Übung macht den Meister
Langsam neigt sich die DEM-Woche dem Ende zu. An den vorderen Brettern wird
jetzt hart um die Titel und guten Platzierungen gerungen. Daher gibt es heute
den ausführlichen Blick auf die Geschehnisse der Spitzengruppen aller
Altersklassen. In der U10 und U12 steht heute die letzte Doppelrunde an, ab der
U14 wird eine Einzelrunde gespielt.

Das neue Schachtrikot der FIDE
U10/U10w
Alles wieder auf Anfang: Das ist das Motto in der offenen Gruppe U10. Der
bisher souverän agierende Vincent Keymer musste gegen Kevin Tong seine erste
Niederlage quittieren. Auch Alexander Collin , bisher alleiniger Zweiter, verlor
gegen Luka Wu, so dass sich jetzt ein Spitzenquartett mit jeweils 6,5 Punkten
gebildet hat: Vincent, Kevin, Luka und Justus Felix Graf.
Auch in der Buchholzwertung geben sich die vier fast nichts. Alle liegen
zwischen 38,5 und 37,5 Feinwertungspunkten. Hinter ihnen liegen vier weitere
Spieler mit sechs Punkten: Alexander Collin (mit der deutlich besten Buchholz im
ganzen Turnier), Daniel Kopylov, Jan Helmer und Luca Suvorov.
Auch bei den Mädchen ist weiter alles möglich. Dana Berelowitsch hat mit 5/8
weiter einen halben Punkt Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen. Diese sind jetzt
Julia Bui, Leyla Baladjaev, Samantha Schmidtmann und Jana Basovskiy.


U12/U12w
Julian Martin konnte gestern durch einen Sieg gegen Samuel Fieberg seine
Führung weiter ausbauen. Mit 7,5/8 hat er schon anderthalb Zähler mehr auf dem
Konto als das halbe Dutzend Spieler auf dem geteilten zweiten Rang: Maximilian
Paul Mätzkow, Jana Schneider, Jari Reuker, Tigran Poghosyan, Luis Engel und
Niklas Renger. Wenn seine Verfolger ihn auch heute nicht stoppen, dann könnte
Julian bereits heute Abend den Titel feiern.
Die erste Gelegenheit hierzu hat heute Vormittag Jana Schneider, die
ihrerseits die Mädchenwertung mit sechs Punkten anführt. Da ihr Madita Mönster
mit 5,5 Punkten sowie Charlotte Sanati, Lara Schulze und Inken Köhler mit fünf
Punkten auf den Fersen sind, steht auch Jana unter großem Druck.


U14
Die ersten vier Bretter endeten gestern in einer Punkteteilung, so dass sich
im Spitzenfeld nicht viel geändert hat: Thore Perske (6/7) führt vor Leonid
Sawlin (5,5/7) sowie Patrick Höglauer, Kevin Kololli, Denis Gretz und Moritz
Greßmann (alle 5/7).
U14w
Carolin Gatzke hat mit einem Remis mit jetzt 5,5 Punkten die alleinige
Spitzenposition übernommen. Sie profitierte von der Niederlage Fiona Siebers,
die jetzt gemeinsam mit Olga Weis, Teodora Rogozenco und Vorjahressiegerin Paula
Wiesner auf dem geteilten zweiten Platz liegt. Heute trifft Carolin am ersten
Brett auf Paula – das könnte das Duell Siegerin 2012 gegen Siegerin 2013 sein.
U16
Jonas Lampert steht kurz vor dem Titelgewinn. Mit einem Schwarzsieg gegen
seinen ärgsten Verfolger Maximilian Ruff hat er sich auf 6,5 Punkte gespielt.
Damit führt er nun mit 1,5 Punkten vor Mark Kvetny und Christoph Grunau. Mit
einem Sieg gegen Christoph kann sich Jonas heute schon den Titel holen. Auch ein
Remis wäre dazu ausreichend, falls Mark nicht mit Schwarz gegen Jan-Christian
Schröder gewinnen sollte.

Jonas Lampert
U16w
Auch in der U16w gibt es wieder eine alleinige Führende: Josefine Heinemann
hat nach einem weiteren Sieg jetzt 5,5 Punkte auf dem Konto. Gegen die drei
Spielerinnen mit fünf Punkten – Larissa Schwarz, Alina Zahn und Sonja Maria
Bluhm – hat sie auch bereits gespielt, so dass sie heute auf Sophie Bork (4,5/7)
trifft.

