OIBM: zu fünft an der Tabellenspitze

von ChessBase
02.11.2019 – Bei der Offenen Bayerischen Schachmeisterschaft (OIBM) ist das Spitzenspiel der 7. Runde zwischen Timur Gareyev und Sergei Azarov unentschieden ausgegangen. Mit Vitaliy Bernadskiy, Pavel Eljanov und Anton Demchenko nutzten drei weitere Spieler die Gelegenheit, um mit eigenen Partiegewinnen zur Spitze aufzuschließen. | Fotos: Thomas Müller

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Pressemitteilung / Conrad Schormann

23. Offene Internationale Bayerische Schachmeisterschaft

Runde 7, 1. November 2019

Fotos von Thomas Müller

Remis am Spitzenbrett, drei entschiedene Partien zwischen den Verfolgern – und schon sind sie wieder zu fünft an der Tabellenspitze:

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Azarov Sergei 6,0 2467
2 Bernadskiy Vitaliy 6,0 2458
3 Gareyev Timur 6,0 2458
4 Eljanov Pavel 6,0 2450
5 Demchenko Anton 6,0 2403

Einen halben Punkt dahinter lauern die Verfolger gar zu elft:

Paarungen/Ergebnisse

8. Runde am 02.11.2019 um 16:00

Name Pkt. Ergebnis Pkt. Name
Eljanov Pavel 6   6 Gareyev Timur
Demchenko Anton 6   6 Bernadskiy Vitaliy
Santos Latasa Jaime   6 Azarov Sergei
Gukesh D   Kamsky Gata
Engel Luis   Sethuraman S.P.
Köllner Ruben Gideon   Peralta Fernando
Idani Pouya   Asadli Vugar
Nasuta Grzegorz   Korneev Oleg

Wir werden in der achten Runde Vorentscheidungen sehen. Vielleicht eine in Sachen Turniersieg, bestimmt mehrere, wenn es darum geht, wer für den Turniersieg nicht mehr in Frage kommt.

Gata Kamsky hat wieder Schwarz gegen einen jungen Inder, da werden Erinnerungen an die erste Runde wach. Aber dieses Mal sitzt mit Gukesh jemand auf der anderen Seite des Brettes, dessen Name Kamsky längst ein Begriff ist.

Ruben Gideon Köllner

Einziger Nicht-Großmeister im Feld der 16, die noch eine Chance auf den Turniersieg haben, ist Ruben Gideon Köllner von den SF Deizisau. Der ist nebenbei ein heißer Kandidat auf den Sieg in der U16-Wertung, ist aber auch noch im Rennen um den Turniergewinn.

Die siebte Runde

Einen halben Punkt hinter der Spitze drei Runden vor Schluss. Ein Remis würde kaum genug sein, um das Turnier zu gewinnen. Das galt für Pavel Eljanov und das galt für Sandipan Chanda. Tatsächlich suchte auch Letzterer, Elo-Underdog und mit Schwarz, einen Kampf. Und den bekam er.

Turnierdirektor Sebastian Siebrecht inspiziert den "Sandipan Spezial"

 

41.Df6#

Vor der Runde verkündete Turnierleiter Sebastian Siebrecht, dass er geneigt und willens ist, einen Schönheitspreis zu vergeben. Nur bedarf es dafür eines Kandidaten.

Hier ist einer:

 

Dieter Morawietz ist Stammgast bei den OIBM. Tag für Tag ist er vor der Partie kraxelnd auf den Anhöhen rund um den See unterwegs. Im vergangenen Jahr hatte Morawietz Pech, da erlitt er bei einem Sturz einen Armbruch. Dieses Jahr ist ihm solches Unheil bislang erspart geblieben, toi toi toi! Auf dem Brett erlitt der Kölner IM in der siebten Runde allerdings argen Schiffbruch.

Sethuraman hatte vor der Partie erklärt, dass er sich in einer "must win"-Situation wähne: einen vollen hinter der Spitze drei Runden vor Schluss, Weiß gegen einen 200 Punkte schwächeren Gegner. Da zählt nur ein voller Punkt. Und der sollte ihm zufliegen.

 

Sethuraman liegt einen halben Punkt hinter der Tabellenspitze. In der achten Runde hat er Schwarz gegen unseren gestrigen Interviewpartner Luis Engel. Angesichts des Stils dieser beiden dürfen wir uns auf eine Schlacht freuen.

"Vielleicht liegt uns Indern
das Schach im Blut"

Von der Isle of Man an den Tegernsee, von dort direkt nach Saint Louis. Sethuraman (26) ist ein reisender Schachprofi. Vor seiner Siebtrundenpartie fand er Zeit für ein kleines Schachgespräch.

Mehr als 7.000 Kilometer liegen zwischen Bad Wiessee und deiner Geburtsstadt Chennai. Was führt dich an den Tegernsee?

Freunde haben mir berichtet, dass das hier ein wunderbarer Ort ist, um Schach zu spielen. Sandipan zum Beispiel, der hier schon mehrere Male gespielt hat, hat es mir empfohlen. Das Turnier passte außerdem in meine Pläne: Ich komme quasi direkt vom Grand Swiss auf der Isle of Man, das ist ein Vier-Stunden-Flug. Jetzt genieße ich hier den schönen Ort und verbinde das mit meinem Beruf. Deutschland mag ich generell, diese Ecke Deutschlands kannte ich noch nicht.

Was magst du an Deutschland?

Alles läuft hier organisierter als anderswo, das gefällt mir. Ich spiele regelmäßig Bundesliga, und jedes Mal fühlt es sich gut an.

Bundesliga?

Zweite! Für Emmendingen. Bislang schlagen wir uns ganz gut, ich hoffe, dass wir aufsteigen.

Wie lief es auf der Isle of Man?

Ein superstarkes Turnier. Ich bin schlecht gestartet, null aus zwei.  Aber dann bin ich stark zurückgekommen, habe unter anderem Schirow geschlagen und bin am Ende bei plus zwei aufgeschlagen. Eine 2690-Performance, das war in Ordnung, speziell nach diesem Start.

Dann müsstest du ja aufgewärmt sein, um hier das Feld aufzumischen.

Es fing auch gut an. In der vierten Runde habe ich es vielleicht übertrieben, als ich in unklarer Lage ein Remisangebot abgelehnt und dann noch verloren habe. Drei Partien liegen noch vor mir, schauen wir mal, was ich erreichen kann. Wenn ich hier wieder so ein Finish hinlege wie auf der Isle of Man, ist noch alles drin.

Du warst U16-Weltmeister. Erzähl uns von deiner schachlichen Entwicklung.

Mit fünf habe ich das Spiel von meinem Vater gelernt, einem Turnierspieler. Anfangs habe ich nur von ihm gelernt. In den verschiedenen Altersklassen in meiner Heimat und darüber hinaus war ich dann stets vorne dabei. Ich hab‘ ja nicht nur die Jugendweltmeisterschaft gewonnen, auch einige Asien-Meisterschaften und die indische. Nach dem Sieg bei der Jugend-WM bin ich bald Großmeister geworden und kam in die Nationalmannschaft. Mit der haben wir bei der Schacholympiade 2014 Bronze gewonnen, das war ein Durchbruch fürs indische Schach wie für mich, der Punkt, als ich 2600 erreichte.

Jetzt stehst du bei 2624…

Ja, ich habe zuletzt ein wenig stagniert. Aber das soll ich bald ändern.

Was willst du umstellen?

Abstellen will ich etwas, nämlich schlechte Entscheidungen, die mich davon abhalten voranzukommen. Ich habe diese Neigung zu überziehen und muss lernen, es zu akzeptieren, wenn nicht mehr als ein Remis drin ist, siehe Runde vier in diesem Turnier. Ich spüre ja, dass ich Potenzial für mehr habe, aber die Balance zu finden, fällt mir noch schwer. Unbedingter Siegeswille ist ja etwas Gutes und die Bereitschaft, Risiken einzugehen, auch. Ich darf es halt nur nicht übertreiben.

Du hast asiatische Meisterschaften erwähnt. Auf deinem Heimatkontinent wird der Wettbewerb zusehends härter.

In Indien entwickelt sich Schach rasant, in China auch. In Indien Turniere zu spielen, ist undankbar, sehr viele sehr starke, unterbewertete Gegner. Andererseits haben Leute, die vorankommen wollen, in Indien beste Möglichkeiten, Wettkampfpraxis zu sammeln. Egal wo, in Indien kannst du selbst auf lokaler Ebene an jedem Wochenende ein Turnier spielen.

Visvanathan Anand hat die Entwicklung ausgelöst, klar, aber das kann ja nicht der einzige Grund sein, warum jetzt sogar am Tegernsee das 7.000 Kilometer entfernte Indien die am zweithäufigsten vertretene Nation ist.

Die Bedeutung Anands kann man gar nicht unterschätzen. Was er angestoßen hat, hat dazu geführt, dass wir unheimlich viele sehr talentierte Jugendliche haben. Und ich spreche jetzt gar nicht einmal von Gukesh oder Pragnnanandhaa, die jeder kennt, sondern von denen dahinter. Leute, die noch keiner kennt, die aber unheimliches Potenzial haben – und häufig Eltern, die sie stark fördern. Du hast ja in der ersten Runde am Brett von Gata Kamsky gesehen, was ich meine. Vielleicht haben wir in Indien ein natürliches Schachtalent? Schach stammt ja aus unserer Gegend, vielleicht liegt es uns einfach im Blut! (lacht)

Rating- und Sonderpreise

Ob Gata Kamsky noch in den Kampf um den ersten Platz eingreift? Möglich ist das allemal angesichts eines halben Punkt Rückstands bei zwei noch zu spielenden Partien, aber das Feld an der Spitze drängelt sich dermaßen dicht, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kamsky-Gesamtsieges nicht allzu hoch ist.

Die Konkurrenz stolperte, plötzlich führt WGM Vera Nebolsina allein die Frauenwertung an.

Vera Nebolsina einen halben Punkt hinter den beiden Führenden, heute liegt sie einen halben Punkt vorne. Auch hier gilt: Noch sind zwei Partien zu spielen, sicher ist gar nichts – außer dem Umstand, dass eher Vera Nebolsina die Frauenwertung gewinnt als ihr Gatte das Turnier.

In der U14 scheint nun doch der nominell klar beste Spieler Gukesh seinen Kontrahenten davonzumarschieren. In der U16 hat sich derweil Ruben Gideon Köllner, nominell die Nummer vier dieser Altersklasse, einen halben Punkt Vorsprung erarbeitet.

Gukesh wird die U14-Wertung gewinnen. Das ist die einzige Prognose, die sich diese Publikation zwei Runden vor Schluss zutraut.

Ach ja, sagt Ihnen der Name Dmitry Valdman etwas? Nein? Nicht schlimm, mit seinen 1338 Elo hat der französische Schachfreund bislang international nicht für Aufsehen gesorgt. Zumindest in der Region Tegernsee wird sein Name jetzt einigen Schachfreunden in Erinnerung bleiben. Mit seinen 1338 Elo führt er nämlich die Ratinggruppe bis 1599 an. Vier aus sieben gegen einen 1850er-Schnitt! Gewonnen hat er den Rating-Preis noch nicht, aber Schachfreund Valdman darf sich jetzt schon auf einen veritablen Elo-Zuwachs freuen.

Horst Leckner mit Sebastian Siebrecht

Horst Leckner besucht "sein" Turnier

Als Gründervater des Turniers ist Horst Leckner dem Turnierteam einer der liebsten Gäste. Und jetzt hat er endlich Zeit zuzugucken und zu genießen, den Turnierleiterjob hat er ja nach 20 Jahren Sebastian Siebrecht übertragen.

Die OIBM sind eines seiner schachlichen Anliegen. Schulschach ist das zweite. Vielfach ist Horst Leckner für sein Schulschach-Engagement ausgezeichnet worden. Unter anderem ist ihm daran gelegen, dass Schachlehrer Zugang zu geeignetem Unterrichtsmaterial haben. Leckner war froh zu sehen, dass genau solches auf den Büchertischen am Eingang zum Erwerb ausliegt:

Tabelle nach der 7. Runde

Rg. Snr   Name Land EloI Pkt.  Wtg1   Wtg2 
1 6 GM Azarov Sergei BLR 2586 6,0 2467 31,0
2 10 GM Bernadskiy Vitaliy UKR 2554 6,0 2458 31,0
3 5 GM Gareyev Timur USA 2591 6,0 2458 30,5
4 2 GM Eljanov Pavel UKR 2663 6,0 2450 29,5
5 3 GM Demchenko Anton RUS 2655 6,0 2403 28,0
6 9 GM Idani Pouya IRI 2568 5,5 2487 31,0
7 8 GM Peralta Fernando ARG 2569 5,5 2449 30,0
8 4 GM Sethuraman S.P. IND 2624 5,5 2440 28,5
9 18 GM Asadli Vugar AZE 2513 5,5 2418 31,0
10 21 GM Korneev Oleg ESP 2504 5,5 2362 29,5
11 7 GM Santos Latasa Jaime ESP 2580 5,5 2355 28,5
12 19 IM Engel Luis GER 2507 5,5 2339 28,5
13 17 GM Gukesh D IND 2520 5,5 2326 29,0
14 1 GM Kamsky Gata USA 2685 5,5 2322 27,5
15 13 GM Nasuta Grzegorz POL 2534 5,5 2294 28,0
16 72   Köllner Ruben Gideon GER 2265 5,5 2216 25,0
17 14 GM Sandipan Chanda IND 2529 5,0 2429 30,0
18 35 IM Meins Gerlef GER 2415 5,0 2422 29,5
19 20 GM Vetoshko Volodymyr UKR 2506 5,0 2416 29,0
20 23 GM Del Rio De Angelis Salvador G. ESP 2491 5,0 2382 30,5
21 29 GM Womacka Mathias GER 2436 5,0 2379 29,5
22 22 IM Krzyzanowski Marcin POL 2500 5,0 2372 29,0
23 16 GM Prusikin Michael GER 2521 5,0 2361 29,5
24 25 IM Loiseau Quentin FRA 2471 5,0 2339 28,5
25 48 FM Weber Ulrich GER 2360 5,0 2323 27,5

... insgesamt gut 500 Teilnehmer

Partien

 

Turnierseite

Ergebnisse bei chess-results


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren