Stärker spielen mit Fritz11
Von Matthias Wüllenweber
Varianten richtig berechnen
Kennen Sie das? Ihr Gegner hat gerade gezogen und Sie
rechnen los, beginnen spontan mit einem naheliegenden Zug. Irgendwie gefallen
die entstehenden Varianten nicht richtig, und obwohl Sie wieder und wieder Zug
für Zug von vorne prüfen, finden Sie keine gute Variante. Also wenden Sie sich
nach fünfzehn Minuten einem anderen Kandidaten zu. Wieder sehen alle
Fortsetzungen eher unerfreulich aus. War der erste Einfall nicht doch besser? Noch
mal dort genau alles prüfen, immer noch keine Verstärkung in Sicht. Dann der
erschrockene Blick auf die Uhr, es droht Zeitnot. In diesem Augenblick entdecken
Sie einen dritten Zug, der sieht doch ganz gut aus, schnell ziehen, Uhr
drücken, fertig…
Beim Schach geht es im Kern um systematische Vorausberechnung.
Nichts ist in einer praktischen Partie wichtiger. Die Fähigkeit, auf dem Brett
Stellungen deutlich zu „sehen“, die viele Züge in der Zukunft liegen, ist für Ihre
Spielstärke so notwendig wie körperliche Kondition für einen Leistungssportler.
In Fritz11 gibt es daher die neue Funktion „Rechentraining“.
Sie erzieht zur systematischen Variantenberechnung und schult Ihre visuelle
Vorstellung. Die Idee für das Rechentraining entstammt dem Zuschauen bei Live-Übertragungen
auf dem Schachserver. Hier blickt man einfach zu oft passiv auf die
Hauptvariante des mitlaufenden Schachprogramms. Das bringt bei einigen
Zuschauern zudem eine eigentümliche Illusion der Überlegenheit gegenüber den Großmeistern
mit sich, weil man anhand der in Sekunden umspringenden Enginebewertung Fehler
sofort wahrnimmt, die der Spieler selbst erst nach der Partie begreifen wird.
Fritz11 bietet mit dem „Rechentraining“ eine radikal bessere
Möglichkeit, einer Live-Partie zuzuschauen, dabei die eigene Spielstärke zu
verbessern und vor allem richtig Spaß zu haben: Man rechnet konsequent selbst
mit. Dabei geben Sie die Züge auf dem Brett ein, und diese erscheinen in der
Notation. Doch die Figuren verharren in der Grundstellung. Wie in der
praktischen Partie können Sie auch illegale Züge ausführen, das ist alleine
Ihre Verantwortung.

Berechnete Varianten vor der Überprüfung
Wenn die Berechnung abgeschlossen ist, haben Sie drei
Möglichkeiten: 1. Sie prüfen nur die Legalität der Züge. 2. Sie schalten Fritz an
und suchen nach taktischen Fehlern. 3. Sie lassen die Qualität Ihrer Varianten
durch Fritz bewerten! Gute Züge geben viele Punkte, triviale Züge wenige,
taktische Fehler und nicht berücksichtigte wichtige Kandidaten bringen
Punktabzug.

Fritz bewertet Ihre Variantenberechnung
In der Live-Partie hat der Großmeister dann inzwischen auch
gezogen. Sie werden stolz sein, wenn er tatsächlich „Ihren“ Zug gemacht hat.
Rechentraining ist natürlich nicht auf den Schachserver
beschränkt. Meistens werden Sie im klassischen Fritz eine Partie oder
Trainingsstellung laden und dort so lange rechnen, wie sie wollen. Sie werden
überrascht sein, welch deutliche Fortschritte Sie nach halbwegs konsequentem
Rechentraining bald spüren.
Taktikwettkampf trainiert Blitzschach
Vielleicht geht es Ihnen wie mir, und Sie spielen viele Blitzpartien
auf dem Schachserver. Ihre Elozahl pendelt dabei seit langem um einen
konstanten Mittelwert. Das soll sich nun ändern, mit Fritz11 werden Sie ein
besserer Blitzspieler. Nun, wie beim Rechentraining ist natürlich Ihre
Bereitschaft notwendig, dazu Zeit und Energie einzusetzen. Wir können allerdings
garantieren, dass es großen Spaß machen wird.
Im Blitz geht es darum, in kürzester Zeit elementare Taktik
zu erfassen. Material zweizügig wegnehmen, ein verstecktes Matt drohen,
gegnerische Einsteller sofort bestrafen. Der Taktikwettkampf auf dem
Schachserver leistet genau das: In einer fünf Minuten dauernden Serie schickt
Ihnen der Server so viele Stellungen, wie Sie lösen können. Das sind keine tiefen
Kombinationen, sondern sie bekommen sogar einzügige Matts vorgesetzt, die
allerdings immer aus realen GM-Partien stammen.
Klicken Sie hier und lassen Sie sich die
neue Funktion im Videobeispiel demonstrieren...
Der Taktikwettkampf heißt Wettkampf, weil Ihre mittlere Lösegeschwindigkeit
in eine Elo-Zahl umgerechnet wird. Diese Zahl drückt eine Mischung aus
Spielstärke und Fleiß aus. Fleiß, weil man versuchen kann, eine gewisse Zahl
von Stellungen auswendig zu lernen, obwohl die Datenbank auf dem Server in
ständigem Wachstum begriffen ist.
Der Taktikwettkampf ist klar auf Blitzschach zugeschnitten.
Wir versprechen trotzdem, dass Sie dadurch auch in langen Partien stärker
werden.

Eloauswertung beim Taktikwettkampf
Was fürs Auge
Es gibt einen Bereich von Fritz, in dem künstlerische
Gestaltung die Hauptrolle spielt: Die 3D-Welten. Für Fritz11 haben die
3D-Entwickler Stefan Huschenbeth und Jeroen van den Belt eine neue abstrakte Personifizierung
des Schachprogramms erfunden. Im Gegensatz zu den aufwändigeren Charakteren
„Schachtürke“ und „Mia“ lässt sich das magische Auge in jedem 3D-Brett
einschalten. Auf dem Brett umherwandernde Laserstrahlen zeigen den Rechenvorgang
der Engine und simulieren, wohin das Programm gerade „blickt“.

Spielstärke der Fritz-Engine
Die Entwicklung der Fritz-Engine war in der Vergangenheit
durch die Wettkämpfe Mensch gegen Maschine bestimmt. Nachdem dieses Thema
aktuell etwas in den Hintergrund zu treten scheint, konnten sich Frans Morsch
und Mathias Feist bei Fritz11 einmal voll auf die klassischen Wesenszüge eines
Schachprogramms konzentrieren und vor allem die Effizienz der Suche verbessern.
Das Schachwissen von Fritz10 und damit der Charakter des Programms wurde in
einen neuen Suchansatz übertragen, der durch spezielle Heuristiken sehr viel
tiefer „sieht“. Die für das Schach gegen Menschen wichtigen spekulativeren Terme
der Stellungsbewertung fallen dabei insgesamt etwas nüchterner aus. Wir erhoffen
uns davon einen deutlichen Elosprung von mindestens 80 bis 100 Punkten. Dazu
wird auch das aktualisierte und vertiefte Eröffnungsbuch von Alex Kure
beitragen.
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Das Fassungsvermögen einer einzelnen DVD reicht gerade noch für
Fritz11 aus. Der Grund sind die enthaltenen 14 Stunden hochklassigen
Videotrainings. Spieler wie Kramnik, Kasparov, Shirov, Kasimdzhanov, Kortschnoj
und Pfleger sprechen direkt zu Ihnen und vermitteln Ihnen in packender Weise
die verschiedensten schachlichen Themen. Wenn Sie nach hartem Rechentraining
noch auf unterhaltsame Weise etwas lernen wollen, lehnen Sie sich zurück und
nehmen einfach eine Privatstunde bei einem berühmten Spieler.