Josefine Heinemann
U18
Sehr eng geht es weiter in der U18 zu. Wie gestern gibt es ein Quartett an
der Spitze, weiter dabei sind Maximilian Neef, Johannes Carow und Till Schreiner
(alle fünf Punkte). Neu dabei ist Hans Möhn, der durch einen Sieg im direkten
Duell Wiede Friedrich verdrängt hat. Weitere sechs Spieler mit 4,5 Punkten –
Christopher Noe, Emil Powierski, Wiede, Aron Moritz, Tobias Kügel und Ludwig
Stahnecker – können auch noch in den Titelkampf eingreifen, brauchen dazu aber
heute wohl schon einen Sieg.
U18w
Stefanie Düssler konnte die gestrige Spitzenpartie gegen Silvia Spiegelberg
für sich entscheiden. Der Lohn dafür ist mit 6/7 ein ganzer Punkt Vorsprung auf
Silvia und Hannah Kuckling auf den Plätzen 2 und 3. Heute trifft Stefanie auf
Lena Kühnel, die mit Christina Winterholler und My Linh Tran (alle 4,5 Punkte)
auf dem vierten Platz liegt.
U25A
Daniel Gölz hat mit einem Remis gegen Atila Figura etwas von seinem Vorsprung
eingebüßt. Er hat mit 6,5/7 dennoch einen ganzen Punkt Vorsprung vor seinen
Verfolgern.
U25B
Lorenz Schilay und Matthias Reimann führen das Feld mit je sechs Punkten an,
weitere vier Spieler liegen mit einem halben Zähler weniger in Lauerstellung.
Die Großmeister im Gespräch
Zwei weitere spannende Partien konnten die Zuschauer gestern Nachmittag
verfolgen, wieder live kommentiert von Arkadij Naiditsch und David Baramidze
persönlich. Nachdem Arkadij die ersten beiden Runden für sich entscheiden konnte
und gestern auch Runde drei gewann, war der Sieger des Duells gefunden. Doch
David stellte seine Ehre wieder her, indem er die letzte, sehr spannende Partie
gewinnen konnte. Im Anschluss sprach die j‘adoube-Redaktion mit den beiden über
ihr Duell, die DEM und ihre Zukunftspläne:

Hallo Arkadij, hallo David, wie gefällt es euch beiden
hier auf der DEM?
Arkadij: Ganz gut, die Meisterschaft ist gut organisiert,
das war eine Überraschung für mich. Bei 1000 Leuten hatte ich das eher
chaotischer erwartet, dass alle durcheinander rennen. Tatsächlich ist aber alles
sehr angenehm, das Hotel ist gut und ich habe einen insgesamt positiven
Eindruck.
David: Ich kenne die DEM ja schon aus dem letzten Jahr
und auch mir gefällt alles ziemlich gut hier. Besonders schön finde ich es für
die Kinder, auch wegen des Rahmenprogramms.
David, du hast früher selbst an der DEM teilgenommen, Arkadij, du hast
zumindest internationale Jugendmeisterschaften erlebt. Könnt ihr einen Vergleich
zu heute ziehen?
A: Ich finde es schwer, einen Vergleich zu ziehen. Welt-
und Europameisterschaften habe ich viel chaotischer erlebt, weil ganz viele
verschiedene Länder und Sprachen aufeinandertreffen.
D: Als ich selbst gespielt habe, war ich ungefähr 13.
Daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, es war damals aber schon
ähnlich groß organisiert wie heute.
Wie zufrieden wart ihr mit euren Partien und dem Ergebnis?

D: Arkadij war am Ende gnädig. *lacht*
A: Nein, stimmt nicht. Wir haben ja zum ersten Mal
die Idee mit Reden und Spielen in einem ausprobiert, es war auf jeden
Fall schwerer, sich dabei zu konzentrieren. Für Zuschauer macht es so aber
sicher mehr Spaß. Den Erfolg der Veranstaltung sollten andere beurteilen. Ich
hoffe, dass es interessant war. Die Partien waren spannend und ich hatte
teilweise einfach mehr Glück.
D: Wenn die Zeit knapp wurde, habe ich angefangen,
schlecht zu spielen. Auch die Eröffnung lief für mich manchmal etwas schlechter,
meist stand es aber zunächst ausgeglichen. Im Schnellschach sind dann eben
einfach Fehler dabei.

