Nichts verlernt!

von ChessBase
27.08.2014 – Andere fürs Schach begeistern und selbst Spaß dabei haben. Das war ein Schlüssel zum Erfolg von Helmut Pflegers und Vlastimil Horts Schachsendungen im WDR der 70er und 80er Jahre. Ende letzten Jahres nahmen die beiden früheren Weltklassespieler zwei DVDs "Moderne Klassiker" auf. Natürlich wurde dabei auch viel gescherzt und gelacht! Mehr...

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Helmut Pfleger/Vlastimil Hort: Moderne Klassiker Band 1 und 2

Rezension von Lukas Wedrychowski

Die beiden Großmeister Vlastimil Hort und Helmut Pfleger sind in der Schachszene und ganz besonders in der Deutschen Szene kein ungeschriebenes Blatt. Die beiden Schachfreunde, die zu den stärksten Spielern der Welt zählten, haben sich im Laufe Ihrer Leben mehrmals um die Popularisation des Schachsports verdient gemacht. So waren sie beide Teil einer Schachsendung im Fernsehen, in der die beiden Großmeister Partien analysierten und dem Publikum näher brachten. Dabei standen meiner Meinung nach immer zwei Aspekte im Vordergrund: Spaß und Entertainment.

Schach soll Spaß machen und Schach soll auch unterhalten können, wenn man sich etwas entspannen will. Schach ist ein großartiges Spiel, bei dem man mit Kraft und Leidenschaft dabei sein sollte, wenn man sich verbessern möchte. Dabei sollte man immer den Spaßfaktor aufrechterhalten, egal wie mühsam die Arbeit auch sein mag. Denn was wir gern machen, das machen wir besser. In dieser Hinsicht brauchen Sie beim Präsentieren von Partien bzw. Trainingsinhalten immer jemanden, der auch selber einen großen Spaß an dem Sport hat. Man muss die Leidenschaft hinter den Worten spüren können, sich aber auch auf die schachliche Qualifikation des Präsentators verlassen können. Aber eine Schachpartie sollte nicht nur trocken runteranalysiert werden, sondern auch mit Anekdoten und Humor versehen werden, damit der Zusehende nicht die Lust an ihr verliert. Jede Partie ist etwas wertvolles und sollte genauso behandelt werden, dass sie einen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Dieses Gefühl und die Merkmale, die ich oben beschrieben habe, hatte ich bei jeder einzelnen Partie auf dieser DVD.

“Moderne Klassiker” ist ein gemeinsames Werk der beiden Großmeister Hort und Pfleger und ist im Grunde eine Art Fortsetzung von GM Helmut Pflegers “Die schönsten Partien der Schachgeschichte”. Eine Reihe von ausgewählten Partien werden von der Eröffnung, über das Mittelspiel bis hin zum Endspiel analysiert und auf die wesentlichen Merkmale hin untersucht. Jedoch liegt der Fokus nicht rein auf der analytischen Ebene von Zügen und Ideen, sondern auch auf dem großen Erfahrungs- und Wissensschatz der beiden Kommentatoren. Als ehemalige Speerspitze Ihrer Generation sind beide kampferprobte Veteranen, welche die komplexe Materie des Schachspiels verstehen und aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung im Fernsehen und als Kommentatoren das Wissen gekonnt an den Mann bringen können.

Zahlreiche Anekdoten bereichern die insgesamt 27 Partien und stellen sicher, dass der Spaßfaktor an oberster Stelle stehen. Höchst unterhaltsam nehmen die beiden Profis den Zuschauer mit auf eine Reise durch die Schachgeschichte und zeigen auf, dass das Studium von klassischen Partien keineswegs eine träge oder gar unnütze Arbeit ist.

Moderne Klassiker - Band 1

Doch nun zu den einzelnen Partien. Im ersten Band werden Sie Partien der jüngeren modernen Schachgeschichte vorfinden (Zeitraum 1940-1978), die von eben jenen Spielern der damaligen Zeit gespielt wurden: Petrosian, Spassky, Polugaevsky, Fischer, Tal etc. Selbstverständlich sind die für diese Zeit legendären Turniere (Zürich 1953 und Reykjavik 1972 [WM]) ebenfalls enthalten und werden durch die Anmerkungen der beiden Großmeister bereichert. In diesem Band finden Sie auch Partien der beiden Kommentatoren, die gegen einen Großteil der damaligen Weltelite angetreten sind und die Kraft und Stärke der Meister am eigenen Leib spüren durften.

Hier ein Ausschnitt einer meiner Lieblingspartien.

Fischer-Spassky, Reykjavik 1972

Weiß hat gekonnt Schwächen in der schwarzen Struktur geschaffen und macht sich drauf und dran, diese anzugreifen. Sollte ihm das gelingen, werden die beiden Bauern auf e5 und f4 zu einer unbändigen Kraft, die dank der guten Stellung des Turmes auf f1 gen 8. Reihe marschieren werden. Eine höchst imposante Partie des Amerikanischen Großmeisters, der verdient die Weltmeisterkrone an sich riss und die Schachwelt, bis zu seinem Rückzug aus dem Profischach, dominierte.

Moderne Klassiker - Band 2

Der zweite Band schlägt folglich die Brücke zwischen den beiden Bänden und verbindet die Partien der Prä-Computerära mit der modernen Neuzeit, die zweifelsohne von Computervorbereitung geprägt ist. Im zweiten Band finden sich Partien der modernen Künstler wie GM Kramnik, GM Anand, GM Carlsen, GM Ivanchuk und Leko wieder. Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Kramnik und Leko 2004 hat mit gleich zwei Partien Einzug gefunden und wird von den beiden Kommentatoren köstlich präsentiert. Mit interessanten Informationen rund um die Weltmeisterschaft angereichert, sind die beiden Partien ein voller Genuss. Allerdings ist die WM 2004 nicht die einzige, die man hier auf der DVD finden wird. Eine der Schlüsselpartien zwischen dem WM Kampf Kramnik – Anand in Bonn ist ebenfalls zu finden. Diese WM war für den ehemaligen Weltmeister aus Indien der absolute Durchbruch in seiner Karriere, als er sich die unangefochtene Schachkrone sicherte und den eisernen Wladimir bezwang. Für alle Liebhaber der Meraner Variante sei diese Partie wärmstens ans Herz gelegt.

Aus dem zweiten Band ist mir folgende Stellung noch am Stärksten in Erinnerung geblieben. Ich bin mir sicher, dass sie so manch einer erkennen dürfte:

Anand-Carlsen, Chennai 2013

Das ist die Schlussstellung der 9. Partie des WM Kampfes Anand – Carlsen, Chennai 2013. In dieser Stellung mit Sage und Schreibe zwei Damen für Schwarz, ist die Stellung bei korrektem Spiel wohl Remis! Anand, der mit dem Rücken zur Wand stand, brauchte unbedingt einen Motivationsschub. Und nachdem der WM Kampf zu Beginn noch verhältnismäßig gut für ihn lief, kippte die Waagschale langsam zu Gunsten von Magnus Carlsen. Dem folgten einige Niederlagen, die sehr ermüdend gewesen sein mussten. Diese Partie schien der Wendepunkt zu sein, bei der der Norweger kurz vor Titelgewinn noch einmal in die Defensive geraten ist. Weiß hat gewisses Gegenspiel durch den Turm und die Dame. Doch das Problem ist, dass er eben beides für seinen Angriff braucht. Die zweite Dame ist momentan nicht sehr nützlich, da sie Weiß nicht bedrängen kann und Schwarz den Angriff von Weiß die ganze Zeit im Hinterkopf behalten muss. Anand zog hier mit dem Springer nach f1, wonach Magnus Carlsen den Vorzug einer Mehrdame zeigte. Ich meine mich zu erinnern, dass GM Levon Aronian irgendwann in einem Interview meinte, dass der einzige Vorteil einer Mehrdame ist, diese gegen was anderes zu opfern. Genau das ist auch hier der Gewinngedanke für Schwarz! Schwarz möchte den weißen Turm aus dem Spiel nehmen und somit die weißen Hoffnungen begraben. Nach Sf1?? De1! kann der Turm nicht nach h4, da die Dame sich sofort auf ihn schmeißen würde!

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Wenn Sie noch mehr dieser Schmuckstücke genießen wollen, dann empfehle ich Ihnen die beiden DVDs. Mir hat GM Pfleger mit seiner damaligen Reihe den Spaß am Schach gebracht und die Leidenschaft für das Spiel entfesselt und ich hoffe, dass das bei Ihnen ebenfalls der Fall sein wird.

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Zur Orinigalrezension von Lukas Wedrychowski...

 

 


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