Erfolgreiche Titelverteidigung des OSC auch im Deutschen Mannschaftspokal
Fabian Döttling
Fotos. Christian Bossert
Naiditsch, Krasenkow, Schlosser, Bossert, Döttling
Am vergangenen Wochenende fand in Magdeburg das Finale des deutschen
Mannschaftspokals statt. Nachdem wir den Pokal bereits 2003, 2005 und auch
letztes Jahr gewinnen konnten, wollten wir natürlich auch dieses Jahr den
Cup wieder nach Baden-Baden holen, was uns in der Besetzung Arkadij
Naiditsch, Michal Krasenkow, Philipp Schlosser und Fabian Döttling auch
erstaunlich souverän gelang.
Am Freitag wurden wir für das Halbfinale gegen den ESV Nickelhütte Aue
gelost, die immerhin mit den beiden Großmeistern Dorian Rogozenko und Tomas
Oral, dem Internationalen Meister Viesturs Meijers und Fidemeister Cliff
Wichmann uns Paroli bieten wollten. Der Kampf sollte dann allerdings
überraschend einseitig verlaufen. Am schnellsten und kuriosesten war die
Begegnung am vierten Brett zwischen Cliff Wichmann und mir zu Ende. Mein
Gegner spielte die Eröffnung sehr ambitionslos, weswegen ich mit Schwarz
bereits nach gut zehn Zügen eine angenehme, leicht besser Stellung hatte.
Nach der Ausführung meines 16. Zuges begab ich mich zur Toilette, um bei der
Rückkehr von selbiger zum Brett von einem Kiebitz informiert zu werden, dass
mein Gegner aufgegeben hätte, da er eine Figur eingestellt habe, was ich
kaum glauben konnte, das sich dann allerdings als wahr herausstellte. Der
Rest des Mannschaftskampfes verlief dann allerdings weniger kurios. Nachdem
sich Philipp nicht mehr genau an seine Vorbereitung erinnern konnte, endete
seine Partie gegen GM Oral nach wilden Komplikationen im Unentschieden,
während Michal an zwei in einer von beiden Seiten ungewöhnlich gespielten
Partie IM Meijers noch vor der Zeitkontrolle besiegen und den
Mannschaftssieg perfekt machen konnte. Als Arkadij dann auch noch Rogozenko
am Spitzenbrett in einer von unserem Youngster stark gespielten Partie
niederringen konnte, war der 3,5-0,5-Sieg perfekt.
Tags darauf kam es zu einer Neuauflage des letztjährigen Finals gegen den
mehrfachen deutschen Mannschaftsmeister und Pokalsieger SG Aljechin
Solingen, der in einem dramatischen Halbfinale nach einem regulären 2:2 bei
vier Unentschieden erst im Blitzentscheid den SC Hansa Dortmund mit 3,5-0,5
bezwingen konnte. Doch auch diesen Kampf konnten wir überraschend einfach zu
unseren Gunsten entscheiden. Nach gut 3 Stunden musste Arkadijs Gegner am
Spitzenbrett, der niederländische Großmeister Sipke Ernst, nach einer von
beiden Seiten nicht fehlerfreien Partie im Abtauschspanier die Segel
streichen. Wenig später musste dann auch der am zweiten Brett für Solingen
spielende Jörg Wegerle die Segel streichen, nachdem er mit Weiß erfolglos
versucht hatte Michals Sveshnikov-Sizilianer abzuklammern. Damit war der
Mannschaftskampf auch bereits entschieden, da wir nach Berliner Wertung
nicht mehr einzuholen waren und Philipp gegen IM Markus Schäfer eine
Gewinnstellung hatte und auch ich gegen IM Michael Hoffmann ein
unverlierbares, besseres Endspiel besaß. Während es mir später gelang die
Partie, aufgrund eines Zeitnotfehlers meines Gegners, zum Gewinn zu führen,
musste Philipp nach einigen Ungenauigkeiten und bravouröser Gegenwehr seines
Gegners, letztlich ins Unentschieden und damit zum 3,5-0,5 Endstand
einwilligen.
Nach den Meisterschaften in der Herren- und Damenbundesliga freut uns der
Sieg im deutschen Mannschaftspokal natürlich ungemein wobei abschließend
auch noch einige kritische Punkte angesprochen werden sollen. Falls das
Finale des deutschen Mannschaftspokals im nächsten Jahr, wie geplant, erneut
zusammen mit der deutschen Amateurmeisterschaft in Magdeburg stattfinden
soll, müssten zumindest einige Verbesserungen von Veranstalterseite
vorgenommen werden: So ist eine Liveübertragung eines derart hochklassigen
Events heutzutage Pflicht und eigentlich Standard. Außerdem sollte es einen,
zumindest durch Stühle, abgesperrten Spielbereich geben, da der Weg zum
Brett oftmals einem Kampf durch die Zuschauerreihen gleichkam. Es wäre
außerdem nett gewesen, hätte der Veranstalter den Mannschaften einige freie
Getränke, zumindest Wasser, zur Verfügung gestellt, welches in diesem Jahr
noch zum stolzen Preis von fünf Euro pro Liter erworben werden musste. Falls
diese Punkte in Zukunft berücksichtigt werden, würde es uns freuen nächstes
Jahr erneut nach Magdeburg zu kommen, da die Veranstaltung im Übrigen gut
organisiert war und die Abschlussveranstaltung einen gelungenen Höhepunkt
darstellte.