Neuauflage: Emanuel Lasker - Schach, Philosophie, Wissenschaft

von André Schulz
08.05.2023 – 2001 fand in Potsdam eine große Konferenz in Gedenken an Emanuel Lasker statt. Gleichzeitig wurde die Emanuel Lasker Gesellschaft gegründet. Kurz vorher war von Lübecker Schachfreunden und Wissenschaftlern eine Aufsatzsammlung erschienen, in denen sich die Autoren mit den vielen Aspekten von Laskers Schaffen befassten. Lange war das Buch vergriffen. Nun ist eine Neuauflage erschienen.

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Anlässlich von Emanuel Laskers 60sten Todestag organisierte der Berliner Kulturmanager Paul-Werner Wagner in Potsdam eine große "Lasker-Konferenz". Viele bekannt Historiker und Persönlichkeiten aus ganz Europa waren damals angereist und tauschten sich in Gesprächen und Vorträgen untereinander aus. Zu den Teilnehmern gehörten große Spieler und Spielerinnen wie Viktor Kortschnoj, Lothar Schmid, Wolfgang Unzicker oder Edith Keller-Herrman, die heute, über zwanzig Jahre später schon nicht mehr unter uns weilen. Auch Andor Lilienthal war damals noch dabei, als letzter lebender Augenzeuge, der Lasker noch persönlich begegnet war und gegen ihn gespielt hatte. Lilienthal war damals schon 90 Jahre alt und zeigte den Teilnehmern der Konferenz am Demobrett seine Partie gegen Lasker.

Zu den Referenten gehörten außerdem die beiden Lübecker Schachfreunde und Wissenschaftler Ulrich Sieg und Michael Dreyer, die beide im Lübecker Schachklub von 1873 groß geworden sind. Der ehrwürdige Klub feiert in diesem Jahre seinen 150sten Geburtstag.

Kurz vor der Konferenz hatten die beiden Forscher in Buchform eine interessante Aufsatzsammlung zu den vielen Aspekten von Lasker Schaffen veröffentlicht. Der einzige deutsche Schachweltmeister hatte sich auf ganz unterschiedlichen Gebieten betätigt und Schriften veröffentlicht, nicht nur im Schach.

Die Laskerforschung war damals noch nicht so weit gediehen, wie das nach der Gründung der Emanuel-Lasker-Gesellschaft möglich wurde, aber die handliche, 280 Seiten starke Themensammlung lieferte bereits eine Fülle an interessanten Einblicke in die Gedankenwelt von Lasker, der in Deutschland lange Zeit zu wenig gewürdigt wurde - sicher ein Nachwirken auf die Vertreibung und das Totschweigen von Lasker in der Nazizeit.

Das Buch war lange vergriffen, ist nun aber wieder in einer Neuauflage erschienen. Es enthält sieben Kapitel, drei davon wurden von Michael Dreyer und Ulrich Sieg verfasst. Die beiden Herausgeber haben ihren Kapiteln Laskers Biografie skizziert sowie seine philosophische und seine politische Gedankenwelt erklärt. Der spätere Präsident des Deutschen Schachbundes Ullrich Lasker hat sich in diesem Buch als Autor mit Laskers Partien beschäftigt und stellt dort seine enorme Hartnäckigkeit in der Verteidigung heraus. 

Tim Hagemann hat sich Emanuel und Berthold Laskers Versuch angenommen, ein Theaterstück zu schreiben. Emanuel Laskers Bruder Berthold war eine Zeitlang mit der Dichterin Else-Lasker Schüler verheiratet, was die beiden Laskers offenbar beflügelt hatte, ihr gleichzutun. Das Stück fand allerdings noch nicht einmal unter den Zeitgenossen Zuschauer - es wurde nie aufgeführt.

Während Laskers philosophische und literarische Bemühungen eher mäßig waren, war er ein ausgezeichneter Mathematiker. Markus Lang hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Schließlich hat sich Oliver Lembcke mit Laskers Auffassung vom Spiel allgemein beschäftigt. Der Schachweltmeister schätzte auch andere Spiele, hat selbst eines erfunden, "Lasca", und hat auch Ideen zur Spieltheorie entwickelt.

Im Anhang des lesenswerten Buches findet man einen ausführlichen tabellarischen Lebenslauf von Emanuel Lasker und eine sehr informative Bibliografie.

eva taschenbuch

289 Seiten

ISBN (Print) 978-3-86393-151-3

Preis (Print): € 18,-

ISBN (eBook) 978-3-86393-606-8

Preis (eBook): € 14,99

eBook Format: ePDF

Erschienen bei Europäische Verlagsanstalt...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.