21.06.2015 – Die fünfte Runde des Norway Chess Turniers brachte gute und schlechte Nachrichten für norwegische Schachfans. Die gute war, dass Magnus Carlsen gegen Alexander Grischuk zu seinem ersten Sieg im Turnier kam, die schlechte, dass Jon Ludvig Hammer eine wirklich einfache Remisstellung gegen Topalov mit einem Zug wegwarf. Der dritte Sieg der Runde gelang Aronian gegen Caruana. Anand und Nakamura trennten sich Remis, genau wie Giri und Vachier-Lagrave. Mehr...
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Sonntag, 21.06., 16:00, Runde 5
Name
Rtg
Res.
Name
Rtg
Carlsen Magnus
2876
1–0
Grischuk Alexander
2781
Nakamura Hikaru
2802
½-½
Anand Viswanathan
2804
Vachier-Lagrave Maxime
2723
½-½
Giri Anish
2773
Aronian Levon
2780
1–0
Caruana Fabiano
2805
Hammer Jon Ludvig
2677
0–1
Topalov Veselin
2798
Daniel King zeigt die Highlights der 5.Runde
Nach fünf Runden kam Weltmeister Carlsen beim Norway Chess Turnier zu seinem ersten Sieg. Dabei sah es zu Beginn der Partie gegen Alexander Grischuk gar nicht danach aus. Carlsen ließ sich mit Weiß auf den Najdorf-Sizilianer ein, aber holte nichts aus der Eröffnung heraus. Wenn jemand im Mittelspiel besser stand, dann war es Schwarz. Doch einmal mehr wurde Grischuk sein Zeitverbrauch zum Verhängnis. Grischuk dachte im Mittelspiel immer wieder lange nach und diese Bedenkzeit fehlte ihm, als Carlsen die Stellung mit einem Bauernopfer forcierte. Grischuk fand nicht die richtige Verteidigung und sah im 40. Zug, dem letzten Zug vor der Zeitkontrolle, mit nur noch 18 Sekunden auf der Uhr, nichts besseres als den Übergang in ein verlorenes Endspiel, das Carlsen ohne Probleme gewann.
Magnus Carlsen wirkte nach seinem ersten Sieg nicht euphorisch, aber erleichtert.
Alexander Grischuk war mit seinem Spiel...
...sichtlich unzufrieden.
Das schnellste und unspektakulärste Remis der Runde spielten Maxime Vachier-Lagrave und Anish Giri. In einer bekannten Variante der Halbslawischen Verteidigung kam es schnell zu zahlreichen Abtausch und nach 22 Zügen stand ein vollkommen ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett. Remis wurde die Partie allerdings erst 25 ereignislose Züge später.
Anish Giri im Interview nach der Runde. Da ging es zwar auch um Schach,
aber auch um den Welt-Yoga-Tag, zu dem der 21. Juni ernannt worden war
Das zweite Remis der Runde gab es in der Partie zwischen Hikaru Nakamura und Vishy Anand. Nach einer ausgeglichener Eröffnung schien zunächst Nakamura das Tempo vorzugeben, aber dann kam irgendwann Sand ins Getriebe und plötzlich musste Nakamura aufpassen und genau spielen. Das tat er allerdings auch und bevor er wirklich schlecht stand, wickelte er in ein Turmendspiel ab, das totremis war.
Hikaru Nakamura: "Vishy hat sich wirklich gut verteidigt. Und was
soll man machen, wenn der Gegner immer die richtigen Züge findet."
Für den größten Schock der Runde sorgte Jon Ludvig Hammer. Er spielte mit Weiß gegen Veselin Topalov und setzte den Bulgaren mit originellen Eröffnungszügen, die in einem Figurenopfer gipfelten, unter Druck. Doch dann verlor Hammer den Faden und spielte auf einmal passiv. So konnte Topalov seine Stellung Zug um Zug verstärken, doch Hammer konnte sich in ein Endspiel retten, in dem er mit Turm und vier Bauern gegen Turm, Läufer und einen Bauern gute Remischancen hatte. Doch als das Remis einfach und zum Greifen nahe war, warf Hammer die Partie durch einen unerklärlichen Fehler weg und schenkte Topalov einen halben Punkt.
Jon Ludvig Hammer - Veselin Topalov, Stellung nach 73...Ke7
In dieser Stellung kann Weiß mit dem einfachen 74.f5 den letzten schwarzen Bauern tauschen und das Remis sichern. Nach 74...gxf5 gewinnt Weiß den Bauern mit 75.Ke5 zurück. Doch in einem Anfall von Schachblindheit spielte Hammer 74.Kc6?? und gab nach 74...Ke6 sofort auf. Nach diesem Geschenk führt Topalov das Feld mit 4,5 aus 5 mit einem ganzen Punkt Vorsprung an.
Jon Ludvig Hammer (links, mit Weiß) nachdem er das Unglück gesehen hat.
Für Fabiano Caruana läuft nach seinem Sieg in Runde zwei gegen Magnus Carlsen in diesem Turnier nicht mehr viel zusammen. In Runde drei verlor er gegen Hikaru Nakamura eine ausgeglichene Stellung durch einen unnötigen Fehler, danach folgte ein Remis und in Runde fünf folgte gegen Levon Aronian eine weitere vermeidbare Niederlage. Aronian, der mit Weiß spielte, stand zwar die ganze Partie über etwas besser, weil er Druck gegen den isolierten d-Bauern des Schwarzen ausüben konnte, aber die eigentlichen Probleme bereitete sich Caruana selber. In dem Versuch, den weißen Druck abzuschütteln und die Stellung zu vereinfachen, landete er plötzlich in einem schwierigen Springerendspiel. Das Springerendspiel enthielt studienartige Wendungen, aber Caruana fand keine Möglichkeit sich zu retten und gab nach 60 Zügen auf.
Aronian gewann ein schwieriges Springerendspiel.
Tabelle
Partien der Runden 1 bis 5
Runde sechs beginnt am Montag, den 22. Juni um 16 Uhr Ortszeit. Alle Partien des Turniers werden auf dem Playchess.com Server übertragen und kommentiert.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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