Neues von der Casablanca-Variante

von ChessBase
03.12.2010 – Mit seinem Buch "Schach und Kultur" spürt Frank Mayer den außergewöhnlichen Verbindungen des Spiels mit der übrigen Welt nach. Man begegnet in seinem Buch Humphrey Bogart, der sich anfangs sogar als "Straßenschachspieler" sein Geld verdient hat, oder Che Guevera, dessen Liebe zum Schach das Spiel in Kuba erneut beflügelte. Wäre Nofretete nicht eine besgeisterte Schachspielerin gewesen? Hatte Caruso vielleicht ein Simultan von Jaques Mieses besucht? Mayer besuchte aber auch die Orte, wo die irdischen Reste der großen Schachmeister hoffentlich den Übergang in eine andere Welt gefunden haben - ihre Grabplätze auf den Friedhöfen der Welt..  "Ein buntes Schach-Potpourri" - meint Peter Münder in seiner Rezension...Bücher bei Schach Niggemann...Zur Rezension...

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HUMPHREY BOGART, NOFRETETE UND CHE GUEVARA AM BRETT
Frank Mayers bunte Schachbetrachtungen 
Von Peter Münder

Was hat Nofretete mit Che Guevara gemeinsam? Oder Humphrey Bogart mit Aljechin? Sie waren Schachspieler! Na ja, Nofretete schätzte zwar das ägyptische Brettspiel Senet, aber auf den alten, bei Ausgrabungen gefundenen Abbildungen sieht man sie oft mit diesen hübschen Figuren  hantieren, die Schachfiguren ähneln. Wenn Frank Mayer, in Spanien lebender Pensionär und begeisterter Schachspieler, sich mit prominenten Größen aus dem Kulturbereich beschäftigt, dann spekuliert er zuerst einmal darüber, wie eine dieser Größen sich wohl als Schachspieler geschlagen hätte.

In seinem jetzt veröffentlichten, reich illustrierten Buch „Schach und Kultur“  gibt es daher Kapitel  über Humphrey Bogart, Che Guevara, aber auch Mutmaßungen darüber, ob  Papst Joannes Paul II. vielleicht Schachkenner oder Patzer war. Ob sich der durchschnittliche Vereinsspieler über  einen verblichenen, früher vielleicht einmal  am Brett grübelnden Pontifex wirklich den Kopf zerbricht, wage ich zu bezweifeln. Aber amüsant und flott lesen sich Mayers  Exkurse über Bogey, Che Guevara und den begeisterten Spieler und Künstler Marcel Duchamps. Denn Che Guevara als enthusiastischer Caissa-Jünger, der sich auf anspruchsvoller Turnierebene wacker schlägt und sich für Schach als Schulfach einsetzt, das war bisher doch nicht so bekannt. Dazu liefert Mayer noch die schöne Notation einer Partie  gegen den kubanischen Meister Rogelo Ortega von 1964, die Che (mit Colle-Aufbau) gewann.

Die wunderbaren Filmszenen aus „Capablanca“ nimmt Mayer zum Anlaß, Betrachtungen über den Zusammenhang von Truppenbewegungen und trickreichen Manövern auf dem Brett anzustellen. Sein Fazit: Der talentierte Schachspieler Humphrey Bogart hat offenbar so etwas wie eine „Casablanca“-Variante  entwickelt. Der munter in der Welt heumreisende Pensionär Mayer besuchte Schachclubs in London und Buenos Aires, er war im berühmten venezianischen Hotel Des Bains, dem Filmschauplatz der Verfilmung von Thomas Manns Novelle „Tod in Venedig“ und spekuliert dort über früher dort veranstaltete Schachturniere: Hätte Caruso damals nicht auch dabei sein können? Und sich vielleicht auch an einer Simultanvorstellung von Meister Jaques Mieses (1865-1954) beteiligt? Man weiß es nicht, aber das nostalgisch stark  aufgeladene Ambiente in diesem Umfeld verleitet natürlich zur romantischen Verklärung: Caruso hätte die Partie sicher verloren, er wäre abends zum großen Opernauftritt indisponiert gewesen... usw.

Mayer besucht auch Friedhöfe, um den in New York oder London begrabenen alten Meistern seine Reverenz zu erweisen. Dabei beleuchtet er  noch einmal biographische Details- etwa von Wilhelm Steinitz, Emanuel Lasker, Paul Morphy oder Adolf Anderssen.  Spannend ist das Kurzporträt des Inders Sultan Khan (1905-66): Eine wahrlich exotische Figur!  Er kam als analphabetischer Diener mit seinem Herrn nach London,  steigerte in kurzer Zeit sein Spielniveau und besiegte dann sogar Capablanca, Rubinstein und Flohr. Khan wurde in England sogar dreimal britischer Meister. Als sein Herr später wieder nach Indien zurückkehrte, schloß Khan sich ihm an und wurde in Indien Landwirt. Die Schachkarriere soll er dann aufgegeben hatte, weil er gegen Vera Menchik (Weltmeisterin 1927-44) eine Partie verloren hatte und diese Demütigung  durch eine Frau nicht verwinden konnte.  Es ist also ein buntes Schach-Potpourri, das Frank Mayer hier vor uns ausbreitet, von der  auf Schachmotive spezialisierten  Künstlerin Elke Rehder wunderbar illustriert und mit vielen Photos reich bebildert. Ob Otto-Normalspieler allerdings so tief in die Tasche greift und für den Band 39,80,- Euro bezahlt, ist eine andere Frage. 

 


Frank Mayer: Schach und Kultur
175 Seiten, 140 Fotos, kartoniert, 1. Auflage 2010.

 

 

 

 

 

 


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