Norway Chess: Spannende dritte Runde

von Johannes Fischer
05.06.2014 – Carlsen spielte gegen Caruana verbissen auf Gewinn, war am Ende aber froh über ein Remis, Kramnik gewann mit Schwarz gegen Giri, Aronian verlor gegen Grischuk in der Eröffnung die Dame, Svidler und Topalov zeigten, wie ein Sizilianer zum Franzose werden kann und Agdestein schrammte gegen Karjakin nur knapp am Sieg vorbei. Mehr...

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

 

Daniel King zeigt eine Zusammenfassung der 3.Runde

Das Spitzenduell der Runde war die Begegnung zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana. Caruana zählt nach seinem kontinuierlichen Aufstieg in den letzten Jahren zum Kreis der Weltmeisterkandidaten, ist jünger als Carlsen und hat den Norweger schon in drei Partien mit klassischer Bedenkzeit besiegt. Carlsen hat bislang vier Mal gegen Caruana gewonnen, fünf Partien endeten die Remis. Auch die letzte Partie der beiden liegt nicht lange zurück. Sie trafen beim Vugar Gashimov Memorial in Shamkir in der letzten Runde aufeinander und Carlsen gewann Partie und Turnier.

Doch den besseren Start beim Norway Chess Turnier hatte Caruana erwischt. Er hatte die ersten beiden Runden gewonnen, Carlsen hingegen zwei Remis gespielt. Wenig erstaunlich, dass Carlsen von Anfang an auf Gewinn spielte. Er hatte Weiß und begegnete Caruanas Grünfeld-Verteidigung mit 3.f3 und tatsächlich kam es bald zu einer scharfen Stellung, die Weiß gute Angriffsaussichten zu geben schien. Doch Caruana wehrte die weißen Drohungen ab und es kam zu einer eher positionell geprägten Stellung. Aber Carlsen spielte weiter auf Gewinn und brachte ein zweischneidiges Figurenopfer, um die Stellung zu verschärfen. Mit dieser Strategie brachte er vor allem sich selbst in Gefahr. Caruana parierte die weißen Drohungen und jetzt musste Carlsen mit Minusfigur um das Remis kämpfen. Das tat er mit Erfolg. Caruana fand keinen Weg zum Gewinn und im 67. Zug endete die Partie mit Remis. Caruana verteidigte so seine Tabellenführung und konnte Magnus Carlsen erneut Paroli bieten.

Einmal mehr spielte Carlsen entschlossen auf Gewinn, einmal mehr reichte es nur zum Remis.

Tabellenführer Fabiano Caruana

Eine weitere Spitzenpaarung der dritten Runde war die Partie zwischen Alexander Grischuk, derzeit die Nummer drei der Welt, und Levon Aronian, die augenblickliche Nummer zwei der Welt. Doch diese Partie war überraschend schnell entschieden. Aronian spielte Schwarz und übersah in der Eröffnung einen versteckten taktischen Trick, der ihn zwang, seine Dame gegen Turm und Läufer des Weißen zu geben. Da er keinerlei Kompensation hatte, war die Partie damit praktisch vorbei. Aronian verteidigte sich zwar noch gewohnt einfallsreich und hartnäckig, aber das half ihm letztendlich nichts.

Alexander Grischuk: Zwei Siege, eine Niederlage

Levon Aronian

Vladimir Kramnik war mit zwei Remis ins Turnier gestartet, doch gegen Anish Giri spielte er von Beginn an unternehmungslustig. Giri war mutig genug, mit Weiß Katalanisch zu spielen, eine Variante, in der Kramnik als absoluter Experte gilt. Tatsächlich kam Kramnik auch sehr gut aus der Eröffnung heraus und verstärkte seinen Druck anschließend mit einem Bauernopfer, das ihm eine lang anhaltende Initiative und Chancen auf Königsangriff gab. Giri verteidigte sich lange Zeit umsichtig, aber kurz nach der Zeitkontrolle unterlief ihm im 43. Zug ein Versehen, das Kramnik erlaubte, sofort zu gewinnen. In der anschließenden Pressekonferenz scherzte der Ex-Weltmeister: "Nun, in letzter Zeit habe ich nicht allzu oft mit Weiß im Katalanen gewonnen, also muss ich jetzt mit Schwarz gewinnen."

Anish Giri

Mister Katalanisch: Vladimir Kramnik

Keine Probleme mit Schwarz hatte auch Veselin Topalov gegen Peter Svidler. In einem Sizilianer, der bald in eine französische Struktur mit einer Reihe versteckter taktischer Möglichkeiten überging, kam Topalov durch genaues Spiel schnell zum Ausgleich. Die Stellung mündete schließlich in ein ausgeglichenes Turmendspiel, das im 42. Zug Remis wurde.

Peter Svidler

Veselin Topalov wanderte von sizilianischen in französische Landschaften.

Die längste Partie der Runde spielten Sergey Karjakin und Simen Agdestein. Erneut bewies Agdestein dabei starke Nerven und gute Defensivqualitäten. In einem Franzosen spielte Karjakin von Beginn an forsch auf Gewinn und opferte erst einen Bauern, dann eine Qualität und schließlich eine Figur, um die schwarze Stellung zu überrennen. Doch Agdestein fand immer eine Antwort. In einer äußerst komplizierten Stellung verpasste Agdestein eine Reihe guter Möglichkeiten und Karjakin konnte sich am Ende ins Remis retten.

Lieferten sich ein packendes und inhaltsreiches Duell: Sergey Karjakin und Simen Agdestein

Simen Agdestein ist erklärter Außenseiter im Turnier, aber schlägt sich bislang mehr als wacker.

