Yannick Pelletier triumphiert in Lenzerheide
Und es war der vierte Streich! Mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg sicherte
sich der seit einiger Zeit in Frankreich lebende Pelletier zum vierten Mal den
wichtigsten Titel des Schweizer Schachbundes. Die eindrucksvolle Bilanz lautet
- 5 Siege bei 4 Remis. Dennoch blieb das Turnier bis zuletzt spannend. Vor der
letzten Runde ergab sich folgende Situation: an der Spitze des Feldes durften
sich neben Pelletier (6 Punkte) auch Joseph Gallagher (5½ Punkte) und Alexandra
Kosteniuk (ebenfalls 5½ Punkte) noch Hoffnungen auf den Titel machen, während
Richard Forster noch um seine zweite GM-Norm ficht. Die entscheidenden Partien
der letzten Runde hießen somit: Pelletier - Huss, Gallagher - Kosteniuk und
Forster - Kortschnoj. Wie bereits in der Partie gegen Forster verlor Kosteniuk
unglücklich und belegte am Ende den undankbaren 4. Platz, so dass sich Ihre
starke kämpferische Leistung (nur ein Remis) leider nicht in der Tabelle ausdrückte.
Pelletier hingegen lies gegen den an zehn gesetzten Huss nichts anbrennen und
marschierte zum Titel. Richard Forster rang den gesundheitlich angeschlagenen
Viktor Kortschnoj nieder und brachte somit seine zweite GM-Norm ins trockene!
Nach gutem Turnierbeginn verlor Kortschnoj die Runden 7-9. Auf anraten seines
Arztes wird Kortschnoj voraussichtlich nicht zur Olympiade nach Chanty-Mansijsk
fahren, da die lange Reise bei seinem derzeitigen Gesundheitszustand zu beschwerlich
wäre. Mitfavorit Florian Jenni agierte glück-, teilweise auch etwas lustlos
und belegte letztlich einen enttäuschenden 9. Platz.
Die Sieger bei den Herren (von links): J. Gallagher, Y. Pelletier, R. Forster
Schweizer Meister: (von links) IM Edwin Bhend (Senioren), WGM Tatjana Lematschko
(Frauen), GM Yannick Pelletier (Herren), Nico Georgiadis (U16), Kambez Nuri
(U18)
Für die Teilnehmer des SEM-Jugendlagers fand das Turnier einen sehr erfolgreichen
Abschluss. Mit Gabriel Gähwiler (3. U18 und 2. U16), Michael Bühler (1. HT II),
Alejandro Colchero (2. HT II), Noé Duruz (1. HT III) und Benjamin Jöri (3. HT
III) schafften gleich 5 Jugendliche den Sprung aufs Podest.
Unser "großer spanischer Weltmeister" Alejandro Colchero erreichte einen ausgezeichneten
2. Platz im HT II
Deutsche Delegation: 1.Reihe v.l. Sonja Maria Bluhm, Alina Zahn, Pauline Mertens,
Jan-Marius Holzapfel, Jonas Lampert, Thomas Pähtz; 2. Reihe v. l. Oliver Gerntke,
Lars Urban, Fridolin Mertens, Sebastian Hocke, Florian Wendling, Hannes Wendling
Aus deutscher Sicht ist vor allem das Abschneiden von Jonas Lampert (5½/9) und
Pauline Mertens (5/9) hervorzuheben. Im Hauptturnier II erspielte die zwölfjährige
Alina Zahn starke 4½/7 und kam auf den 29. Platz (Setzlistenplatz 117!). Besonders
Ihre guten kombinatorischen Fähigkeiten dürften die Konkurrenz in Deutschland
aufhorchen lassen.
6. Runde: Beat Meier - Alina Zahn
1. ... h4+ 2. Kxh4 Tg2! 3. Lg5 Df4+!! 4. Lxf4 Lf6+ 5. Lg5 Lxg5#
Gegen den "kleinen spanischen Weltmeister" Oliver Colchero sicherte sich Alina
Zahn mit einer überzeugenden Vorstellung den Sieg.
Sieger U18: 2. Nico Georgiadis 1. Kambez Nuri 3. Gabriel Gähwiler
Sieger HT1: 2. Kambez Nuri 1. Julien Carron 3. Markus Klauser (Organisator des
SEM-Lagers)
Sieger HT2: 2. Alejandro Colchero (Lagerteilnehmer) 1. Michael Bühler (Lagerteilnehmer)
3. Anton Fux
Sieger HT3: 2. Cedric Rohner 1.Noe Duruz 3. Benjamin Jöri
Sieger U16: 2. Gabriel Gähwiler 1. Nico Georgiadis 3.Jan Rindlisbacher
Die Trainer Wendling (hinten links) und Pähtz (vorne links) bei der täglichen
Arbeit
Abendliche Partieanalyse im Clubraum
Unser Jugendleiter IM Markus Klauser
Der Schweizer U18-Meister Kambez Nuri hatte bereits nach 8 Runden eine IM-Norm
erspielt
Die 111. Schweizer Einzelmeisterschaften werden vom 07.-15.07.2011 in Leukerbad
stattfinden. In diesem Rahmen wird es zur dritten Auflage des turnierbegleitenden
Jugendlagers kommen. Interessierte Kinder und Jugendliche können sich gerne
an GM Thomas Pähtz (thomaspaehtz@yahoo.de) wenden.
Ein Bericht von Thomas Pähtz und Hannes Wendling
Irritiert zeigte sich der neue Schweizer Meister Yannick Pelletier allerdings
über eine andere Sache. In Bezug auf die Auseinandersetzung zwischen Georg
Meier und dem SV Werder Bremen, zu der es nach einem
Interview
von Georg Meier im
Schachmagazin
64 und der anschließenden Gegendarstellung des
SV
Werder Bremen gekommen ist, schrieb Pelletier folgende Nachricht an ChessBase:
"Mit Interesse habe ich die
Gegendarstellung
vom SV Werder Bremen am 19. Juli auf chessbase.de gelesen. Besonders erstaunt
wurde ich aber, als ich bei Punkt 5 des Plädoyers auf meinen Namen stoss. Leider
überrascht es weniger, dass dies mit einer falschen Aussage verbunden wird.
Unkorrekt ist nämlich die Behauptung, Werder Bremen hätte mich für Trainings
mit Georg Meier bezahlt.
Georg Meier und ich kennen uns schon lange. Seit 2008 arbeiten wir auch gemeinsam.
Damit handelt es sich um Trainings, die beiden Seiten schachlich nützlich sind,
so wie es die meisten Schachprofis machen. Unklar ist mir natürlich, ob Werder
Bremen Meiers bekanntermassen geringe Reisekosten mit Ryanair von Frankfurt
Hahn nach Montpellier zurückerstatten hat.
Im Plädoyer von Werder Bremen erkenne ich natürlich das selektive Gedächtnis
und die scharfe Feder des früheren Präsidenten der Schachabteilung, dessen Korrektheit
zu meinem Abgang aus dem Verein nach der Saison 2007/08 führte."