Norway Chess: Kämpferische 2. Runde in Stavanger

von André Schulz
01.06.2023 – In der zweiten Runde des Norway Chess Turniers gab es einige sehr umkämpfte Partien, die nicht immer das gerechte Ende fanden. Nakamura setzte sich mit Glück gegen Gukesh durch, Firouzja punktete gegen Mamedyarov und Abdusattorov hatte das bessere Ende gegen Aryan. Carlsen und Caruana gewannen im Armageddon gegen So und Giri. | Fotos: Lennart Ootes/ Norway Chess

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Das Norway Chess Turnier, wie die meisten anderen Turniere auch, ist ein privat organisiertes und finanziertes Topturnier mit einigen der weltbesten Spieler. Völlig privat ist das Turnier aber inzwischen nicht mehr, denn die FIDE hatte für den aktuellen WM-Zyklus den "FIDE-Circuit" ins Leben gerufen. Zu diesem gehören alle Topturniere mit mindestens acht Spielern und sieben Runden, Open oder Rundenturniere, die bestimmte internationale Standards erfüllen. Die Durchschnitts-Eloszahl der acht besten Teilnehmer muss zudem mindestens 2550 betragen. Für ihrer Ergebnisse in solchen Turnieren, auch hochklassige Blitz-und Schnellschachturniere werden mitbewertet, erhalten die besten acht Spieler eines jeden Turniers Punkte. Der Spieler, der am Ende der Saison die meisten Punkte hat, spielt beim Kandidatenturnier mit. Diese neue Regelung ersetzt das alte System der Grand Prix-Serie, das nie so recht gezündet hat.

Aktuell sieht die Rangfolge der Spieler so aus.

Regulations FIDE Circuit...

Für die Teilnehmer macht es also doppelt Sinn, gut abzuschneiden. Sie bekommen bessere Preisgelder und auch noch Circuit-Punkte.

Magnus Carlsen wird diese zusätzliche Entlohnung für gute Leistungen egal sein. Er war ja lange genug Weltmeister, zehn Jahre lang, und hat wohl keine Ambitionen, sich noch einmal für einen WM-Kampf zu qualifizieren. Einen besonderen Anreiz, auf Gewinn zu spielen, braucht Carlsen auch nicht, denn das Gewinnen-Wollen liegt quasi in seinem Naturell. Früher war die Laune bei dem Norweger nach Niederlagen ganz besonders schlecht, inzwischen scheint er sich besser im Griff zu haben. Ja, auch Carlsen wird alt. Und früher einmal konnten Heroen wie Smyslow oder Kortschnoi noch in ganz hohem Alter auf Spitzenniveau mitspielen, aber zu ihrer Zeit waren die jüngsten Großmeister auch noch nicht 12, 13 oder 14 Jahre alt.

Carlsens Partie in der ersten Runde gegen Caruana zeichnete ein ungewöhnliches Bild. Der Weltbeste stand nach der Eröffnung lange schlecht - das kam in der Vergangenheit nicht oft vor - und dann wurde er auskombiniert, weil ihm die Kontrolle entglitt - das hat man auch noch nicht so oft gesehen. Sonst hatte der Beste auch in schlechten Stellungen immer noch einen fiesen Trick in der Tasche. Hat der EX-Weltmeister mit seinem Titel auch seine Überlegenheit und Souveränität abgegeben?

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Sehen Sie, welche Eröffnungen Carlsen wählt, um seinen Gegner im Mittelspiel strategisch zu überspielen oder ein vorteilhaftes Endspiel zu erhalten.

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Alles nicht so ernst gemeint. Carlsen wird aber über seine Niederlage gegen Caruana kaum begeistert gewesen sein. Mit Wesley So bekam der Norweger aber eine schwer zu knackende Nuss als Aufgabe für die zweite Runde.

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Wesley So hat bei ChessBase 2 Eröffnungs-DVD veröffentlicht: 1.b3, der so genannte Nimzowitsch-Larsen-Angriff, aus weißer Sicht und seine Geheimnisse im modernen Italienisch (mit c3 und d3) aus schwarzer Sicht.

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Nach Carlsens 1.e4 kam eine Anti-Berliner Variante der Spanischen Partie aufs Brett. Im Laufe der Partie wurden die Bauernketten beiderseitig festgelegt und im Stillstand schließlich remis vereinbart. Magnus Carlsen entschied danach die Armededdonpartie für sich.

Fabiano Caruana klettert derzeit in der Live-Eloliste wieder nach oben. Seine Ergebnisse beim GTC-Turnier in Bukarest und der Sieg gegen Carlsen in Runde 1 des Norway Chess haben ihm zusammen 15 Elopunkte eingebracht und Caruana liegt nun als Vierter knapp hinter dem Weltmeister (Das ist Ding Liren). Sein Gegner der Runde 2 war Anish Giri. Auch diese Partie endete ohne Sieger und zog eine Armageddonpartie nach sich. Caruana gewann sie.

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Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.

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Der junge indische Großmeister D. Gukesh wird einmal ein ganz Großer. Auch er sammelt fleißig Elo- und auch Circuit-Punkte, beim Sigeman-Turnier, in Sharjah, jetzt in Stavanger.  Gukesh ist Nummer 15 in der Live-Liste und befindet sich damit schon auf dem Niveau von Spielern wie Aronian oder Vachier-Lagrave. Nach dem Sieg gegen Firouja in Runde 1 spielte der Inder nun mit Weiß gegen den "Oldie" Nakamura.

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Thema der Partie war unter anderem ein weißer Isolani in der symmetrischen Tarraschvariante. Gukesh spielte auf Angriff, verlor seinen Isolani und stand auf Verlust. Doch dann bot Nakamura dem Inder eine Chance...

Alireza Firouzja war in Runde 1 nur zweiter Sieger in der Partie gegen Gukesh. Mit den weißen Steinen hoffte der weltbeste Jugendliche und auch weltbeste Blitzspieler laut Elo-Liveliste, sein Score in der Partie gegen Shakriyar Mamedyarov auszuwetzen. Das gelang.

Im Angenommenen Damengambit lieferten sich die beiden Spieler ein intensives Gefecht, in dem sich die Waage erst mit nahender Zeitkontrolle zugunsten von Firouzja neigte.

Die fünfte Partie bestritten Aryan Tari und Nodirbek Abdusattorov. Auch der Usbeke ist einer der "New Kids On The Block". In der Live-Eloliste ist er schon Zwanzigster der Weltrangliste. Der Weg weist auch für ihn weiter nach oben. Gegen Tari wählte Abdusattorov in der Sizilianischen Rossolimo-Variante einen recht spekulativen Angriff, beginnend mit 7...Tg8, gefolgt von g5. Daraus entwickelte sich eine sehr bunte Partie, in der Tari zweitweise sehr gut stand, die aber Abdusattorov für sich entschied.

Ergebnisse

Stand

Partien

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.