"FIDE Online Olympiad 2020" - Finale
Online-Schach hat durch die Corona-Pandemie einen starken Aufschwung genommen, doch zugleich sind zwei grundlegende Probleme offenbar geworden, für die man noch nicht die optimale Lösung gefunden hat: Das eine dieser Probleme ist das "Cheating", also Betrug mit Computerhilfe, das andere Problem sind Verbindungsabbrüche. Cheating spielt natürlich überhaupt keine Rolle, wenn die besten Spieler der Welt aufeinander treffen: Man kennt sich, man vertraut sich, und überhaupt käme aus dieser Gruppe wohl niemand auf den Gedanken, seinen guten Ruf mit solchen verwerflichen Handlungen zu ruinieren.
Verbindungsprobleme, Serverabstürze und ähnliche Kalamitäten machen dagegen auch vor den besten Spielern der Welt nicht Halt. Natürlich gibt es dafür Lösungen. So könnte man z.B. die gesamte Infrastruktur einfach doppelt, dreifach oder mehrfach vorhalten. Aber das verursacht auch Kosten, und beim Schach geht es nicht um Börsenhandel mit Milliardenwerten, Flugsicherung oder Herzoperationen. Und die Probleme könnten zudem auch gar nicht beim Provider liegen, sondern im Wohnzimmer des Spielers. Die ideale Lösung für den Umgang mit solchen Vorfällen muss wohl erst noch gefunden werden.
Bei dem heutigen Finale der Online-Olympiade jedenfalls hatte die erste Runde zwischen Russland und Indien sechs Unentschieden und damit im Mannschaftskampf ein 3:3 ergeben. Im zweiten Mannschaftskampf gab es dann den Verbindungsabbruch bei den beiden indischen Spielern. Zwar holte Alexandra Goryachkina für Russland noch einen sauber herausgespielten Sieg (drei weitere Partien waren remis ausgegangen), doch die beiden ausgefallenen Partien hätte man zu 1,5 Punkten für Indien "hochrechnen" können. Ein weiteres 3:3 wäre also möglich gewesen, wenn es die technischen Probleme nicht gegeben hätte. Kurzzeitig stand nach diesen Vorgängen ein 4,5:1,5 für Russland zu Buche, doch nach dem Protest der Inder gab es dann schließlich Gold für beide:
Schauen wir zum Abschluss dieses Berichts noch kurz darauf, wie es hätte laufen können. Andrey Esipenko (Russland) hatte gegen Nihal Sarin bereits klar auf Gewinn gestanden, dann aber den richtigen Dreh nicht gefunden. Zum Zeitpunkt des Serverausfalls war eine Stellung entstanden, die am ehesten mit einem Remis hätte ausgehen können:
Bei Divya und Polina Shuvalova hätte man dagegen durchaus einen ganzen Punkt für Indien erwarten können, auch wenn die Inderin bereits einige Steilvorlagen nicht genutzt hatte:
Ergebnisse
Match 1: India - Russa 3:3
Vidit ½-½ Nepomniachtchi
Harikrishna ½-½ Artemiev
Koneru ½-½ Lagno
Harika ½-½ Kosteniuk
Praggnanandhaa ½-½ Sarana
Divya ½-½ Shuvalova
Match 2: Russia - India 4½:1½
Nepomniachtchi ½-½ Anand
Dubov ½-½ Vidit
Goryachkina 1-0 Koneru
Kosteniuk ½-½ Harika
Esipenko 1-0 Nihal
Shuvalova 1-0 Divya
Partien
chess-results
Meldung und Urteilsbegründung bei der FIDE
Meldung bei der "Times of India"