Oberhof: Doppel-Interview mit den GMs

von ChessBase
24.05.2013 – Mit 3:1 gewann Arkadij Naiditsch das Großmeister-Duell gegen David Baramidze. Am zweiten Tag gewann jeder der Spieler eine Partie. Im Anschluss an den Wettkampf stellten die beiden Spitzenspieler sich im Interview den Fragen von Karsten Karthaus. Heute steht noch ein Simultan auf dem Programm. Beim Blitzturnier wurden die neuen Schachtrikots der FIDE vorgestellt. Zum Interview...

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Übung macht den Meister

Langsam neigt sich die DEM-Woche dem Ende zu. An den vorderen Brettern wird jetzt hart um die Titel und guten Platzierungen gerungen. Daher gibt es heute den ausführlichen Blick auf die Geschehnisse der Spitzengruppen aller Altersklassen. In der U10 und U12 steht heute die letzte Doppelrunde an, ab der U14 wird eine Einzelrunde gespielt.

Das neue Schachtrikot der FIDE

U10/U10w

Alles wieder auf Anfang: Das ist das Motto in der offenen Gruppe U10. Der bisher souverän agierende Vincent Keymer musste gegen Kevin Tong seine erste Niederlage quittieren. Auch Alexander Collin , bisher alleiniger Zweiter, verlor gegen Luka Wu, so dass sich jetzt ein Spitzenquartett mit jeweils 6,5 Punkten gebildet hat: Vincent, Kevin, Luka und Justus Felix Graf.  Auch in der Buchholzwertung geben sich die vier fast nichts. Alle liegen zwischen 38,5 und 37,5 Feinwertungspunkten. Hinter ihnen liegen vier weitere Spieler mit sechs Punkten: Alexander Collin (mit der deutlich besten Buchholz im ganzen Turnier), Daniel Kopylov, Jan Helmer und Luca Suvorov.

Auch bei den Mädchen ist weiter alles möglich. Dana Berelowitsch hat mit 5/8 weiter einen halben Punkt Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen. Diese sind jetzt Julia Bui, Leyla Baladjaev, Samantha Schmidtmann und Jana Basovskiy.

U12/U12w

Julian Martin konnte gestern durch einen Sieg gegen Samuel Fieberg seine Führung weiter ausbauen. Mit 7,5/8 hat er schon anderthalb Zähler mehr auf dem Konto als das halbe Dutzend Spieler auf dem geteilten zweiten Rang: Maximilian Paul Mätzkow, Jana Schneider, Jari Reuker, Tigran Poghosyan, Luis Engel und Niklas Renger. Wenn seine Verfolger ihn auch heute nicht stoppen, dann könnte Julian bereits heute Abend den Titel feiern.

Die erste Gelegenheit hierzu hat heute Vormittag Jana Schneider, die ihrerseits die Mädchenwertung mit sechs Punkten anführt. Da ihr Madita Mönster mit 5,5 Punkten sowie Charlotte Sanati, Lara Schulze und Inken Köhler mit fünf Punkten auf den Fersen sind, steht auch Jana unter großem Druck.

U14

Die ersten vier Bretter endeten gestern in einer Punkteteilung, so dass sich im Spitzenfeld nicht viel geändert hat: Thore Perske (6/7) führt vor Leonid Sawlin (5,5/7) sowie Patrick Höglauer, Kevin Kololli, Denis Gretz und Moritz Greßmann (alle 5/7).

U14w

Carolin Gatzke hat mit einem Remis mit jetzt 5,5 Punkten die alleinige Spitzenposition übernommen. Sie profitierte von der Niederlage Fiona Siebers, die jetzt gemeinsam mit Olga Weis, Teodora Rogozenco und Vorjahressiegerin Paula Wiesner auf dem geteilten zweiten Platz liegt. Heute trifft Carolin am ersten Brett auf Paula – das könnte das Duell Siegerin 2012 gegen Siegerin 2013 sein.

U16

Jonas Lampert steht kurz vor dem Titelgewinn. Mit einem Schwarzsieg gegen seinen ärgsten Verfolger Maximilian Ruff hat er sich auf 6,5 Punkte gespielt. Damit führt er nun mit 1,5 Punkten vor Mark Kvetny und Christoph Grunau. Mit einem Sieg gegen Christoph kann sich Jonas heute schon den Titel holen. Auch ein Remis wäre dazu ausreichend, falls Mark nicht mit Schwarz gegen Jan-Christian Schröder gewinnen sollte.

Jonas Lampert

U16w

Auch in der U16w gibt es wieder eine alleinige Führende: Josefine Heinemann hat nach einem weiteren Sieg jetzt 5,5 Punkte auf dem Konto. Gegen die drei Spielerinnen mit fünf Punkten – Larissa Schwarz, Alina Zahn und Sonja Maria Bluhm – hat sie auch bereits gespielt, so dass sie heute auf Sophie Bork (4,5/7) trifft.