Was war für euch die Herausforderung bei den Livekommentaren?
A: Mit Profischach hat das wenig zu tun. Für die
Zuschauer ist es aber natürlich interessant, es bringt Spannung rein, weil die
Spieler unterschiedlich denken.
D: Ich fand es eigenartig. Sonst formuliert man seine
Gedanken nicht aus, sie sind unterbewusst. Das Reden hilft beim Spielen nicht
gerade.
A: In der Zeitnot hofft man auf gute Züge, da werden die
Kommentare dann oberflächlicher oder man sagt gar nichts mehr.
D: Ja, man denkt dann nicht mehr so darüber nach, was man
sagt.
Ihr habt ja auch schon DEM-Partien gesehen und
kommentiert. Wie schätzt ihr die Spielstärke der Teilnehmer im Schnitt ein?
A: Es gibt sicher ein paar gute Partien, aber das zu
bewerten ist natürlich immer relativ. International können die deutschen
Jugendlichen gerade schwer mithalten, trotzdem spielen auf deutscher Ebene gute
Spieler.
D: Du hast doch auch selbst einen Schüler hier.
A: Stimmt, ich gebe etwas Training in meinem Verein
Baden-Baden und arbeite dabei oft mit Julian Martin, der gerade in der U12
führt. Wir haben auch hier schon etwas besprochen, er wird allerdings vor Ort
von Herrn Reefschläger betreut.
D: Wir haben auch heute wieder interessante und gute
Partien kommentiert. Es sind schon einige Spieler dabei, die Großmeister werden
könnten.
Welchen Tipp könnt ihr denn den Teilnehmern für ihre
Zukunft geben, wenn sie möglichst stark werden wollen?
A: Soviel trainieren, wie geht und nicht faulenzen.
Talent wird überschätzt, denn konstantes Training ist wichtiger als alles
andere.
D: Da kann ich mich anschließen. Man muss sich mit Schach
beschäftigen, viel spielen und eigene Partien analysieren.
Aus eigenen Fehlern lernen ist die wichtigste Grundlage.
Heute Abend werdet ihr mit je zwei Jugendlichen am
Blitzturnier teilnehmen. Ist das für euch selbstverständlich oder schaut ihr dem
skeptisch entgegen?
A: Das macht man gerne und wir lassen uns überraschen.
Das ist eine Veranstaltung, die den Jugendlichen Spaß machen soll. Wenn das
gelingt, sind wir zufrieden.
D: Ich kenne das schon aus dem letzten Jahr. Man ist
näher dran an den Kindern und hat mehr Kontakt zu ihnen. Für die Kinder ist das
sehr schön, weil sie uns sonst nur zuschauen können, aber darüber hinaus keinen
direkten Kontakt haben.
Wie sehen denn eure Pläne für die Zukunft aus, in Bezug
auf Beruf und Studium?
A: Ich sehe mich ganz klar als Profischachspieler, das
hat Priorität. Verändert hat sich, dass ich seit Oktober etwas Training in
meinem Verein Baden-Baden gebe. Zudem habe ich noch meinen Newsletter, den ich
gemeinsam mit Balogh Csaba herausbringe. Er erscheint einmal pro Woche und wir
kommentieren darin vier Partien der letzten Woche und eine Partie von einem
älteren Weltmeister. Zudem finden sich darin 10 Taktikaufgaben, eine Studie und
zwei Endspiele. Der Newsletter ist geeignet für eine Spielstärke ab DWZ 1500 und
kann kostenlos abonniert werden unter http://www.chess-newsletter.com. Ich
denke, dass das gerade für Kinder und Jugendliche eine gute Sache ist. Außerdem
helfe ich bei Bücherproduktionen von Chess Evolution. Für mich war eigentlich
immer klar, dass ich Profischachspieler werden möchte und ich habe das auch
seitdem nie in Frage gestellt.
D: Ich habe angefangen, Wirtschaftsphysik zu studieren
und bin gerade im zweiten Semester. Das ist etwas ganz Neues und wirklich eine
Umstellung für mich. Deshalb wird Schach bei mir für ein paar Monate noch etwas
pausieren.
Was steht bei euch denn schachlich in nächster Zeit an?
D: Im Moment habe ich nur ein Turnier geplant, das
in Nürnberg im September stattfinden wird. Bis dahin ist Semester. Vielleicht
spiele ich im August noch ein Turnier, aber das ist noch nicht konkret.
A: Bei mir ist es etwas mehr. Anfang Juni spiele ich
französische Liga, danach ein großes Schnellschachturnier in Kiew. Es handelt
sich dabei um ein Einladungsturnier, bei dem 10 Teilnehmer in einem
Rundenturnier gegeneinander spielen. Der ELO-Schnitt wird bei ca. 2720 liegen.
Ab dem 25. Juli stehen die Dortmunder Schachtage auf dem Programm. Außerdem
nehme ich noch an den spanischen und kroatischen Mannschaftsmeisterschaften im
September teil. Vielleicht bin ich zusätzlich noch beim Worldcup.
D: Bist du qualifiziert?
A: Es ist noch unklar, ob ich über ELO qualifiziert bin.
Der World Cup wäre dann im August.
Vielen Dank euch beiden für das Interview! Wir wünschen
euch noch viel Spaß hier in Oberhof und alles Gute!
Von Carsten Karthaus (DSJ)
Partien bis Runde 7 (8) (cbv)...
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