Neuer Film über Alan Turing

von André Schulz
29.08.2014 – Vor 60 Jahren nahm sich mit Alan Turing einer der brillantesten Köpfe Englands im 20. Jahrhundert das Leben. Turing hatte die theoretischen Grundlagen der Informatik formuliert und als "Codebreaker" die deutsche Enigma geknackt. Nach dem krieg wurde er wegen Homosexualität angeklagt und nahm sich das Leben. Nun kommt ein neuer Film über Turing ins Kino. Mehr...

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Einer der intelligentesten Köpfe Englands im 20. Jahrhundert war der Mathematiker Alan Turing. 1912 in London geboren, wuchs Turing zunächst bei Pflegeeltern und in Internaten auf, da seine leiblichen Eltern als Kolonialbeamte des Königsreiches in Indien dienten und ihren Kindern, Alan und seinem Bruder John, das dortige Klima nicht zumuten wollten. Alan Turings Begabung für mathematische und naturwissenschaftliche Fragestellungen zeigt sich schon früh, wurde aber von seinen Lehrern nur wenig unterstützt. Nach dem Ende seiner Schulzeit nahm er am King's College in Cambridge eine Mathematik Studium auf und schuf bei seinen Studien zu David Hilbert und Kurt Gödel mit seiner Schrift "On Computable Numbers, with an Application to the 'Entscheidungsproblem' " 1936 die theoretischen Grundlagen der Informatik.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zog der englische Geheimdienst Wissenschaftler und Tüftler, darunter auch die englische Schachnationalmannschaft, in einem Dechiffrierzentrum in Bletchley Park, nördlich von London, zusammen, um mit deren Hilfe die verschlüsselten Funksprüche der deutschen Wehrmacht und der diplomatischen Dienste zu knacken.

Unter den deutschen Verschlüsselungsmaschinen war die Enigma die bekannteste. Auch Alan Turing war in Bletchley Park aktiv und spielte bei der Dechiffrierung der deutschen Codes eine entscheidende Rolle.

Nachdem die täglich wechselnden Code der Deutschen geknackt waren, konnten die aufgefangenen Funksprüche entziffert werden, wobei Turing zur maschinellen Verarbeitung dieser Aufgabe die ersten Vorstufen eines programmierbaren Computers schuf. Dank der Ergebnisse der "Codebreakers" in Bletchley Park gelang es Engländern und Amerikanern im Laufe des Kriegs bedeutende militärische Erfolge zu erzielen, da sie über die Schritte der Gegenseite häufig bestens informiert waren. Turing setzte nach dem Krieg seine Arbeit an der Universität von Manchester auf ziviler Grundlage fort. Noch bevor es überhaupt den ersten Computer gab, hatte Turing in Bletchley Park sogar schon das erste Schachprogramm entwickelt, wobei er die Anweisungen für die Abarbeitung der Befehle auf Papier geschrieben hatte (Papermachine).

Das Wissen um die Erfolge der Codebreakers wurde von den staatlichen englischen Stellen noch bis in die 1970er Jahre geheim gehalten, auch deshalb, weil die Engländer an andere Staaten Verschlüsselungsmaschinen nach dem Enigma-Prinzip verkauften - die sie selber mit Leichtigkeit knacken konnten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Alan Turing vom britischen Geheimdienst als Sicherheitsrisiko eingestuft, wegen seiner zu dieser Zeit illegalen Homosexualität angeklagt und zu einer Hormonbehandlung gezwungen. Diese führte zu Depressionen, in deren Folge sich Turing 1954 die mit Hilfe eines vergifteten Apfels das Leben nahm. Apples Firmenlogo soll angeblich eine Anspielung auf dieses Geschehen sein. 2013 begnadigte die englische Königin Turing auf Antrag posthum.

Nachdem Turing und die Codebreakers schon in der Verfilmung (2001) von Robert Harris' Roma "Enigma" eine Rolle spielten (produziert von Mick Jagger), kommt in Kürze ein neuer Film ins Kino, der sich mit dem Leben des genialen Mathematikers beschäftigt. Der für seine moderne Darstellung des Sherlock Holmes gefeierte englische Schauspieler Benedict Cumberbatch verkörpert in "The Imitation Game" (Kinostart der Originalversion im November 2014) die Rolle von Alan Turing.

Keira Nighly spielt Turings Mitarbeiterin und Vertraute Joan Clarke.

 

Trailer:

 

 

Artikel über Turing (2004, ChessBase)...

Filmseite auf Facebook...

Meldung: Turing rehabilitiert...

The Independent: Keira Knightley in The Imitation Game...

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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