Josefine Heinemann

U18

Sehr eng geht es weiter in der U18 zu. Wie gestern gibt es ein Quartett an der Spitze, weiter dabei sind Maximilian Neef, Johannes Carow und Till Schreiner (alle fünf Punkte). Neu dabei ist Hans Möhn, der durch einen Sieg im direkten Duell Wiede Friedrich verdrängt hat. Weitere sechs Spieler mit 4,5 Punkten – Christopher Noe, Emil Powierski, Wiede, Aron Moritz, Tobias Kügel und Ludwig Stahnecker – können auch noch in den Titelkampf eingreifen, brauchen dazu aber heute wohl schon einen Sieg.

U18w

Stefanie Düssler konnte die gestrige Spitzenpartie gegen Silvia Spiegelberg für sich entscheiden. Der Lohn dafür ist mit 6/7 ein ganzer Punkt Vorsprung auf Silvia und Hannah Kuckling auf den Plätzen 2 und 3. Heute trifft Stefanie auf Lena Kühnel, die mit Christina Winterholler und My Linh Tran (alle 4,5 Punkte) auf dem vierten Platz liegt.

U25A

Daniel Gölz hat mit einem Remis gegen Atila Figura etwas von seinem Vorsprung eingebüßt. Er hat mit 6,5/7 dennoch einen ganzen Punkt Vorsprung vor seinen Verfolgern.

U25B

Lorenz Schilay und Matthias Reimann führen das Feld mit je sechs Punkten an, weitere vier Spieler liegen mit einem halben Zähler weniger in Lauerstellung.

 

Die Großmeister im Gespräch

Zwei weitere spannende Partien konnten die Zuschauer gestern Nachmittag verfolgen, wieder live kommentiert von Arkadij Naiditsch und David Baramidze persönlich. Nachdem Arkadij die ersten beiden Runden für sich entscheiden konnte und gestern auch Runde drei gewann, war der Sieger des Duells gefunden. Doch David stellte seine Ehre wieder her, indem er die letzte, sehr spannende Partie gewinnen konnte. Im Anschluss sprach die j‘adoube-Redaktion mit den beiden über ihr Duell, die DEM und ihre Zukunftspläne:

 

Hallo Arkadij, hallo David, wie gefällt es euch beiden hier auf der DEM?

Arkadij: Ganz gut, die Meisterschaft ist gut organisiert, das war eine Überraschung für mich. Bei 1000 Leuten hatte ich das eher chaotischer erwartet, dass alle durcheinander rennen. Tatsächlich ist aber alles sehr angenehm, das Hotel ist gut und ich habe einen insgesamt positiven Eindruck.

David: Ich kenne die DEM ja schon aus dem letzten Jahr und auch mir gefällt alles ziemlich gut hier. Besonders schön finde ich es für die Kinder, auch wegen des Rahmenprogramms.

David, du hast früher selbst an der DEM teilgenommen, Arkadij, du hast zumindest internationale Jugendmeisterschaften erlebt. Könnt ihr einen Vergleich zu heute ziehen?

A: Ich finde es schwer, einen Vergleich zu ziehen. Welt- und Europameisterschaften habe ich viel chaotischer erlebt, weil ganz viele verschiedene Länder und Sprachen aufeinandertreffen.

D: Als ich selbst gespielt habe, war ich ungefähr 13. Daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, es war damals aber schon ähnlich groß organisiert wie heute.

Wie zufrieden wart ihr mit euren Partien und dem Ergebnis?

D: Arkadij war am Ende gnädig. *lacht*

A: Nein, stimmt nicht. Wir haben ja zum ersten Mal  die Idee mit Reden und Spielen in einem ausprobiert, es war auf jeden Fall schwerer, sich dabei zu konzentrieren. Für Zuschauer macht es so aber sicher mehr Spaß. Den Erfolg der Veranstaltung sollten andere beurteilen. Ich hoffe, dass es interessant war. Die Partien waren spannend und ich hatte teilweise einfach mehr Glück.

D: Wenn die Zeit knapp wurde, habe ich angefangen, schlecht zu spielen. Auch die Eröffnung lief für mich manchmal etwas schlechter, meist stand es aber zunächst ausgeglichen. Im Schnellschach sind dann eben einfach Fehler dabei.

 

Was war für euch die Herausforderung bei den Livekommentaren?

A: Mit Profischach hat das wenig zu tun. Für die Zuschauer ist es aber natürlich interessant, es bringt Spannung rein, weil die Spieler unterschiedlich denken.

D: Ich fand es eigenartig. Sonst formuliert man seine Gedanken nicht aus, sie sind unterbewusst. Das Reden hilft beim Spielen nicht gerade.

