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Wirklich überzeugen kann das von den Veranstaltern gewählte neue Format bislang nicht. Wer eine Partie klassisches Schach gewinnt, erhält dafür 2 Punkte. Bei einem Remis wird, bei gleicher Farbverteilung, eine Armageddonpartie gespielt. Fällt die Entscheidung erst dort, dann werden die zu vergebenden Punkte im Verhältnis 1,5:0,5 verteilt. Das sieht gut aus, wenn (wie in der 4. Runde Carlsen und Anand) Weiß die Armageddonpartie gewinnt, hinterlässt aber einen etwas schalen Beigeschmack, wenn es ein zweites Remis gibt und dadurch Schwarz die 1,5 Punkte erhält. In letzterem Fall scheint es oftmals so, als würde der verzweifelt kämpfende Weiße Risiken auf sich nehmen, die der schachlichen Qualität nicht unbedingt zuträglich sind.
Mamedyarov wählte die Grünfeld-Indische Verteidigung gegen den Weltmeister. In einer taktisch geprägten, anspruchsvollen Partie hatte Carlsen zeitweilig einigen Vorteil, aber Mamedyarov erwies sich als eiserner Verteidiger. Am Ende konnte der Aserbaidschaner im Endspiel Springer gegen Läufer mit einem Minusbauern ein Remis erreichen.
In der Armageddonpartie leisteten die Spieler dann schier Unglaubliches. Wie so oft in den letzten Monaten hatte Carlsen dabei das bessere Ende für sich:
Nach dem Weißremis im klassischen Schach war der Weltmeister in der nachfolgenden Armageddonpartie zum Gewinnen-Müssen gezwungen - er hielt dem Druck stand. Foto: Lennart Ootes
In der klassischen Partie startete Aronian frühzeitig einen heftigen Angriff auf den Königsflügel von Vachier-Lagrave, doch der Franzose rochierte humorlos einfach lang. Aronians König blieb in der Mitte stehen und der Armenier stand in der Folge lange Zeit schlechter. Wahrscheinlich war die Sache aber doch irgendwie noch innerhalb der Remisbreite angesiedelt:
In der nachfolgenden Armageddonpartie (Aronian musste sie gewinnen, um mehr als die bereits sicheren 0,5 Punkte zu erreichen!) stand Aronian dann komplett auf Verlust und musste sich am Ende glücklich schätzen, als "MVL" die Partie mit Dauerschach beendete. Der noch zu vergebende Punkt ging damit an den Franzosen.
Der Weltmeister hatte anscheinend genügend Zeit, bei Aronian und Vachier-Lagrave vorbeizuschauen. Foto: Lennart Ootes
Möglicherweise führt die neue Art der Punktezählung, wie sie beim Turnier in Stavanger ausprobiert wird, tatsächlich zu Veränderungen im Verhalten der Spieler. Fabiano Caruana jedenfalls opferte gegen Wesley So eine Qualität, hätte dann aber später ziemlich schlecht stehen können, wenn So seine Chancen genutzt hätte. Jedenfalls gilt (in diesem Fall aus Caruanas Sicht), dass ein Weiß-Remis eine besonders unerfreuliche Angelegenheit darstellt - ist man danach doch in der Armageddonpartie zum Siegen-Müssen verdammt.
Leider, leider klappte es dann mit dem Siegen nicht - dabei hätte es so schön sein können:
Glückliches Ende für Wesley So: Er heimste in der Armageddonpartie einen weiteren vollen Punkt ein. Foto: Lennart Ootes
107 Züge dauerte die klassische Partie zwischen den beiden Spielern; am Ende hatte der Chinese zwar eine Qualität mehr, konnte aber Anands Festung nicht knacken. Zwischenzeitlich spielte Anand mit zwei Springern gegen einen Turm und drei Bauern. Normalerweise wäre das hoffnungslos gewesen, aber Anands Figuren konnten sich so geschickt in den verschiedenen Löchern von Ding Lirens Bauernmasse einnisten, dass es zu einer wirksamen Blockade kam.
In der Armageddonpartie zeigte der alte Hase Anand dann, wie man das unbedingte Siegen-Müssen in die Tat umsetzen kann. Im Stile eines jungen Wilden startete der Exweltmeister mit viel Chuzpe einen brachialen, überhaupt nicht korrekten Königsangriff - und kam damit durch:
Ding Liren grübelt, Anand vertritt sich die Beine. Foto: Lennart Ootes
Auch Grischuk ging (als Weißer!) ins Risiko. Schließlich überzog er die Stellung - die Niederlage in der klassischen Partie ersparte dem russischen Großmeister dann auch gleich das Gewinnen-Müssen in der nun nicht mehr erforderlichen Armageddonpartie. Für Grischuk läuft es gar nicht Stavanger; er bleibt mit nur einem Punkt abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Der Chinese Yangyi Yu hingegen hat auf Platz 3 noch Kontakt mit Magnus Carlsen und Wesley So.
Für Alexander Grischuk läuft das Turnier bislang schlecht, während Yangyi Yu gut im Geschäft ist. Foto: Lennart Ootes
# | Name | Country | Rating | Points |
1 | Magnus Carlsen | Norway | 2875 | 6.5 |
2 | Wesley So | USA | 2754 | 5.5 |
3 | Yu Yangyi | China | 2738 | 5 |
4 | Ding Liren | China | 2805 | 4.5 |
5 | Levon Aronian | Armenia | 2752 | 4.5 |
6 | Shakhriyar Mamedyarov | Azerbaijan | 2774 | 4 |
7 | Viswanathan Anand | India | 2767 | 3.5 |
8 | Fabiano Caruana | USA | 2819 | 3 |
9 | Maxime Vachier-Lagrave | France | 2779 | 2.5 |
10 | Alexander Grischuk | Russia | 2775 | 1 |