Naturschauspiele und Wallfahrtsorte

von Gerd Densing
14.03.2015 – Island bietet seinen Besuchern viele Naturschauspiele und den Schachspielern zudem noch einige Wallfahrtsorte an. Zu ersteren gehören Geysire und gewaltige Wasserfälle. Zu letzteren natürlich Bobby Fischers Grabstätte und das Bobby Fischer Museum. Im Nationalmuseum steht zudem der Schachtisch vom WM-Kampf 1972- normalerweise. Bericht von Gerd Densing...

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Halbzeit in Reykjavik



Die diesjährige Auflage des Reykjavik-Open ist gestartet und es ist mittlerweile die 5. Runde gespielt. Das derzeit laufende Turnier ist bereits die 30. Ausgabe des beliebten Schach-Opens in dem Schachbegeisterten Land Island. 1964 erstmals ausgetragen als kleines lokales Turnier, fand es zunächst „nur“ alle 2 Jahre statt. Seit 2008 wird das Turnier jährlich ausgetragen. Insbesondere den seit wenigen Jahren gewählten Austragungsort, die „Harpa“ bietet sehr gute Turnierbedingungen und sehr viel Platz.

Harpa

Der arme Fensterputzer

Großer Saal, schöne Aussicht

Die Beliebtheit des Events drückt sich auch in stetig steigenden Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren aus und auch bei der ACP wurde das Turnier mehrfach in die Top-Platzierungen der schönsten Schach-Open weltweit gewählt. Die aktuell rund 280 Teilnehmer kommen aus 38 Nationen. Hierbei zitiere ich dann gerne den zur Startrunde angereiste Präsidenten des Weltschachbundes FIDE, welcher seine Eröffnungsansprache beendete mit den Worten „gens una sumus“.

Shakriyar Mamedyarov führt

Erwin l'Ami ist einer der Verfolger

Zhanzaya Abdumalik ist einer der jüngsten Teilnehmerinnen

Aryan Tari

... verlor gegen Pavel Eljanov

Alexandr Fier

Die Spitzenspiele der fünften Runde

Artur Jussupov spielte gegen David Navara, und unterlag

Schachlich gesehen gab es bereits in den ersten Runden teilweise überraschende Ergebnisse, der ein oder andere Favorit strauchelte bereits und musste sich mit einem Remis bzw. einer unglücklichen Niederlage zurechtfinden. Nach 5 Runden ist nur noch der an Nr. 1 gesetzte Top-GM Shakhriyar Mamedyarov an der Tabellenspitze mit voller Punkteausbeute.

Moderatorenteam Ingvar und Fiona

David Navara kommentierte bei Fiona Steil-Antoni

Aus deutscher Sicht verlief die 2. Runde recht erfreulich, denn die angereisten Amateurspieler konnten den deutlich stärker eingestuften Spielern ein Remis abnehmen bzw. sogar Siege einfahren.

Der von vielen erwartete Besuch des Weltmeisters Magnus Carlsen verzögert sich voraussichtlich um einen Tag, da der Flug wohl Verspätung hat …

Einer der weiteren Höhepunkte des diesjährigen Rahmenprogramms fand gestern vor der 4. Runde statt. Programmpunkt war die beliebte „Süd-Island“-Rundtour „Golden Circle“. Besonderheit für die Schachspieler war, dass der Turnierveranstalter einen gewöhnlichen Programmpunkt strich und stattdessen ein Besuch des Bobby-Fischer-Zentrums und des Grabmahls der Schach-Legende die Rundreise abrunden sollte.

Bei äußerst widrigen Witterungsbedingungen mit viel Schnee und einer Sichtweite von nur wenigen Metern bei nicht geräumten, mit Schnee und Eis bedeckten Straßen ging es mit dem gecharterten gelben Bus zunächst zu einem Aussichtspunkt mit anschließender Wanderung durch ein kleines Tal, in welchem die amerikanische und europäische Erdplatte aneinandergrenzen (bzw. sich jedes Jahr 2 cm voneinander entfernen).

Vorsicht, rutschig

Die Reisegruppe

Ein kurzer Halt wurde genau an jener Stelle gemacht, als zu Wikinger-Zeiten jährlich das Parlament von Island tagte und auch nach erster Besiedlung die Gründung Islands vollzogen wurde.

