OSC einsam an der Spitze – Meisterschaft so gut wie entschieden
Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hat der OSC Baden-Baden das
hervorragend ausgerichtete Bundesligawochenende in Eppingen mit zwei
verdienten Siegen in spannenden Kämpfen gegen die gastgebenden Eppinger und
den TV Tegernsee hinter sich gebracht. Mit nach wie vor fünf Punkten
Vorsprung auf Mülheim bei noch vier ausstehenden Runden (d.h. acht möglichen
Punkten) müsste es schon mit dem Teufel zugehen, falls uns die erneute
Titelverteidigung nicht gelingen sollte.
Bereits im Vorfeld war uns dabei klar, dass das Wochenende nicht ganz
einfach werden würde, da wir auf unsere Linares-Kämpfer Vishy Anand, Magnus
Carlsen und Alexei Shirov verzichten mussten, und es für unsere Gegner, vor
Allem Eppingen, um eine ganze Menge gehen würde. Die Eppinger steckten
nämlich mitten im Abstiegskampf und mussten unbedingt an diesem Wochenende
punkten, um sich etwas zu befreien. Der Willen, eine Sensation zu schaffen
und dem OSC den einen oder andere Punkt abzunehmen, spielte sicherlich auch
eine Rolle dabei, dass die Verantwortlichen beim SC Eppingen zu unserer
Überraschung tatsächlich ihre absolute Bestbesetzung, die stärkste Eppinger
Mannschaft aller Zeiten, ihre ersten Acht, aufbieten sollten. Der Kampf
entwickelte sich dann auch erwartungsgemäß ausgeglichen. Am Spitzenbrett
glich der Wahlniederländer Sergei Tiviakov gegen unseren Peter Svidler recht
problemlos aus, was zur baldigen Punkteteilung führte. Sergei Movsesian und
ich selbst hatten an den Brettern vier und acht mit Schwarz gegen die
Eppinger Ungarn Gyimesi und Medvegy kaum Probleme, was ebenfalls zu
schnellen Punkteteilungen führte. Etienne Bacrot, der am zweiten Brett in
eine Vorbereitung von Berkes gelaufen war, stand kritisch, konnte allerdings
durch die Investition eines Großteils seiner Bedenkzeit die richtigen Züge
finden und ausgleichen, was ebenfalls die Punkteteilung zur Folge hatte.
Dann konnten wir mit Liviu-Dieter Nisipeanus Erfolg an drei über den starken
deutschen Nachwuchsspieler und ehemaligen Jugendweltmeister Arik Braun in
Führung gehen. Dem folgten dann ebenfalls wenig spektakuläre Punkteteilungen
an fünf und sieben, sodass unser Neuzugang und Topscorer, die deutsche Nr.1
Arkadij Naiditsch, in einem vorteilhaften Endspiel gegen den Ungarn Peter
Acs als Letzter zu Gange war, das er nach fünf Stunden Spielzeit souverän
zum Sieg und 5:3 Endstand führte.
Tags darauf ging es gegen die Tegernseer, die samstags überraschend ein 4:4
gegen Trier abgegeben hatten. Ein Problem ergab sich für Mannschaftsführer
Sven Noppes beim Wecken unseres Franzosen Etienne Bacrot, der trotz
wiederholter Versuche seitens des Weckers und Arkadij Naiditschs einfach
nicht den Weg aus dem Bett fand, und somit letztlich erst mit fünfzehn
Minuten Verspätung ans Brett kam.
Der Mannschaftskampf selbst entwickelte sich anfangs gar nicht so viel
versprechend für uns. Peter Svidler stand eigenen Bekundungen zufolge am
Spitzenbrett gegen den starken Ukrainer Andrei Volokitin nach der Eröffnung
„very bad, almost lost“. Ähnlich kritisch sah Etienne Bacrot seine Stellung
gegen Igor Khenkin, weswegen er bereits nach elf Zügen in die Punkteteilung
einwilligte. Bald darauf folgten Punkteteilungen an drei zwischen
Liviu-Dieter Nisipeanu und Andrei Sokolov, an vier zwischen Sergei Movesian
und Zoltan Ribli, sowie an fünf zwischen Harikrishna Pentala und Eduardas
Rozentalis was freilich den Druck auf die verbleibenden Brettern erhöhte,
zumal Philipp Schlosser gegen Stefan Kindermann bereits ziemlich
kompensationslos zwei Bauern eingebüßt hatte, ich am letzten Brett gegen
David Groß eine unklare, wohl ausgeglichene Stellung auf dem Brett hatte,
und einzig Arkadij Naiditsch über gewisse Vorteile gegen Bundestrainer Uwe
Bönsch verfügte.
Peter Svidlers Stellung erwies sich allerdings wohl als nicht ganz so
schlecht, wie er meinte, denn nach dreieinhalb Stunden war es ihm gelungen
Volokitin niederzukämpfen, was die Wende im Kampf einleitete. Daraufhin
gelang es nämlich auch mir am achten Brett in beiderseitiger Zeitnot die
gegnerische Dame mitten in meinem Lager zu fangen, woraufhin im vierzigsten
Zug die Aufgabe meines Gegners folgte. Zudem musste Bundestrainer Bönsch
kurz nach der Zeitkontrolle gegen Arkadij Naiditsch, der nunmehr
sensationelle 8,5 aus 9 vorweisen kann, aufgeben, wodurch der
Mannschaftssieg beim Zwischenstand von 5:2 sicher stand. Durch zähe
Verteidigungskünste gelang es schließlich auch noch Philipp Schlosser seine
miserable Stellung zu halten und den Endstand von 5,5:2,5 perfekt zu machen,
der sicherlich zu hoch für den eigentlichen Kampfverlauf ausgefallen war.
Weitergehen wird es in vier Wochen bei unserem Reisepartner in Trier wo wir
auf die SF Katernberg und den SV Mülheim-Nord treffen werden und die Chance
haben bereits vorzeitig die Meisterschaft zu entscheiden. (GM Fabian
Döttling)