Wie die Geschichte im Schach weiterlebt, kann man zum Bespiel an der Leningrader Variante der Holländischen Verteidigung sehen. Die Stadt heißt inzwischen wieder St. Petersburg, aber im Namen dieser Schachvariante bleibt die Erinnerung an den früheren Namen der Stadt erhalten, verbunden mit Erinnerungen an die Zeit, als Leningrader Schachspieler die Ideen dieser Variante entwickelten.
Die Leningrader Variante ist in gewissem Sinne eine Mischung aus der Holländischen Verteidigung und der Königsindischen Verteidigung. Sie ist sehr ambitioniert und bringt zumeist sehr lebendiges Spiel aufs Brett. Wenn man mit Schwarz auf Gewinn spielen möchte, ist die Leningrader Variante ein probates Mittel. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist sie bei taktisch orientierten Spielern sehr beliebt. Nachdem die Eröffnung Ende des letzten Jahrhunderts noch etwas misstrauisch betrachtet wurde, weiß man inzwischen, dass es sie absolut vollwertige Verteidigung ist. Spitzenspieler wie Hikaru Nakamura wenden sie regelmäßig mit Erfolg an.
Der große Spezialist dieser Eröffnung in Deutschland ist Stefan Kindermann. Auch der Münchner Großmeister spielt regelmäßig die Leningrader Variante. Beim kürzlich ausgetragene Open in Ortisei kam er beispielsweise in einer strategischen Musterpartie damit zum Erfolg.
Johnsen-Kindermann, Ortisei 2016
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