgenden WM-Zyklus schied Alexandria 1977 schon im Viertelfinale gegen Maia Chiburdanidze aus. 1979 belegte Alexandria beim Interzonenturnier in Rio de Janeiro den dritten Platz hinter Nana Ioseliani und Zsusza Veröci, womit sie sich erneut für die Teilnahme an den Kandidatinnenkämpfen qualifizieren konnte. Alexandria gewann das Viertelfinale gegen Elena Akhmilovskaya, das Halbfinale gegen Marta Litynska und entschied auch das Finale gegen Ioseliani für sich.

Im Wettkampf um die Weltmeisterschaft traf Alexandria 1981 diesmal auf Maia Chiburdanidze als Titelverteidigerin. Mit einem Sieg in der letzten Partie konnte Alexandria den Wettkampf noch zum 8:8 ausgleichen, was aber nicht reichte, da nach den damaligen Regeln die Weltmeisterin den Titel beim Gleichstand nach 16 Partien behielt.

WM-Match gegen Alexandria

   

  

  

Einen weiteren Anlauf im Kampf um die Weltmeisterschaft unternahm Alexandria 1983. Als unterlegene Spielerin des WM-Finales war sie für die Kandidatinnenkämpfe gesetzt und besiegte im Viertelfinal Tatiana Lematschko. Im Halbfinale verlor Alexandria knapp mit 6,5:7,5 gegen Irina Levitina.

1985 gewann Nana Alexandria das Frauen-Interzonenturnier in Havana. Beim folgenden Kandidatenturnier wurde sie mit einem halben Punkt weniger Zweite hinter Elena Akhmilovskaya, die den folgenden WM-Kampf gegen Maia Chiburdanidze verlor.

Im folgenden WM-Zyklus war Alexandria Teilnehmerin beim Kandidatenturnier Tsqaltubo, einem Badeort in West-Georgien. Das Turnier wurde mit acht Teilnehmerin doppelrundig gespielt. Alexandria erreichte hier aber nur einen Mittelplatz. Siegerin wurde Nana Ioseliani, die aber den WM-Kampf gegen Chiburdanidze ebenfalls, wenn auch nur knapp, verlor. 

Auch im nächsten WM-Zyklus war Alexandria beteiligt, belegte hier aber beim Interzonenturnier in Pula 1990 nur einen Mittelplatz. Für Nana Alexandria war es die letzte Teilnahme an den Kämpfen um die Weltmeisterschaft.

Foto: Mygoals.ge

Zum Ende der 1980er Jahre hatte sich die politische Landschaft geändert und ermöglichte den Spielern und Spielerinnen der auseinandergebrochenen Sowjetunion mehr Turnierteilnahmen im Ausland. Alexandria spielte Turniere in Buenos Aires, in Biel und Mannschaftsmeisterschaften in Jugoslawien. Sie war auch eine der Teilnehmerinnen bei den ersten Frauen-Europameisterschaften 2000 in Warschau, die im K.o.-System gespielt wurde, schied aber schon in der zweiten Runde aus.

2004 und 2005 nahm die inzwischen über 50-Jährige an Senioren-Welt-und Europameisterschaften teil. Danach zog sie sich vom Turnierschach zurück.

Im Verlauf ihrer Karriere gewann Nana Alexandria 13 große Turniere, darunter in Tiflis, Belgrad, Budapest, Pjatigorsk, Biel, Wijk aan Zee und Novi Sad. 

   

  

Im Frauenteam der UdSSR nahm sie zwischen 1969 und 1986 an sechs Schacholympiaden teil und gewann mit ihrem Team jeweils die Goldmedaille. Viermal gewann sie auch die individuelle Goldmedaille an ihrem Brett.

Schacholympiade Luzern 1982: Garry Kasparov analysiert eine Partie mit Maia Chiburdanidze. Nana Alexandria, Nana Ioseliani, Nona Gaprindashvili, Aivars Gipslis und Eduard Gufeld schauen zu.

Nana Alexandria zu Ehren wird in ihrer Geburtsstadt Poti der "Nana Alexandria Cup" gespielt.

Nana Alexandria mit dem Alexandria Cup 

Neben ihrer aktiven Karriere als Spielerin leitete Nana Alexandria 16 Jahre lang die Frauenkommission der FIDE und sorgte in dieser Zeit dafür, dass auch für Frauenvereinsteams eine Europameisterschaft eingeführt wird. Auch bei der Realisierung der Mädchenwelt- und euopameisterschaften für die jüngeren Altersklassen war Alexandria beteiligt. Von Alexandria stammt auch die Idee, eine Grand Prix-Serie für Frauen zu verwirklichen.

Ein großer Bewunderer der Leistungen von Nana Alexandria war Michail Tal. Er sagte über sie: "Im Frauenschach hat Nana Alexandria viel für die Entwicklung des Schachs geleistet. Glauben Sie mir, es ist viel schwieriger, jahrzehntelang die Zweitbeste der Welt zu sein, als zwei oder drei Jahre lang die Erste!"


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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