Deutsche Ländemannschaftsmeisterschaft
der Frauen
Von Anna Dergachova
Berichte der Schachfreunde Braunfels...

Die Burg von Braunfels
Dieses Jahr kehrte die Deutsche Frauen-Länder-Mannschaftsmeisterschaft an ihren ursprünglichen Ort Braunfels in Hessen zurück. „Ursprünglich“ wähle ich als Bezeichnung für diese nette kleine Stadt, da ich persönlich seit 1993 für die NRW-Auswahl spiele und die meisten Meisterschaften fanden bis jetzt dort statt.

So sieht das das Spielerhotel in Braunfels aus

Marktplatz
Im Braunfels selbst hat sich seit zwei Jahren nichts verändert (letztes Jahr wurde die Meisterschaft in Naumburg ausgetragen). Der Luftkurort war bestens für das Schachfestival ausgerüstet: gute Organisation des Turniers, Bombenwetter, freundliche und zuvorkommende Bedienung in allen Gaststätten

"Einfamilienhaus"
Und dieses Mal gab sogar noch einige zusätzlich interessante Leckerbissen für die Spielerinnen und Begleiter. Damit meine ich nicht das traditionelle gemeinsame Essen am Samstag, das auch lecker war, sondern das Blitzturnier am späten Freitag mit netten Sachpreisen, das für alle begeisterten Schachspieler offen war. (Sieger: Andreas Schmitz gefolgt von Stephan Pick) Dazu wurde noch einen Lesung aus dem Schachkrimis „Schach dem Mörder“ von Arthur Brown (Pseudonym!) angeboten, die sogar vom Autor persönlich gehalten wurde.

"Arthur Brown"
Außerdem konnten noch am letzen Tag, während und nach der Runde, alle
Schaulustige die Rallye der Oldtimer miterleben. Wir konnten sogar auf unseren
persönlichen Favoriten tippen und ein Auto gewinnen. Doch die meisten
Schachspielerinnen zogen es vor, möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen
und haben beim Ausparken der eignen Wagen die prächtigen Autos vermutlich nur
als lästigen Hindernis empfunden.

Wie kommt der Golf aus der Parklücke?
Was ich allerdings ärgerlich fand, war die magere Anzahl von Landesverbänden. Nur 10 Verbände haben ihre Mannschaften zur Meisterschaft geschickt. Niedersachsen war mit 2 Teams präsent, dafür fehlten unter anderem Sachsen und Hamburg.

Viele neue Gesichter
Auch mangelte es dieses Mal an starken Großmeisterinnen, die sonst an den ersten beiden Bretten fast immer dabei waren. Dafür waren viele Ehemänner und Kinder da, die ihre Gattinen, bzw. Mütter, kräftig unterstützten.

Britta Leib mit Tochter Amina

Katharina Bader mit dem Ehemann und dem Sohn

Larissa Dergileva (Baden) mit Ehemann und Tochter
Für Überraschungen sorgten viele junge Spielerinnen. So konnte das junge Team aus Berlin mit einem TWZ - Durchschnitt von 1917 Bronze gewinnen.

Berlin gewinnt Bronze
Die Mannschaft von Sachsen-Anhalt ging hingegen trotz der hervorragenden Leistung von GM Tatiana Kononenko (5 aus 5 am ersten Brett!) leer aus.

Tatiana Kononenko

Brett 2 von Sachsen-Anhalt: Sandra Krege

Sachsen-Anhalt - Württemberg

Jana Gussakowski aus Württemberg
Unsere NRW-Mannschaft wurde dieses Jahr durch Anna Rudolph , Maria Cleven und Isabel Hund gestärkt, ansonsten blieb der Kern erhalten.

NRW beim Abendessen
Und dieses Jahr gelang uns das fast Unmögliche zu schaffen: nicht nur ungeschlagen, sondern mit 10:0 Punkten die Meisterschaft souverän zu gewinnen. Dabei mussten wir gegen die stärksten Mannschaften antreten: Berlin, Baden, Bayern, Sachsen-Anhalt und Württemberg haben eine Niederlage gegen NRW einstecken müssen.

Niedersachsen II gegen Thüringen

Mika Ankerst (Bayern)
Doch so einfach wie es die Statistik zum Ausdruck zu bringen scheint, war es nicht, Gold zu gewinnen. Nachdem wir in der vierten und vorletzten Runde Sachsen-Anhalt mit 5,5:2,5 besiegt hatten und uns eigentlich schon zurücklehnen wollten, wurde bekannt, dass unser Brett Eins Anna Rudolph abreisen musste, um ihre Mannschaft im Kampf gegen den Abstieg zu unterstützen und uns damit in der letzten Runde nicht mehr zur Verfügung stand. Bitter, aber hier ging das Interesse der Vereinsmannschaft einfach vor. (Wie sich dann im Nachhinein heraus stellte, fand der Abstiegskampf gar nicht statt, weil die gastgebende Gegnermannschaft es nicht schaffte, ihr Spiellokal aufzuschließen.)

Kirstin van Münster (NRW) und Brigitte Weber
So mussten alle Spielerinnen von nun an ein Brett aufrücken und unsere Referentin Brigitte Weber kam als Ersatzspielerin zum Einsatz kommen. Doch unsere Gegnerinnen aus Württemberg waren nach einem langen Samstagabend friedlich gestimmt, und so einigten sich in der ersten Stunde 3 Spielerinnen auf Remis. Ich verdarb meine etwas bessere Stellung nach knapp 2 Stunden und musste mich auch mit Remis begnügen. Danach musste ich etwas zittern und die restlichen 4 laufenden Partien betrachten. An den Nachbartischen ging es Schlag auf Schlag, denn Baden spielte gegen Sachsen-Anhalt. Sollte NRW verlieren und eine der beiden Mannschaften hoch gewinnen, wäre für sie der Titel drin. Denn vor der letzten Runde hatte Baden nur ein Brettpunkt weniger als NRW. Die nächsten 2 Stunden brachten die Entscheidung: Irina Nattermüller gewann ihre Partie, Manuela Schmitz und Kirstin van Münster spielten beide Remis.

Irina Nattermüller feierte während des Turniers ihren Geburtstag
Damit hatten wir schon ein Unentschieden und damit den Ersten Platz sicher. Zur allgemeinen Freude konnte dann Maria Cleven sogar ihre bessere Stellung zum Sieg führen.

Der Sieger: Die Mannschaft aus NRW
Und Baden hat tatsächlich die Wunder vollbracht und seinen Kampf für sich entschieden. Damit ging das wohlverdiente Silber an die Badische Mannschaft.
Die Siegerehrung fand pünktlich um 15.00 Uhr statt. Pokale und Medaillen wurden feierlich verteilt. Und jetzt einige Fotos für Diejenigen, die noch nie in Braunfels waren und die schöne Stadt mit der Burg vielleicht Mal besichtigen möchten. Übrigens, das nächste Jahr findet die Meisterschaft wieder in Braunfels statt. Die Reise lohnt sich.

Anna Dergachova
Endstand:
1. NRW 28,0 BP 10 MP
2. Baden 26,5 BP 8 MP
3. Berlin 21,0 BP 7 MP
4. Sachsen-Anhalt 24,0 BP 6 MP
5. Thüringen 23,0 BP 6 MP
6. Württemberg 21,0 BP 5 MP
7. Niedersachsen I 23,5 BP 4 MP
8. Schleswig-Holstein 21,0 BP 4 MP
9. Hessen 17,5 BP 4 MP
10. Bayern 16,0 BP 4 MP
11. Niedersachsen II 18,5 BP 2 MP