 

Runde 3, Donnerstag, Juni 5

Hotel Scandic Stavanger Forus

Sergey Karjakin - Simen Agdestein ½-½
Alexander Grischuk - Levon Aronian 1-0
Peter Svidler - Veselin Topalov ½-½
Magnus Carlsen - Fabiano Caruana ½-½
Anish Giri - Vladimir Kramnik 0-1

Partien der Runden 1 bis 3

 

 

Spielplan:

Alle Runden beginnen um 15.30 Uhr, die letzte Runde beginnt um 14.30 Uhr

Runde 1, Dienstag, Juni 3
Hotel Scandic Stavanger Forus

Peter Svidler - Vladimir Kramnk ½-½
Levon Aronian - Simen Agdestein ½-½
Sergey Karjakin - Veselin Topalov ½-½
Alexander Grischuk - Fabiano Caruana 0-1
Magnus Carlsen - Anish Giri ½-½

Runde 2, Mittwoch, Juni 4
Hotel Scandic Stavanger Forus

Levon Aronian - Sergey Karjakin 1-0
Vladimir Kramnik - Magnus Carlsen ½-½
Fabiano Caruana - Peter Svidler 1-0
Veselin Topalov - Alexander Grischuk 0-1
Simen Agdestein - Anish Giri ½-½

Runde 3, Donnerstag, Juni 5
Hotel Scandic Stavanger Forus

Sergey Karjakin - Simen Agdestein ½-½
Alexander Grischuk - Levon Aronian 1-0
Peter Svidler - Veselin Topalov ½-½
Magnus Carlsen - Fabiano Caruana ½-½
Anish Giri - Vladimir Kramnik 0-1

Runde 4, Samstag, Juni 7
Vågen VGS, Sandnes

Levon Aronian - Peter Svidler
Sergey Karjakin - Alexander Grischuk
Fabiano Caruana - Anish Giri
Veselin Topalov - Magnus Carlsen
Simen Agdestein - Vladimir Kramnik

Runde 5, Sonntag, Juni 8
Hotel Scandic Stavanger Forus

Alexander Grischuk - Simen Agdestein
Peter Svidler - Sergey Karjakin
Magnus Carlsen - Levon Aronian
Anish Giri - Veselin Topalov
Vladimir Kramnik - Fabiano Caruana

Runde 6, Montag, Juni 9
Aarbakke fabrikkhall, Bryne

Levon Aronian - Anish Giri
Sergey Karjakin - Magnus Carlsen
Alexander Grischuk - Peter Svidler
Veselin Topalov - Vladimir Kramnik
Simen Agdestein - Fabiano Caruana

Runde 7, Dienstag, Juni 10
Hotel Scandic Stavanger Forus

Peter Svidler - Simen Agdestein
Magnus Carlsen - Alexander Grischuk
Anish Giri - Sergey Karjakin
Vladimir Kramnik - Levon Aronian
Fabiano Caruana - Veselin Topalov

Runde 8, Donnerstag, Juni 12
Hotel Scandic Stavanger Forus

Levon Aronian - Fabiano Caruana
Sergey Karjakin - Vladimir Kramnik
Alexander Grischuk - Anish Giri
Peter Svidler - Magnus Carlsen
Simen Agdestein - Veselin Topalov

Runde 9, Friday, Juni 13
Hotel Scandic Stavanger Forus

Magnus Carlsen - Simen Agdestein
Anish Giri - Peter Svidler
Vladimir Kramnik - Alexander Grischuk
Fabiano Caruana - Sergey Karjakin
Veselin Topalov - Levon Aronian
 

 

Live-Kommentare auf Schach.de

Alle Runden werden live auf dem Fritzserver in zwei Sprachen in bewährter Weise von unserem Kommentatorenteam analysiert und kommentiert. Die deutsche Kommentierung besorgt größtenteils Klaus Bischoff. Oliver Reeh wird zusammen mit Merijn van Delft bzw. Karsten Müller jeweils einmal aus dem "Studio Hamburg" übernehmen.

Klaus Bischoff,  der "Anchorman" der deutschen Schachkommentierung

Oliver Reeh, genant "Taktik-Reeh", ist allen deutsche Schachfreunden nicht nur durch seine wöchentliche TV-ChessBase-Sendung bestens bekannt.

Karsten Müller wurde mit seinen herausragenden Endspiel-DVDs zum neuen "Endspielpapst". Sogar Magnus Carlsen hat mit seiner Hilfe Endspiele gelernt

Merijn van Delft stammt aus der Apeldoorner Schachlehrer-Dynastie der van Delfts und lebt wechselweise in den Niederlanden und in Hamburg.

Oder mögen Sie lieber englische Kommentare: Dann haben Sie die Möglichkeit  auf dem "Zweiten TV-ChessBase Programm" den Ausführungen von Daniel King und Yasser Seirawan zu lauschen. Simon Williams und Chris Ward übernehmen ebenfalls insgesamt drei Runden.

 

Daniel King ist als TV-Schachmoderator in England so bekannt, dass ihn einst Audi für einen Werbespot verpflichtet hat

Yasser Seirawan war in seiner aktiven Zeit eine der besten Spieler der Welt und beherrscht in seinen Kommentaren die Kunst der Entschleunigung wie kein Zweiter

Simon Williams, englischer Großmeister, hat mit seinen beiden tollen Königs-Gambit-DVDs gerade bei ChessBase eine Lücke gefüllt

Chris Ward, Drachenexperte und Schachkommentator

 

 

 

 

 

Rundenbeginn ist jeweils 15.30 Uhr, mit Ausnahme der letzten Runde, die um 14.30 Uhr beginnt. Die Live-Kommentare sind alle Premium-Mitgliedern des Fritz-Servers kostenlos zugänglich.

Premiumzugang zu schach.de kaufen...

 

Fotos: Turnierseite Norway Chess


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren