ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Beim Deutschen Schachbund gibt es derzeit viel Bewegung. Zum Teil sind es positive Entwicklungen, zum Teil muss sich der in diesem Jahr neu ins Amt gewählte Präsident Ullrich Krause aber auch mit weniger erfreulichen Dingen beschäftigen. Fangen wir mit dem Positiven an, für das Ullrich Krause auch selber mitverantwortlich ist.
Seit einiger Zeit steht die Frage im Raum, wie man die etwas anämischen Deutschen Einzelmeisterschaften auf interessantere Weise ausrichten kann. Während in anderen Ländern die Landesmeisterschaften der Verbände einer der Höhepunkte im Turnierkalender ist, dümpeln die Landesmeisterschaften von Deutschland von der breiten Öffentlichkeit praktisch unbeachtet vor sich hin und finden selbst in Schachkreisen nur geringes Interesse. Dafür gibt es mehrere Gründe, vor allem steht aber das Format der Landesmeisterschaften im Zentrum der Kritik. Das Turnier wird seit vielen Jahren mit recht großer Teilnehmerzahl im Schweizer System durchgeführt. Teilnahmeberechtigt sind die Sieger der Verbandsmeisterschaften, zum größten Teil Amateure. Auch die deutschen Großmeister und Topspieler sind im Prinzip startberechtigt, machen aber von ihrem Recht eher selten Gebrauch.
In der Geschichte der Deutschen Landesmeisterschaften hat es große Zeiten gegeben. Nach der Gründung des DSB im Jahr 1877 führte der Deutsche Schachbund die Meisterschaften ab 1879 alle zwei Jahre im Rahmen seiner "Kongresse" durch. Diese waren echte Schachfestivals, in deren Mittelpunkt als "Meisterturnier" die Deutschen Meisterschaften standen. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wurden sie mit internationaler Beteiligung gespielt.
In die Liste der Sieger trugen sich viele namhafte Spieler ein: Berthold Englisch (der aber Österreicher war), Joseph Henry Blackburne (er war Engländer), Szymon Winawer, Isidor Gunsberg, George Henry Mackenzie, Siegbert Tarrasch (1889, 1892 und 1894), Curt von Bardeleben (jeweils geteilt: 1893 und 1904), Carl August Walbrodt, Amos Burn, Harry Nelson Pillsbury und Carl Schlechter (geteilt 1900 und 1904, alleiniger Sieger 1910), Dawid Janowski, Rudolf Swiderski, Frank Marshall (1906 und 1908), Oldrich Duras und Akiba Rubinstein. Beim letzten, wegen des Beginns des Ersten Weltkrieges abgebrochenen DSB-Kongress in Mannheim lag Alexander Aljechin in Führung.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nahm man ab 1920 die Tradition wieder auf, nun wurden die Turniere als reine deutsche Landesmeisterschaften gespielt, ohne internationale Beteiligung. 1933 wurde dann im Zuge der Gleichschaltung der "Großdeutsche Schachbund" gegründet und war Ausrichter der Meisterschaften. Der heute kaum noch bekannte Österreicher Josef Lokvenc wurde 1943 letzter Großdeutscher Landesmeister jener Epoche.
In der Findungsphase nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von 1947 bis 1953 Westdeutsche, Ostdeutsche und Gesamtdeutsche Meisterschaften ausgetragen. Als erster Deutscher Landesmeister der Bundesrepublik Deutschland trug sich 1953 dann Wolfgang Unzicker in die Liste ein. Er hatte zuvor auch schon dreimal die Gesamtdeutsche Meisterschaft für sich entschieden. Die Meisterschaften wurden weiter alle zwei Jahre ausgetragen, bis 1969 als Rundenturniere mit 16 Teilnehmern im Modus jeder gegen jeden. Doch beim letzten Turnier in diesem Modus fehlten die Spitzenspieler schon allesamt.
