Offene Blitzmeisterschaft von Moskau

von ChessBase
30.08.2005 – Schach in Russland ist einfach anders. So findet die Blitzmeisterschaft der Hauptstadt traditionell unter freiem Himmel im Skulpturenpark "Muzeon" statt. Gekämpft wird mit harten Bandagen und nach international gültigen Regeln, wobei nicht immer jeder weiß, welche der Blitz-Regeln gerade international gültig sind. Dann entsteht Verdruss, wenn die Sieg verheißende Bauernumwandlung sich ins Gegenteil verkehrt. Am Ende gewinnt meistens Alexander Morozevich und zwar einen Samowar. Auch die Zuschauer sind irgendwie anders als anderswo und wecken das Interesse am Schach. Und Manche haben zumindest für die deutschen Schachfans auch noch einen hohen Wiedererkennungswert. Misha Savinov hat alles dokumentiert. Bericht, Fotos, sogar Partien...

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Die Offene Moskauer Blitzmeisterschaft 2005
Von Misha Savinov

Partienauswahl...

Alexander Morozevich gewann wenig überraschend die 59ste Offene Blitzmeisterschaft von Moskau. Diese wurde von der Tageszeitung "Evening Moscow" gesponsert. In diesem Jahr fehlten einige der bekannten Namen. Der Vizemeister von 2004 Alexander Grischuk nahm nicht teil und auch nicht Kramnik und Rublevsky. Vladislav Tkachiev, einer der besten Blitzer hier, der seine Fähigkeiten schon oftmals unter Beweis gestellt hat, erhielt keine persönliche Einladung. Man forderte ihn auf, sich über das Semifinale zu qualifizieren, was für einen solch starken Spieler einer Beleidigung gleich kommt.


IM Barsky
mit Schüler


Die Einwohner Moskaus am Tagesbeginn

Dennoch wurde es dem Favoriten Alexander Morozvich nicht langweilig. Als Hauptkonkurrenten im Kampf um den Sieg wurden Alexey Dreev und Vladimir Malakhov betrachtet. Die junge Moskauer Großmeister Riazantsev, Belov und Deviatkin sind auch immer für eine Überraschung gut.

 


Kosteniuk-Belov (1-0)


Alexander Riazantsev

Man kennt ihre Namen von "normalen" und Internet-Meisterschaften gut genug. Die erfahrenen Spieler Zvjaginsev, Korotylev und Kobalia sind zwar nicht auf Blitz spezialisiert, spielen aber einfach ausgezeichnetes Schach.


Alexey Korotylev in Bruce-Lee Pose bei der Auslosung


Vadim Zvjaginsev
und Evgeny Atarov

Das regnerische Wetter im vergangenen Jahr zwang die Organisatoren, die Blitzmeisterschaft ins "Prezident Hotel" zu verlegen.


20 Minuten vor Beginn, im Hintergrund das Prezident Hotel


In diesem Jahr konnte man wieder an den traditionellen Austragungsort zurück kehren, dem "Muzeon", gleichzeitig Park und Ausstellungsgelände für Skulpturen aller Art.


Das Denkmal für Peter den Großen, rechts die Blitzspieler


Die Organisatoren hatten geplant, die Partien von Tisch 1 ins Internet zu übertragen, aber Morozevich zeigte sich über dies Idee etwas verärgert. "Ich bin hierher gekommen, um zu spielen und Spaß zu haben und jetzt muss ich Unsinn spielen. Wirklich! Man muss schließlich bis zur kommenden Weltmeisterschaft seine Eröffnungsgeheimnisse bewahren!" Dann hörte sich Alexander interessiert Tipps von Zuschauern an, wie man die Übertragung des elektronischen Brettes sabotiert. Doch nötig war das nicht, denn die Übertragung funktionierte ohnehin nicht richtig.


Morozevich gegen
Amonatov (Mit 1.Sc3 in den Sizilianer)


Alexandra gegen Alexander


Morozevich gegen Gabrielian. Vorne der erste Preis: Ein Samowar

Am Anfang übernahmen Morozevich, Riazantsev, Malakhov und der Moskauer Blitzexperte Dvalishvili , der anders als Tkachiev eingeladen worden war, die Spitze.


Dvalishvili-Vlassov (1-0)

Dreev kam nicht recht in Fahrt und konnte erst zum Ende aufholen.


Dreev-Riazantsev -
bald wird Schwarz einen Springer einstellen.


Dreev
bei der Arbeit


Belov-Dreev. Dreev reklamierte ein Remis als Belov seinen Bauern in einen umgedrehten Turm umwandelte

Dvalishvili fiel bald zurück. Morozevich spielt tatsächlich keine normalen Eröffnungen, zeigte aber viel Kreativität im Mittelspiel. Mit 1.Sc3 bekam er reihenweise gut spielbare Stellungen, außer gegen Dreev (Remis nach Zugwiederholung).  Riazantsev (ca. 3300 im ICC) war hoch motiviert, aber nach der halbstündigen Pause zur Halbzeit war seine Konzentration verflogen. Nach einigen Partieverlusten schaffte er es aber doch noch Morozvich wieder einzuholen, um dann nach einer Niederlagen wieder zurück zu fallen. In der Schlussrunde sicherte er sich mit einem Remis gegen Konstantin Maslak den zweiten Platz.


Um
11.30 Uhr


Dvalishvili-Morozevich


Konzentriert:
Riazantsev


Yury Balashov


Vladimir Belov
und Irina Vasilevich


Schachfans aus Siberien: Maria Fominykh und Vera Nebolsina


Die Kosteniuk-Schwestern


GM Zlochevsky
spielt simultan


Die Schiedsrichter

Malakhov jagte zunächst die Führenden, aber der Wendepunkt war seine Niederlage gegen Nikolay Vlassov.


Vladimir Malakhov

Vladimir Malakhov zog einen Bauern auf die achte Reihe und drückte die Uhr, ohne seinen Bauern durch eine Figur zu ersetzten - so wurde es mir erzählt. Daraufhin reklamierte Vlassov Gewinn wegen eines "illegalen Zuges". Malakhov war darüber sehr verärgert.


Malakhov
in der kritischen Partie gegen Vlassov

Er wurde am Ende noch von Mikahil Kobalija abgefangen, der in Elisabeth Pähtz an diesem Nachmittag seinen treuesten Unterstützerin hatte.


Lizzy mit Geigerin


Kobalia und Pähtz

Malakhov und Kobalia teilen sich die Bronzemedaille - im Wortsinn!


Geteilter dritter Platz: Gleich wird noch die Medaille in zwei Teile gebissen.


Die Sieger


Die Tabelle (großes Bild...)

Nach dem Turnier war Morozevich in bester Stimmung und gab  eine Reihe von Interviews. So erklärte er - halb im Spaß, halb im Ernst - dass er die Feinheiten von 1.Sc3 vor dem Turnier sehr tief analysiert habe, dass man nun die jungen Leute wie Riantzev ran lassen müsse (vielleicht im nächsten Jahr) und dass die Old-Timer wie er hier im Park nur Spaß haben und nicht immer auf Gewinn spielen sollten. Dann verschwanden die Spieler und Offiziellen zum Essen und die Zuschauer zerstreuten sich...


Morozevich
mit dem Executiv Direktor des Russischen Verbandes und Aeroflot Open Organisator Alexander Bakh


Morozevich: Interviews fürs Fernsehen


Der Samowar und sein neuer Besitzer

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren