Norway Chess: Carlsen geht nach zweitem Armageddon-Sieg in Führung.

von André Schulz
29.05.2024 – In der zweiten Runde des Norway Chess Turniers gelang erneut keinem der Spieler ein Sieg in der regulären Partie. In den anschließenen Armageddon-Partien gingen alle drei halben Extrapunkte an die Weißspieler, Magnus Carlsen, Alireza Firouzja und Ding Liren, wobei Fabiano Caruanas Niederlage gegen Alireza Firouzja den Spielverlauf auf den Kopf stellt. | Fotos: Stev Bonhage

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Auch in der zweiten Runde des Norway Chess 2024 gelang es keinem der sechs Spieler, seinen Gegner in der regulären klassischen Partie zu besiegen und so folgte in jeder der drei Begegnungen nach kurzer Pause noch eine Armageddon-Partie und die Möglichkeit, sein Punktekonto um einen halben Punkt aufzustocken. Beim Turnier in Stavanger erhalten die Spieler für seinen Sieg drei Punkte, für ein Remis einen Punkte und für einen Sieg im anschließenden Armageddon einen zusätzlichen halben Punkt, wobei Weiß dafür die Entscheidungspartie mit 10 Minuten auf der Uhr tatsächlich gewinnen muss, während Schwarz mit nur sieben Minuten auf der Uhr ein Remis zum Gewinn reicht. Beide Spieler erhalten auch noch eine Sekunde Zeitzugabe pro Zug.

Die zweite Runde das das ewig junge Duell zwischen Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura, die im Laufe der letzten Jahre vor allem bei zahlreichen Online-Events viele Partien gegeneinander gespielt haben. In der Weltrangliste der klassischen Partien ist Hikaru Nakamura die Nummer drei hinter Magnus Carlsen und Fabiano Caruana. In der Blitzrangliste nimmt Nakamura hinter dem Norweger den zweiten Platz ein und ist ihm nach Punkten dicht auf den Fersen.

Mit den schwarzen Steinen spielend wählte Nakamura in der Spanischen Partie einen etwas ungewöhnlichen Aufbau mit Lc5 und folgendem Sg8-e7(Cordel-Variante), der in jüngster Zeit eine gewisse Popularität erlangt hatte. Die Eröffnung lief ordentlich für Nakamura und nachdem Weiß später mit dem Läufer auf c6 getauscht hatte und auch die Damen vom Brett verschwunden waren, erinnerte die Stellung an die Abtauschvariante der Spanischen Partien. Weiß hatte das obligatorische Bauernübergewicht am Königsflügel, beziehungsweise im Zentrum, aber Schwarz besaß gutes Gegenspiel mit den Türmen auf der d-Linie und so war Carlsen im 30. Zug mit einem Remis zufrieden.



Im Armageddon stand die gleich Eröffnung auf dem Brett, aber hier probierte Carlsen etwas anderes, indem er gegen den Läufer auf c5 das typische Manöver Sxe5 und d4 ausführte. Der Norweger erhielt in der Folge das etwas freiere Spiel und Nakamura einen schwachen Bauern auf d6. Der US-Großmeister gab seinen Bauern ab und hoffte auf aktives Gegenspiel, doch das war keine gute Entscheidung. Nacdem die Damen getauscht waren, war Carlsen in seinem Element.

Alireza Firouzja servierte Fabiano Caruana das Londoner System und daraus entwickelte sich eine etwas schwerblütige Partie. Caruana gelang es, die Bauern am weißen Königsflügel zu entwerten und in den Genuss einer Rochade kam der weiße König auch nicht.

Firouzja brachte ihn aber doch auf h1 in Sicherheit und konnte auch alle schwarzen Angriffsversuche erfolgreich entkräften.

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Die Armageddon-Partie eröffnete Firouzja mit einem Doppelfianchetto, aus der eine Art Königsindische Struktur mit vertauschten Farben entstand. Firouzja stand dort mit einem Figurenklumpen und Raummangel unfassbar schlecht. Caruana hätte ein Remis gereicht, doch natürlich wollte er seine überlegene Stellung zum Gewinn führen. Doch dann traf der Weltranglistenzweite eine Reihe von falschen Entscheidungen.
   

Ding Liren

Ding Liren scheint inzwischen allmählich wieder in Form zu kommen. Er spielte gegen Praggnanandhaa eine Englischer Eröffnung und erreicht dort auch eine kleine Initiative. Nach dem Damentausch mündete die Partie jedoch in ein gleich stehendes Endspiel und wurde remis gegeben.

Die Armageddon-Verlängerung sah eine Reti-Eröffnung, in der Ding nach einem Qualitätsopfer gutes Spiel bekam und die Partie schließlich auf taktischem Wege für sich entschied.

In der Tabelle hat Magnus Carlsen mit seinen zwei Armageddon-Siegen und die Führung übernommen.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.