Das Norway Chess Turnier im Mai 2025 ist das erste, das Magnus Carlsen in diesem Jahr mit der klassischen Ausgangsstellung, mit klassischer Bedenkzeit und an einem richtigen Brett spielt. Zuvor hatte der Norweger die Freestyle-Turniere im Weissenhaus, in Paris und in Karlsruhe (Grenke Freestyle Open) gewonnen und zwischendurch auch noch ein paar Online-Turniere. Es ist aber nicht so, dass Carlsen im Jahr 2025 noch gar keine klassischen Schachpartien gespielt hätte. Im Januar veredelte der Weltranglistenerste die Mannschaft des Bundesliga-Aufsteigers St. Pauli und hatte beim ersten Heimspiel einen sehr öffentlichkeitswirksamen Gastauftritt mit zwei Siegen. Im März gewann der Norweger zwei weitere Partien in der norwegischen Eliteserien.
Das Norway Chess Festival in Stavanger wurde im letzten Jahr um ein Turnier für Frauen erweitert, die in gleicher Teilnehmerzahl, unter gleichen Bedingungen und bei gleichem Preisfonds wie die Männer spielen. Die Organisatoren wollen damit ein Zeichen für Gleichberechtigung der Geschlechter im Profischach setzen.
Die Teilnehmerzahl umfasst in beiden Turnieren jeweils sechs Spieler bzw. Spielerinnen, die doppelrundiig antreten, um dem Turnier ein ansehnliche Länge zu verleihen. Ansonsten folgt man dem in Stavanger entwickelten Format, das heißt bei einem Remisergebnis in der klassischen Partie folgt eine Entscheidungs- (Armageddon-) Partie.
Gewertet wird dann wie folgt:
Sieg in der klassischen Partie: 3 Punkte
Verlust in der klassischen Partie: 0 Punkte
Unentschieden in der klassischen Partie & Sieg im Armageddon: 1½ Punkte
Unentschieden in der klassischen Partie & Verlust im Armageddon: 1 Punkt
Männer
Bei der Einladungsliste für das Offene Turnier, meist ein reines Männerturnier, haben die Organisatoren einfach die aktuelle Weltrangliste von oben abgearbeitet. Mit Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura, Gukesh D, Arjun Erigaisi und Fabiano Caruana sind die Spieler auf den Plätzen eins bis fünf der Eloliste am Start, außerdem der Achte, Wei Yi.

In der ersten Runde des Männerturniers traf der frühere Weltmeister und immer noch amtierende Weltranglistenerste Magnus Carlsen gleich auf den amtierenden Weltmeister und aktuell Weltranglistendritten Gukesh D. Es entwickelte sich eine recht ruhige und etwas zähe Partie, die Magnus Carlsen mit dem Jobava-Variante im Londoner System begonnen hatte.
Das Jobava London System, benannt nach dem georgischen Spitzenspieler Baadur Jobava, ist eine Nebenform des Londoner Systems, welches sich prinzipiell in nur einem kleinen Detail unterscheidet - der weiße Springer wird frühzeitig auf c3 etabliert!
Nachdem die meisten Figuren getauscht waren, gewann die Partie an Fahrt. Gukesh hatte sich im Endspiel eine Remisfortsetzung errechnet, bei der er seine letzte Leichtfigur gab. Doch die Berechnungen des amtierenden Weltmeisters hatten ein großes Loch.

Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.
In this Fritztrainer: "Attack like a Super GM" with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.
Auch die klassische Partie zwischen Fabiano Caruana und Hikaru Nakamura war ein eher schwerblütiges Ringen, in der über lange Zeit keine Seite einen Vorteil erringen konnte. Im Endspiel unterlief Caruana eine Ungenauigkeit, die ihn in Zugzwang brachte und Material kostete.

Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.
Einzig Wei Yi und Arjun Erigaisi mussten nach einem Remis in der Französischen Tarraschvarante in die Armageddon-Verlängerung. Hier gewann Erigaisi bei einem taktischen Scharmützel eine Qualität und gewann die Partie.

Partien, klassisch
Partien Armageddon
Frauenturnier
Auch im Frauenturnier wurden die führenden Spielerinnen der Weltrangliste eingeladen. Es soll ja auch das gleich Prinzip gelten, aber die Teilnehmerinnenliste deckt sich nicht ganz so gut mit der Weltrangliste wie bei den Männern. Yifan Hou spielt praktisch nicht mehr, also geht die Liste der Teilnehmerinnen mit Weltmeisterin Ju Wenjun los. Außerdem dabei: Lei Tingjie (3), Humpy Koneru (5), Anna Muzychuk (8), Vaishali (16) und Sarasadat Khademalsharie (24).
Hier konnte nur Humpy Koneru das indische Duell gegen Vaishali in der klassischen Partie für sich entscheiden. Mit den schwarzen Steinen hatte Vaishali im Mittelspiel in einer verschachtelten Struktur mit einem Springer die bessere Leichtfigur und besseren Chancen, doch nach Öffnung der Stellung stellte sie die Partie mit einem unbedachten Damenzug einzügig ein und wurde mattgesetzt.
Anna Muzychuk und Sarasadat Khademalsharie spielten ihre klassische Partie remis. Das Armageddon gewann Muzychuk mit den weißen Steinen.
Zwei Duelle auf dem Gelände der Russischen Verteidigung lieferten sich Lei Tingjie und Weltmeisterin Ju Wenjun. Die klassische Partie endete auch hier remis. In der Armageddonpartie ging Ju Wenjun in einem heftigen Angriff unter.
Die Russische Verteidigung entsteht nach den Zügen 1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 und gilt als sehr solide Eröffnung. Bei Spitzenspielern ist sie seit langem sehr beliebt.

Partien
Partien Armageddon
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