A: In der Zeitnot hofft man auf gute Züge, da werden die Kommentare dann oberflächlicher oder man sagt gar nichts mehr.

D: Ja, man denkt dann nicht mehr so darüber nach, was man sagt.

Ihr habt ja auch schon DEM-Partien gesehen und kommentiert. Wie schätzt ihr die Spielstärke der Teilnehmer im Schnitt ein?

A: Es gibt sicher ein paar gute Partien, aber das zu bewerten ist natürlich immer relativ. International können die deutschen Jugendlichen gerade schwer mithalten, trotzdem spielen auf deutscher Ebene gute Spieler.

D: Du hast doch auch selbst einen Schüler hier.

A: Stimmt, ich gebe etwas Training in meinem Verein Baden-Baden und arbeite dabei oft mit Julian Martin, der gerade in der U12 führt. Wir haben auch hier schon etwas besprochen, er wird allerdings vor Ort von Herrn Reefschläger betreut.

D: Wir haben auch heute wieder interessante und gute Partien kommentiert. Es sind schon einige Spieler dabei, die Großmeister werden könnten.

Welchen Tipp könnt ihr denn den Teilnehmern für ihre Zukunft geben, wenn sie möglichst stark werden wollen?

A: Soviel trainieren, wie geht und nicht faulenzen. Talent wird überschätzt, denn konstantes Training ist wichtiger als alles andere.

D: Da kann ich mich anschließen. Man muss sich mit Schach beschäftigen, viel spielen  und eigene Partien analysieren. Aus eigenen Fehlern lernen ist die wichtigste Grundlage.

Heute Abend werdet ihr mit je zwei Jugendlichen am Blitzturnier teilnehmen. Ist das für euch selbstverständlich oder schaut ihr dem skeptisch entgegen?

A: Das macht man gerne und wir lassen uns überraschen. Das ist eine Veranstaltung, die den Jugendlichen Spaß machen soll. Wenn das gelingt, sind wir zufrieden.

D: Ich kenne das schon aus dem letzten Jahr. Man ist näher dran an den Kindern und hat mehr Kontakt zu ihnen. Für die Kinder ist das sehr schön, weil sie uns sonst nur zuschauen können, aber darüber hinaus keinen direkten Kontakt haben.

Wie sehen denn eure Pläne für die Zukunft aus, in Bezug auf Beruf und Studium?

A: Ich sehe mich ganz klar als Profischachspieler, das hat Priorität. Verändert hat sich, dass ich seit Oktober etwas Training in meinem Verein Baden-Baden gebe. Zudem habe ich noch meinen Newsletter, den ich gemeinsam mit Balogh Csaba herausbringe. Er erscheint einmal pro Woche und wir kommentieren darin vier Partien der letzten Woche und eine Partie von einem älteren Weltmeister. Zudem finden sich darin 10 Taktikaufgaben, eine Studie und zwei Endspiele. Der Newsletter ist geeignet für eine Spielstärke ab DWZ 1500 und kann kostenlos abonniert werden unter http://www.chess-newsletter.com. Ich denke, dass das gerade für Kinder und Jugendliche eine gute Sache ist. Außerdem helfe ich bei Bücherproduktionen von Chess Evolution. Für mich war eigentlich immer klar, dass ich Profischachspieler werden möchte und ich habe das auch seitdem nie in Frage gestellt.

D: Ich habe angefangen, Wirtschaftsphysik zu studieren und bin gerade im zweiten Semester. Das ist etwas ganz Neues und wirklich eine Umstellung für mich. Deshalb wird Schach bei mir für ein paar Monate noch etwas pausieren.

Was steht bei euch denn schachlich in nächster Zeit an?

D: Im Moment habe ich nur ein Turnier geplant, das in Nürnberg im September stattfinden wird. Bis dahin ist Semester. Vielleicht spiele ich im August noch ein Turnier, aber das ist noch nicht konkret.

A: Bei mir ist es etwas mehr. Anfang Juni spiele ich französische Liga, danach ein großes Schnellschachturnier in Kiew. Es handelt sich dabei um ein Einladungsturnier, bei dem 10 Teilnehmer in einem Rundenturnier gegeneinander spielen. Der ELO-Schnitt wird bei ca. 2720 liegen. Ab dem 25. Juli stehen die Dortmunder Schachtage auf dem Programm. Außerdem nehme ich noch an den spanischen und kroatischen Mannschaftsmeisterschaften im September  teil. Vielleicht bin ich zusätzlich noch beim Worldcup.

D: Bist du qualifiziert?

A: Es ist noch unklar, ob ich über ELO qualifiziert bin.  Der World Cup wäre dann im August.

Vielen Dank euch beiden für das Interview! Wir wünschen euch noch viel Spaß hier in Oberhof und alles Gute!

Von Carsten Karthaus (DSJ)

 


Partien bis Runde 7 (8) (cbv)...

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