Nicht alle Remis sind gleich

von Arno Nickel
05.11.2025 – Bei den internationalen Fernschachturnieren hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte aufgrund der eingesetzten Hilfsmittel die Anzahl der Remispartien signifikant erhöht und strebt gegen 100%. Doch nicht alle Remis sind gleich. Bei einem hochklassigen Fernschachturnier soll nun erstmals ein alternatives Wertungssystem getestet werden.

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Am 15. November startet auf dem ICCF-Server ein stark besetztes internationales Fernschachturnier, um das alternative Punktesystem des Slowenen Venceslav Rutar als Tiebreakwertung zu testen. Im Mittelpunkt steht eine differenzierte Wertung von Remispartien, die heute mit einem Anteil von etwa 98 % bei vielen Turnieren die herkömmlichen Tiebreak-Wertungen überfordern. 

Für dieses Turnier, an dem 10 Fernschach-GM und 3 SIM (darunter ein FIDE-GM) teilnehmen, habe ich eine externe Website erstellt, auf der viele wichtige  Hintergrundinformationen zu finden sind und auf der die Auswertung gemäß der Rutar-Punktewertung erfolgen wird. 

Bei der Vorbereitung des Turniers stand ich in engem Kontakt mit Venceslav Rutar, der als emeritierter Physiker Zeit gefunden hat, sich dem Schach zu widmen. Ihm verdanken wir eine großzügige Spende in Höhe von 2.000 US-Dollar Preisgeld. Ohne Unterstützung durch den Deutschen Fernschachbund, den BdF, sowie durch Zuspruch von Fernschachfreunden und Funktionsträgern auf der internationalen Schachbühne wäre dieses Turnier allerdings so nicht zustandegekommen.

Für ein Testturnier ist die Turnierkategorie 13 durchaus beachtlich (die letzten drei WM-Endrunden erreichten nur die Kategorien 11 und 12), zumal der Hauptzweck des Turniers "nur" darin besteht, herauszufinden, ob und inwieweit sich das neue Punktesystem als Feinwertung bei Punktgleichständen eignet und wie sich die Wertungsmethode auf die Schachpartien selbst auswirkt. Wenn man sich bewusst ist, dass ähnliche Wertungsmethiden schon vor hundert Jahren Gesprächsthema unter den großen Schachspielern der Welt waren, es aber meistens nur bei Worten blieb, dann haftet unserem Experiment schon jetzt – wenn auch reichlich verspätet und unter sehr veränderten Rahmenbedigungen – das Etikett „historisch“ an, was immer dabei herauskommen wird.

Bis die 78 Fernpartien in Gang kommen und erste Resultate vorliegen, wird es noch Monate dauern. Erst wenn zwei Partien beendet sind, stehen auch die laufenden Partien mit einer verzögerten Anzeige von fünf Zügen für jedermann zum Zuschauen bereit.

Es lohnt sich jedoch, schon jetzt einen Blick auf die Website zu werfen und sich mit der Materie (u.a. anhand von Stellungs- und Übungsbeispielen) vertraut zu machen.

Hier der Link zur Website: https://www.not-all-draws-are-equal.com/


Arno Nickel ist Schachverleger und Fernschach-GM. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Bereits in jungen Jahren schloss er ein Politologiestudium ab, fand Schach später aber reizvoller.
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