19.06.2015 – Die vierte Runde des Norway Chess Turniers brachte drei Siege für Weiß und zwei Remis. Für die größte Aufmerksamkeit sorgte dabei Anands schön herausgespielter Sieg gegen Carlsen. Grischuk konterte die extravagante Eröffnung von Hammer und Topalov profitierte in besserer Stellung von einem Versehen Aronians. Nach vier Runden führt Topalov mit 3,5 Punkten. Mehr...
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Die vierte Runde des Norway Chess Turniers führte die Spieler ins Kloster Utstein, die laut Wikipedia "am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage Norwegens".
Die Kirche des von 1263 bis 1280 erbauten Klosters (Foto: Frode Inge Helland, Wikipedia)
Den Kampfgeist hat die klösterliche Umgebung jedoch nicht gemildert.
Freitag, 19.06., 16:00, Runde 4
Name
Rtg
Res.
Name
Rtg
Grischuk Alexander
2781
1–0
Hammer Jon Ludvig
2677
Topalov Veselin
2798
1–0
Aronian Levon
2780
Caruana Fabiano
2805
½-½
Vachier-Lagrave Maxime
2723
Giri Anish
2773
½-½
Nakamura Hikaru
2802
Anand Viswanathan
2804
1–0
Carlsen Magnus
2876
In zwei Weltmeisterschaftskämpfen dominierte Magnus Carlsen,
in Norwegen triumphierte Vishy Anand
Was Vishy Anand in zwei Weltmeisterschaftskämpfen nur einmal gelang, schaffte er jetzt in der vierten Runde des Norway Chess Turniers: Er gewann gegen Magnus Carlsen. Anand hatte Weiß und Carlsen verteidigte sich mit der spanischen Breyer-Variante. Die Stellung war komplex, doch nachdem Carlsen in der Eröffnung die Züge verwechselte konnte Anand mit dem Tausch des schwarzfeldrigen Läufers gegen einen weißen Springer die schwarze Königstellung schwächen. Doch Carlsen hatte Gegenspiel am Damenflügel, das er mit einem Bauernopfer anheizen wollte. Anand konterte mit einem Qualitätsopfer, das ihm einen starken Königsangriff bescherte.
V. Anand - M. Carlsen, Stellung nach 32...La6
Hier opferte Anand mit nur wenigen Minuten auf der Uhr die Qualität mit 33.Dg4. Nach 33...g5 34.h4 Lxf1 35.Txf1 Dd7 36.hxg5 fxg5 37.Dh5 Kh8 38.f6 Tg8 39.Lg7+ Tfxg7 40.fxg7+ Dxg7 41.Sf5 Dg6 42.Dxg6 Txg6 hatte er die Zeitkontrolle erreicht und ein gewonnenes Endspiel erreicht, das Carlsen nur noch wenige Züge weiterspielte, bis er aufgab.
Damit kam Anand zu seinem ersten Sieg in diesem Turnier, während Carlsen mit 0,5 aus 4 weiter am Tabellenende bleibt.
Daniel King zeigt die Partie Anand gegen Carlsen
Vishy Anand (Foto: Norway Chess)
Maxime Vachier-Lagrave zeigte sich gut erholt von seiner katastrophalen Weiß-Niederlage gegen Veselin Topalov in Runde drei. Er spielte mit Schwarz gegen Fabiano Caruana und hatte keine Probleme, in einem Najdorf-Sizilianer auszugleichen. Nach einem taktischen Scharmützel im Mittelspiel stand dann bald ein Endspiel mit Turm und ungleichfarbigen Läufern auf dem Brett, in dem Weiß zwar einen Mehrbauern, aber keine Gewinnaussichten hatte. So endete die Partie bald mit Remis.
Für das zweite Remis der Runde sorgten Anish Giri und Hikaru Nakamura, allerdings in einer komplizierten und langen Partie. Nakamura verteidigte sich mit der spanischen Möller-Variante und opferte bald nach der Eröffnung einen Bauern. Giri gab den Bauern zurück und hoffte, dass das weiße Läuferpaar stärker ins Gewicht fallen würde als die leichte Schwächung der weißen Königsstellung. Wenig später kam es zu einem sehr taktischen Endspiel, das schließlich in einem Doppelturmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern mündete. Giri versuchte noch eine Weile, dieses Endspiel zu gewinnen, aber Nakamura katte keine Probleme, den halben Punkt zu sichern.
Jon Ludvig Hammer
Die ungewöhnlichsten Stellungen dieser Runde gab es in der Partie zwischen Alexander Grischuk und Jon Ludvig Hammer. So stand nach 12 Zügen folgende Position auf dem Brett:
A. Grischuk - J.L. Hammer, Stellung nach 12...Lxh3
Doch all das Feuerwerk, das Hammer zündete, brachte ihm nichts ein. Grischuk neutralisierte das schwarze Spiel und nutzte danach die Schwächen in der schwarzen Stellung aus. Das brachte ihm ein besseres Turmendspiel, das er problemlos gewann.
Veselin Topalov konnte seine Siegesserie fortsetzen. Gegen Levon Aronians Ragosin-Verteidigung kam Topalov nach der Eröffnung zu einer leicht besseren Stellung und diesen Vorteil konnte er die ganze Zeit festhalten. Kurz vor der Zeitkontrolle servierte ihm Aronian die Partie dann auf einem Silbertablett.
V. Topalov - L. Aronian, Stellung nach 37.axb3
Mit nur noch drei Minuten auf der Uhr unterlief Aronian hier das taktische Versehen 37...Kd7?, das Topalov mit 38.b4! sofort ausnutzte. Das Problem für Schwarz ist, dass sein König nach 38...cxb4 39.Tc8 plötzlich auf Matt steht. Um das Matt abzuwenden, opferte Aronian nach 39...Sd8 40.T1c7+ Ke8 41.Sc5 mit 41...Txc5 42.Txc5 die Qualität, doch konnte das entstehende Endspiel mit einer Qualität weniger nicht halten. Mit diesem Sieg schob sich Topalov mit 3,5 aus 4 an die Spitze der Tabelle.
Tabelle
Partien der Runden 1 bis 4
Nach der vierten Runde folgt ein Ruhetag und so beginnt Runde fünf am Sonntag, den 21. Juni um 16 Uhr Ortszeit. Alle Partien des Turniers werden auf dem Playchess.com Server übertragen und kommentiert.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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Nach 1.d4 Sf6 2.c4 Sc6! ergreift Schwarz die Initiative und versucht Weiß dazu zubringen, seine zentralen Bauern vorzustoßen, nur um dann mit präzisem Gegenspiel ihre Schwäche zu zeigen.
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