Offener Brief, 21. November 2020
Die Entwicklungen der letzten Monate im Bereich Leistungssport des DSB beunruhigen uns zutiefst, daher sehen wir uns gezwungen zu handeln.
Das Präsidium des Deutschen Schachbundes ist nicht bereit, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen – einem lösungsorientierten Dialog wird kontinuierlich ausgewichen. Der einzige verlässliche Partner der KaderspielerInnen, der Leistungssportreferent Andreas Jagodzinsky, wurde zuletzt soweit isoliert, dass er seinen Rücktritt bereits angekündigt hat. Nachdem getroffene Absprachen ignoriert und zugesagte Kompetenzen zurückgenommen wurden, hat nun auch Alexander Naumann zum großen Bedauern aller Spielerinnen mitgeteilt, dass er als Frauenkapitän nicht mehr zur Verfügung steht.
In Deutschland sind die nötigen Mittel und SpielerInnen vorhanden, um mittelfristig auf Erfolge im Bereich Leistungssport hinzuarbeiten. Die Leistungssportförderung ist aktuell jedoch geprägt durch mangelnde Struktur, fehlende Kontinuität und Intransparenz. Die zuletzt dramatische Verschlechterung der Lage ist ebenso unnötig wie traurig.
Ohne Not trifft der Bundestrainer destruktive Entscheidungen, die ein unerträgliches Ausmaß erreicht haben. Insbesondere die Kaderspielerinnen sind einem Umgang ohne jeglichen Respekt ausgesetzt. Angesichts der abschätzigen Haltung, die der Bundestrainer vielen SpielerInnen entgegenbringt, und einem von persönlichen Sympathien und Animositäten geprägten Entscheidungsklima ist eine weitere Zusammenarbeit für uns nicht vorstellbar. Ein Neuanfang ist zwingend notwendig. Solange Dorian Rogozenco Bundestrainer ist, stehen wir für Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr zur Verfügung.
Wir fordern eine transparente Förderung, die Angebote schafft und Anreize bietet, sowie einen respektvollen und sachlichen Umgang mit allen SpielerInnen. Wir wünschen uns Willen zur Veränderung. Wir hoffen, dass die Führung des Schachbundes Voraussetzungen schafft, unter denen im Bereich Leistungssport wieder alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Gerade in der aktuellen Situation sollte man sich einer Sache nicht mehr verschließen - dem konstruktiven Dialog mit den Spielerinnen und Spielern.
gezeichnet,
Josefine Heinemann |
Sarah Papp |
Vincent Keymer |
Hanna Marie Klek |
Matthias Blübaum |
Dmitrij Kollars |
Melanie Lubbe |
Daniel Fridman |
Georg Meier |
Annmarie Mütsch |
Andreas Heimann |
Rasmus Svane |
Alle Unterzeichnenden sind B-KaderspielerInnen des DSB. Daniel Fridman und Georg Meier waren zudem Mannschaftseuropameister in 2011 (zusammen mit Arkadij Naiditsch, Jan Gustafsson und Rainer Buhmann) - beim einzigen Gewinn dieses Titels in der deutschen Schachgeschichte.