1970 wechselte man nun auf das Schweizer System, damals noch mit 15 Runden, der Zweijahres-Rhythmus blieb. In den Jahren dazwischen wurden zusätzlich "Internationale Deutsche Meisterschaften" ausgetragen, von 1977 bis 1983 als "Internationale Großmeisterturniere". 1983 gewann Anatoly Karpov das Turnier in Bad Lauterberg. 1987 und 1989 organisierte man die Deutschen Meisterschaften wieder als Rundenturniere. Vlastimil Hort holte sich in beiden Turnieren den Titel. 1986 und 1988 gab es zudem "Offene Deutsche Meisterschaften" im Schweizer System. Man sieht - schon nach der Meisterschaft von 1969 gibt es im Deutschen Schachbund in Bezug auf die Deutschen Meisterschaften eine gewisse Diskontinuität.
1990 erfolgte die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und auch auch die Vereinigung der beiden deutschen Schachverbände. 1991 wurden die Deutschen Meisterschaften ein letztes Mal als Rundenturnier durchgeführt und Vlastimil Hort gewann zum dritten Mal hintereinander den Titel. 1993 erfolgte der bis dato endgültige Formatwechsel zum Schweizer System mit im Laufe der Jahre allmählich nachlassendem Interesse bei den Spitzenspielern, auch wenn sich das in der Liste der Sieger nicht unbedingt widerspiegelt. Damit einher geht auch ein Mangel an Ausrichtern. Diese müssen für das Turnier einen spürbaren finanziellen Aufwand betreiben, erhalten aber nicht unbedingt einen Gegenwert in Gestalt eines Teilnehmerfeldes. So ist es schwer im Vorwege Sponsoren zu überzeugen.
Auch die Deutschen Meisterschaften der Frauen leiden in großem Maße an fehlendem Interesse bei den Spitzenspielerinnen, als Folge von unattraktiven Spielbedingungen.
Die Diskussion über Innovationen bei den Deutschen Meisterschaften ist innerhalb des Deutschen Schachbundes schon seit einiger Zeit im Gange. Nun ist sichtbare Bewegung in die Dikssion gekommen. Bereits beim Hauptausschuss des Deutschen Schachbundes im Oktober 2016 in Lübeck ergriffen der Vizepräsidenten Sport Klaus Deventer und der damalige Präsident des Schachverbandes Schleswig-Holstein Ullrich Krause, nun Präsident des Deutschen Schachbundes, die Initiative für eine Neuausrichtung. Zusammen mit Bundesturnierdirektor Ralph Alt, dem Präsidenten des Bayerischen Schachverbandes Peter Eberl, dem damaligen Geschäftsführer der Wirtschaftsdienst GmbH Frank Neumann und dem Referenten für Frauenschach Dan Peter Poetke wurde ein neues Konzept entwickelt. Beim Hauptausschuss des Schachbundes in Nürnberg im Oktober 2017 wurde das inzwischen weiter überarbeitete Konzept in Form eines Entschließungsantrags verabschiedet.
Die Kernidee des Antrages besteht darin, die Deutschen Meisterschaften wieder in größerem Rahmen durchzuführen, gleichzeitig dabei aber auch zu straffen. Männer- und Frauenmeisterschaften sollen gemeinsam ausgetragen werden. Die Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft, die offenbar weiter als Open im Schweizer System gespielt werden soll, tragen mit einer Startgebühr zum Preisfonds bei. Zu diesem "Hauptturnier", dessen Sieger offenbar auch den Titel "Deutscher Meister" (oder nicht?) gewinnt, kommt ein Meisterturnier hinzu, das mit Topspielern als Rundenturnier am gleichen Ort durchgeführt wird. Die ersten beiden der jeweils letztjährigen "Deutschen Meisterschaft" (Open) qualifizieren sich für dieses "Meisterturnier".
Natürlicher wäre sicher den Titel "Deutscher Meister" im Rundenturnier auszuspielen, nicht im Open. Aber vielleicht ist die Entschließung auch so gemeint.
Der Kern dieses Antrages sieht im Wortlaut so aus:
Der Hauptausschuss möge das folgende Konzept beschließen:
1) Die Deutschen Meisterschaften und die Deutschen Meisterschaften der Frauen werden zukünftig mit zwei Doppelrunden, also an sieben statt wie bisher an neun Tagen gespielt.
2) Jeder Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft entrichtet ein Startgeld in Höhe von 200 Euro. Dieses Startgeld wird für den Preisfonds verwendet.
3) Jede Teilnehmerin der Deutschen Meisterschaft der Frauen entrichtet ein Startgeld in Höhe von 100 Euro. Dieses Startgeld wird für den Preisfonds verwendet.
4) Die finanzielle Abwicklung der Start- und Preisgelder der Deutschen Meisterschaften kann über die Wirtschaftsdienst GmbH erfolgen.
5) Die Deutschen Meisterschaften und die Deutschen Meisterschaften der Frauen werden zur selben Zeit am selben Ort gespielt.
6) Während der Deutschen Meisterschaften und der Deutschen Meisterschaften der Frauen werden am selben Ort die Deutschen Blitzmeisterschaften und die Deutschen Blitzmeisterschaften der Frauen ausgetragen.
7) Während der Deutschen Meisterschaften und der Deutschen Meisterschaften der Frauen findet am selben Ort idealerweise der Kongress des Deutschen Schachbundes oder der Hauptausschuss statt, je nachdem, ob es sich um ein ungerades oder gerades Jahr handelt.
8) Zusätzlich zu den bisher genannten Turnieren wird ein Rundenturnier mit bis zu neun Runden am selben Ort gespielt. Zu diesem Turnier werden aus der deutschen Rangliste Top-Platzierte Spieler eingeladen. Außerdem werden mindestens die beiden Erstplatzierten der letzten Deutschen Meisterschaft eingeladen. Die weiteren Einzelheiten regelt die Ausschreibung.
9) Zusätzlich zu den bisher genannten Turnieren wird ein Rundenturnier mit bis zu neun Runden am selben Ort gespielt. Zu diesem Turnier werden aus der deutschen Rangliste Top-Platzierte Spielerinnen eingeladen. Außerdem werden mindestens die beiden Erstplatzierten der letzten Deutschen Meisterschaft der Frauen eingeladen. Die weiteren Einzelheiten regelt die Ausschreibung.
10) Der Ausrichter kann zur selben Zeit am selben Ort weitere Turniere ausschreiben, soweit die Durchführung der Deutschen Meisterschaften dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Vollständiger Entschließungsantrag beim Deutschen Schachbund...
Weniger gute Nachrichten gibt es aus dem Personalbereich. Der Geschäftsführer der Geschäftsstelle des Deutschen Schachbundes Uwe Bönsch, offiziell Sportdirektor des Deutschen Schachbunde, kann seine Aufgabe krankheitsbedingt seit einiger Zeit nicht erfüllen. Aus diesem Grund wird der frühere Geschäftsführer Horst Metzing die Geschäftsstelle noch einmal kommissarisch bis Ende April 2018 leiten. Für den zurückgetretenen Vizepräsident Finanzen Ralf Chadt-Rausch konnte noch kein Nachfolger gewählt werden. Dies soll auf einem außerordentlichen DSB-Kongress Ende des Jahres geschehen. Auch das Amt des Öffentlichkeitsreferenten ist nach dem Rücktritt von Frank Neumann vakant.
Im Hinblick auf das kommende Jahr wäre es für das deutsche Schach sehr wünschenswert, wenn der Schachbund gerade im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und der damit verbundenen Verbandsentwicklung sehr schlagkräftig wäre. Das "Lasker-Jahr" mit dem 150sten Geburtstag des einzigen deutschen Schachweltmeisters und besonders das Kandidatenturnier mit der Ermittlung des Herausforderers für den WM-Kampf gegen Magnus Carlsen in Berlin bieten dem deutschen Schach für die allgemeine öffentliche Wahrnehmung große Chancen, die man nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte.