Norway Chess: Carlsen-Drama und Ding-Tragödie

von André Schulz
04.06.2024 – In der siebten Runde beim Norway Chess stand das Duell zwischen Nakamura und Carlsen auf dem Programm. Erste die Armageddon-Partie bot Spannung und Dramatik - davon reichlich. In der Begegnung zwischen Praggnanandhaa und Ding kam es indes zu einer neuen Tragödie. | Fotos: Norway Chess/ Stev Bonhage

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Magnus Carlsen hat nach etwas zögerlichem Beginn schon zum Ende des ersten Umgangs in seinem Heimturnier in Stavanger ordentlich aufgedreht und die letzte drei Begegnungen alle in den regulären Partien entschieden, was ihm nach der norwegischen Formel dreimal drei Punkte einbrachte. Mit seinem Sieg über den weiter indisponierten Weltmeister Ding Liren war Carlsen auch am Spitzenreiter nach Runde sechs, Hikaru Nakamura, vorbeigezogen.

Runde sieben brachte dann prompt das Duell des nun führenden Carlsen gegen seinen Verfolger. Da Nakamura mit seinen guten Ergebnissen in Stavanger in der Live-Weltrangliste inzwischen Caruana überholt hat, war dies zugleich die Begegnung des Weltranglistenersten gegen den Weltranglistenzweiten. Leider hielt die reguläre Partie dann aber überhaupt nicht, was man sich davon vielleicht versprochen hat. Nach der Eröffnung, in der Nakamura eine neue Idee verfolgt hat, endete die Partie bald mit einer dreifachen Stellungswiederholung.

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Spannung und eine Entscheidung wurde also in die Armageddon-Partie verschoben. Carlsen kam dort mit den schwarzen Steinen in einer Abtauschvariante des Damengambits unter Druck und musste seine Dame für Turm und Leichtfigur geben. Zudem verlor der Weltranglistenerste auch noch einen Bauern und lag auch stellungsmäßig hinten. Aber Carlsen hatte in einem Freibauern noch einen Trumpf. Diesen schob der Norweger nach vorne und entwickelte dann plötzlich gefährliche taktische Tricks. Nakamura musste schließlich seinerseits die Dame hergeben, um den Freibauern auszuschalten, erhielt dafür aber nur einen Turm. Er lag nun mit einer Leichtfigur hinten, hatte aber zwei verbundene Freibauern am Damenflügel als Gegenwert. Dann entschied die Uhr die Partie.

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Auch in den anderen beiden Paarungen gab es in der regulären Partie keine Entscheidung. Die Italienische Partie zwischen Praggnanandhaa und Ding endete unentschieden und das Armagedddon im Anschluss bot die inzwischen fas schon obligatorische-Ding-Tragödie.

Nach einer Trompowsky Eröffnung ging der Inder zu hastig am Königsflügel vor. Ding wehrte den Angriff ab und stand klar besser. Dann übersah der Weltmeister jedoch ein taktisches Motiv.

Nach 1.d4 Sf6 erscheint der Zug 2.Lg5 ebenso kühn wie exotisch. Kein anderes modernes Eröffnungssystem führt so schnell zu spannenden Positionen, verlässt so bald theoretische Pfade und setzt den Schwarzen dennoch unter massiven Druck.

In der Armageddon-Partie zwischen Aireza Firouja und Fabiano Caruana stand der US-Großmeister zum Schluss in einem Endspiel mit Dame und Springer gegen Dame und Springer plus Bauern mit dem Rücken zur Wand.

Firouzja begnügte sich mit den schwarzen Steinen aber mit einem Remis, was ihm ja zum Gewinn des halben Extrapunktes reichte. In der regulären, ebenfalls Italienischen Partie zuvor hatte Caruana auf g5 eine Figur für zwei Bauern gegeben, war aber zu keinem entscheidenden Vorteil gegen den bloß gelegten schwarzen König gekommen.

Ergebnisse der Runde 7

Hikaru Nakamura - Magnus Carlsen: 1.5-1

Fabiano Caruana - Alireza Firouzja: 1-1.5

Praggnanandhaa - Ding Liren: 1.5-1

In der Tabelle bleibt Magnus Carlsen trotz der Niederlage im Armageddon mit einem halben Punkt Vorsprung vorne.

Stand nach sieben Runden

Magnus Carlsen - 13/21

Hikaru Nakamura - 12.5/21

Praggnanandhaa - 11/21

Alireza Firouzja - 9.5/21

Fabiano Caruana - 7.5/21

Ding Liren - 3.5/18

Partien

Armaggeddon-Partien

   

Turnierseite


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.