Hier fing damals alles an

Nach einer kurzen Weiterfahrt war ein Geysir zu besichtigen, welcher ca. alle 5 – 6 Minuten für einen kurzen Moment eine hohe und heiße Wasserfontäne nach oben schoss. Danach konnten bei Schneegestöber und eisigem Wind noch die Gullfoss-Wasserfälle besichtigt werden.

Achtung...!

Jetzt!

Am Geysir

Der Gulfoss-Wasserfall

Die Weiterfahrt ging dann in den kleinen Ort Selfoss im Landesinneren von Island. Dort wurde zunächst etwas außerhalb auf einem kleinen Bauernhof nahe einer kleinen Kapelle das Grab von Bobby Fischer besucht. Der Grabstein ist mittlerweile vermutlich – nach der Harpa – das am meisten fotografierte Motiv Islands.

Die Kapelle, bei der sich Fischers Grab befindet

Hier ist es

In der Kapelle

Anschließend bestand die Gelegenheit für einen halbstündigen Besuch des sehr liebevoll und nett eingerichteten Bobby-Fischer-Museums im Ort. Dort wurde ein Nachbau des Schach-Tischs des WM-Matches 1972 ausgestellt. Zum Schluss bestand noch die Möglichkeit, sich in ein Gästebuch einzutragen, was viele der ca. 60 mitgefahrenen Schachspielerinnen und Schachspieler aus aller Welt (Profis und Amateure) gerne nutzten.

Nachbau des Tisches

Viele Besucher

Erinnerungsstücke

Garry war auch hier

Fischers Lieblingsecke in der Buchhandlung

Und Bobby Fischers Lieblingsstuhl

Wegen der sehr schwierigen Witterungsverhältnisse war es einerseits schwer möglich, überhaupt schöne Fotos zu machen, denn ein entsprechender blauer Himmel nebst Sonne fehlte. Andererseits dauerte die Busfahrt dann doch deutlich länger. Statt um 15.30 Uhr Ortszeit kamen wir erst kurz vor 17.00 Uhr zum Rundenbeginn an, ohne große Pause und Gegner-Vorbereitung. Dennoch ist die Golden-Circle-Tour auf jeden Fall eine Empfehlung wert und sollte bei einer Island-Reise bzw. Turnierteilnahme beim Reykjavik-Open auf jeden Fall eingeplant werden – unabhängig vom Wetter.

Am nächsten Tag habe ich dann noch die größte katholische Kirche in Reykjavik besucht. Besonderheit dieser Kirche (Dom oder Kathedrale wäre wohl zu viel gesagt), welche gleichzeitig auch das Zentrum des Bistums Reykjavik darstellt ist der Kirch-Turm ohne Spitze. Dabei handelt es sich wohl um ein sehr kleines Bistum, denn auf Island sind die Katholiken in der Minderheit. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist evangelisch.#

Turmspitze vergessen?

Platz für alle Katholiken Islands

Nicht weit entfernt nutze ich dann die Gelegenheit, das National-Museum in Reykjavik zu besuchen. Dort sind sehr viele historische Stücke ausgestellt und zu bewundern. Ich als Schachspieler wollte natürlich auch den Original-Schachtisch des WM-Matches 1972 besichtigen und fotografieren, welcher für gewöhnlich in den letzten Jahren wohl im Nationalmuseum ausgestellt war.

Nationalmuseum

Heute konnte ich allerdings nur sehen, wo der Schachtisch bis vor wenigen Monaten einmal stand, denn an den Seiten waren noch Bilder und Hinweise zum WM-Matche 1972 zu sehen. Lt. Auskunft einer Museums-Mitarbeiterin ist der Tisch möglicherweise wieder am ursprünglichen Standort, dem Sport-Zentrum in Reykjavik, in welchem das seinerzeitige Top-Ereignis ausgetragen wurde – und in den nächsten Tagen noch zu besichtigen ist.

Wo ist der Schachtisch von 1972?

Möglicherweise ist der Tisch aber auch nur im Keller des Museums gut versteckt worden, damit „nichts dran kommt“, wie mir eine andere Museums-Mitarbeiterin berichtete…

Schachcomputer im Nationalmuseum

Auf dem Rückweg habe ich noch kurz die „City Hall“ gestreift, in welcher wohl die Siegerehrung des Reykjavik-Open am 18. März stattfinden soll. Aber dazu nächste Woche vielleicht mehr …

Gerd Densing (im Winter)
 


Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.

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