Neuer Rekord im Simultanspiel

von ChessBase
26.02.2009 – Kiril Georgiev hat für das Guinness Buch der Rekorde einen neuen Rekord im Simultanspiel aufgestellt. Mit 360 Gegnern übertraf der bulgarische Großmeister die alte Bestmarke von Susan Polgar aus dem Jahre 2005 mit 336 Gegnern. Georgiev hatte sich mit einem speziell für ihn entwickeltem Fitnessprogramm auf den Versuch vorbereitet und erreichte auf dem 500-Meter Parcours nach 14 Stunden 284 Siege und 70 Remis bei sechs Niederlagen. Der Rekordversuch fand letzte Woche in Sofia statt. Dejan Bojkov berichtet. Bericht und Bilder...

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Der Rekord wurde gebrochen!
Von Dejan Bojkov

Anfang November wurde in Bulgarien ein neuer Schachclub aus der Taufe gehoben. Sein Name lautet Levski, Sofia. Ein interessanter Name – Levski ist einer der größten Vereine in Bulgarien, nicht nur im Fußball, sondern in fast allen Sportarten. Aber bislang hatten sie keinen Schachclub. Die einfache und wirkungsvolle Idee, den Club nach einer der größten Persönlichkeiten der bulgarischen Geschichte zu nennen, hatte Schachorganisator Nikolay Todorov. Todorov verfiel auch auf den Gedanken einer Weltrekord-Simultanveranstaltung. Und stellte sich die Frage, welche Zeit dafür am besten geeignet wäre – zweifellos die Zeit während des Wettkampfs Topalov-Kamsky, Ende Februar!

Mitte Januar begann Kiril Georgiev mit intensiver Vorbereitung auf diesen Rekordversuch, der ihm einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde einbringen sollte. Der ehemalige Präsident des bulgarischen Schachverbands, Dr. Mikhail Iliev, hatte das Programm für den GM entwickelt. Dr. Iliev ist der offizielle Mediziner der bulgarischen Nationalmannschaft, nationaler Schachmeister und Sponsor eines der stärksten Frauenteams in Bulgarien.


Kiril Georgiev bei der Vorbereitung

Wie Kiril später in einem Interview verriet, so sah das Programm eine Menge Spaziergänge vor (mindestens fünf bis sechs Stunden pro Tag), die Georgiev ohnehin zu seinen bevorzugten Fitnessübungen zählt. Dazu kamen noch etliche Saunagänge pro Woche. Zwei GMs, Atanas Kolev und Valentin Lukov, standen ihm als Sekundanten zur Seite.

Im Inter Expo Center wurde speziell für das Simultan ein ungefähr 500 Meter langes, einzigartiges Schachlabyrinth errichtet. Einen Monat vor Beginn des Simultans entschieden die Organisatoren, dass jeder Teilnehmer die Staunton-Figuren, mit denen er oder sie spielte, als Geschenk erhalten sollte, sowie das Schachbrett auf dem gespielt wurde, dazu noch den persönlichen Sticker und eine Urkunde zum Beleg, an diesem Guiness-Weltrekord teilgenommen zu haben. Das Interesse an diesem Simultan war enorm, mehr als 620 Leute trugen sich als mögliche Spieler ein, aber schließlich konnten nur 360 an den Start gehen. Aber auch diejenigen, die nicht gegen den GM spielen konnten, amüsierten sich gut. Per Lotterie wurden achtzig zusätzliche Preise vergeben, darunter 20 Schachuhren.

Am 21. Februar, Punkt 11 Uhr, wurde die Simultanveranstaltung offiziell eröffnet. Um 11 Uhr 35 führte Frau Vesela Lecheva – Präsidentin von SAYS, den ersten Zug aus. Auch andere Politiker waren bei der Veranstaltung zugegen, darunter der Bürgermeister der Region, Izgrev Panayot Bonchev, und der Präsident des bulgarischen Schachverbands, Dr. Stefan Sergiev. Das Fernsehen berichtete den ganzen Tag.

An Brett Eins spielte ein Priester gegen den Großmeister, der es mit insgesamt 360 Gegnern zu tun hatte.

Um den Rekord im Simultan zu brechen, musste Georgiev mindestens gegen 322 von ihnen gewinnen (mehr als 80 %). Der Priester war der erste, der den Punkt mit dem GM teilte.

Insgesamt musste die bulgarische Schachlegende etwa einen halben Kilometer zurücklegen, bevor er an allen Brettern gezogen hatte. So erstaunt es nicht, dass nach sechs Stunden nur acht (!) Züge geschehen waren. Den Regeln zufolge hatte Georgiev das Recht, jede Stunde eine Pause von fünf bis zehn Minuten einzulegen.



Kiril ist bei allem, was er macht, Profi. Obwohl er gewöhnlich halboffene Eröffnungen spielt, entschied er sich dieses Mal für ein aggressiveres Vorgehen und zog in den meisten Partien 1.e2-e4! Seine Hauptwaffe waren Gambits, mit denen er die Zahl seiner Gegner schnell reduzieren wollte. Dennoch war seine Aufgabe alles andere als leicht, da viele seiner Gegner erfahrene Spieler mit einer Elo-Zahl um die 2.000 waren.



Kuriose Dinge spielten sich während des Simultans ab. Hier eine Geschichte, die IM Kalin Karakehajov erzählte: “Vladimir Petrov, ein neun Jahre altes Nachwuchstalent, erreichte eine sehr soliden Stellung und bot dem GM ein keineswegs abwegiges Remis an. Georgiev lehnte ab, nur um zwei Stunden später seinerseits Remis vorzuschlagen. Aber nun zeigte der junge Mann Charakterstärke und lehnte das Angebot mutig ab!” Dieser lobenswerte Mut wurde belohnt, als der junge Mann nach 13 Stunden seine Partie schließlich gewann!

Gegen elf Uhr abends rief ich Nikolay Todorov, Hauptorganisator und Präsident des Levki Clubs an. “Wie sieht es aus? Hält Kiril durch?” “Kiril geht es gut”, antwortete er, “aber was seine Gegner betrifft, so bin ich nicht so sicher. Sie sehen sehr müde aus…” Ungefähr um diese Zeit stattete die russische Frauengroßmeisterin und berühmte Journalistin Maria Makaricheva dem Spielsaal einen Besuch ab.

Kiril Georgiev ist berühmt für seine Hartnäckigkeit. Nach 14 Stunden Spielzeit war bereits offensichtlich, dass er den Rekord brechen würde. Allerdings leisteten zu diesem Zeitpunkt 14 Spieler immer noch Widerstand. Kirils Sekundanten Lukov und Kolev rieten ihm, Remis anzubieten. Aber der Großmeister hielt seine Stellungen für gewonnen und bewies das in nur vierzehn Minuten!

Nach 14 Stunden und 8 Minuten (manche Quellen sprechen von 14 Minuten) gewann Georgiev seine letzte Partie, womit er auf 284 Siege, 70 Remis und nur sechs Niederlagen kam. Damit hatte er um die 88% erzielt.

Der Rekord war gebrochen!

GM Dejan Bojkov

www.dejanbojkov.blogspot.com


 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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