Man sagt ja oft, die beste Philosophie sei es, im Jetzt zu leben, im Moment
- carpe diem…aber ich weiß, wann ich lieber in der Vergangenheit oder Zukunft
leben würde: bei Langstreckenflügen. Lebt man auf einem 40cm breiten Sitz ganz
im Moment, dann spürt man schnell jeden einzelnen Quadratzentimeter seines Körpers.
Und das ist nicht wirklich angenehm.
Stattdessen könnte man sich an das erinnern, was man gerade erlebt hat oder
von dem träumen, was bald geschehen wird…
Natürlich weiß man nicht, was einen am Ende der Reise erwartet und so wäre es
vernünftiger, keine Luftschlösser zu bauen. Aber glauben Sie, ich hätte das
auf dem Weg nach Panama City gekonnt?! Was für ein phantastischer Ort, um dort
einen Teil des europäischen Winters zu verbringen. Ehrlich gesagt, konnte ich
bei der Vorstellung, arktischen Temperaturen zu entkommen, kaum an mich halten
und gab mich meinen Träumen hin. Denn darauf kommt es doch an: die Vorfreude,
die Reise, die Ankunft…doch ob alle Wünsche erfüllt werden, hängt auch davon
ab, wo man hinfährt. Denn wir träumen nicht vom Alltäglichen; wir träumen vom
Außergewöhnlichen. Und Panama versprach all das und mehr…
Wer glaubt, Panama hätte außer Bananen und dem Kanal nichts zu bieten, liegt
weit daneben. Ich mag die Vielfalt und dieser Ort hatte sie wirklich! Aber was
man an diesem Ort sofort spürt, ist etwas Anderes, nämlich das unwillkürliche
Gefühl…lebendig zu sein. Man spürt das bei den lebendigen Farben der Pflanzen
oder Busse (ja, Busse!), durch die feuchte Luft oder den schweren Regen, durch
die exotischen Gerüche oder die Wunder der Ingenieurskunst…eine Mischung aus
der ganzen Welt - ich war wirklich und wahrhaftig verblüfft. Mit einem Wort:
intensiv trifft es am besten.
Dennoch, wirklich zum Leben erwacht bin ich bei einem Schachmarathon, der in
ein paar Tage gepackt war: das 2. Panama Chess Open. Mit Jetlag und zwei Runden
am Tag fertig zu werden, war nicht ganz leicht, aber wenn das nicht eins meiner
schönsten Erlebnisse war, dann weiß ich nicht! Eine so erlesene Behandlung wie
in Panama, mit phantastischem Essen, einem phantastischen Hotel und noch angenehmeren
Leuten erlebe ich nicht alle Tage. Vor allem die Leute: was macht sie so warmherzig,
offen, enthusiastisch und freundlich?! Ich Vielleicht das tropische Klima, das
ihr Herz erwärmt, ich weiß es nicht : Wozu es führt, wenn man unter wunderbaren
Bedingungen spielt, zeigt sich in der 'Wahnsinns-'Performance des Turniersiegers
aus Kanada: 8,5 aus 9!!
Der unbezwingbare IM aus Kanada: Eric Hansen; er gab lediglich ein Remis ab!
Wann haben Sie zum letzten Mal ein solches Ergebnis gesehen? Ich für meinen
Teil erinnere mich nicht mehr daran. Was die weniger glücklichen Spieler betrifft,
zu denen auch ich gehöre: man kann immer etwas lernen und irgendwann kommt die
Zeit der Revanche immer. Das 3. Panama Open verspricht ein ganz besonderes Turnier
zu werden: 2013 ist es 500 Jahre her, dass Balboa (ein spanischer Entdecker
und Conquistador) eine Entdeckung gemacht hat, die er bescheiden Südsee nannte,
doch die später zum Pazifischen Ozean (!) umbenannt und erhoben wurde, eine
Entdeckung, die Geographie und Navigation der damaligen Zeit und die Geschichte
der Menschheit geändert hat. Meiner Meinung nach sollte man dieses Turnier nicht
verpassen.
Überwältigt von einer Woche voll intensiver Erlebnisse und Eindrücke, frage
ich mich, wie ich all das mitteilen kann? Dann erkannte ich plötzlich: Nichts
kann die Quintessenz meiner Reise nach Panama besser deutlich machen als die
Bilder Paul Gauguins! Der führende post-impressionistische französische Maler
ist bekannt für seine farbigen und bunten Meisterwerke voll intensivem tropischem
Licht. Sein wildes Grün, Blau, Gelb und all die anderen lebhaften, kühnen Farben,
die er benutzt hat, befanden sich einfach direkt vor meinem Auge, in Panama
City. Denn die Hauptstadt Panamas ist nicht nur Skyline, Shopping- und Steuerparadies,
sondern auch ein gutes Beispiel dafür, wie ein Land mit der Zeit geht ohne das
Authentische zu verlieren.
Tausend Worte können das Wesen Panamas nicht so gut beschreiben, wie es Gauguin
auf nur einem Meter Leinwand getan hat. Können Sie sich vorstellen, wie überrascht
ich war, als ich hörte, dass Gauguin beim Bau des Panamakanals als Arbeiter
dabei war? Wow, der PANAMAKANAL! Das nenne ich einen unerwarteten Zufall :-).
Doch kehren wir zum schwierigen Unterfangen zurück, zeitlos in der Gegenwart
zu leben: sobald man nach Panama kommt, hört man auf, in der Vergangenheit (Oh!
Diese Variante im Najdorf habe ich gar nicht geprüft; heute Morgen habe ich
einen ganz einfachen Gewinn übersehen …) oder in der Zukunft (Ende des Jahres
muss ich 2500 haben!) zu leben. Die Sinne sind so von exotischen Eindrücken
erfüllt, dass man einfach keine Zeit hat, um sich Sorgen zu machen. Das zumindest
war mein Gefühl bei meinem ersten Besuch dieses tropischen Landes. Gedanken
wie: "Ich muss, ich sollte…den Moment ergreifen" verblassten und ich erkannte
einfach, dass alles nur gerade jetzt geschieht. Ich war da, ich war präsent
- Körper, Geist und Seele!
Impressionen vom Turnier
Spielsaal
Die Nummer eins der Setzliste: der kubanische GM Yuniesky Quesada Perez
Schachbuchautor und GM: Mihail Marin aus Rumänien
Ana Daniela Madrigal, WFM aus Nicaragua
Unsere wunderhübsche und freundliche Gastgeberin
Mein Frühstückspanorama - nicht schlecht, oder?! Links liegt der Spielsaal.
Manchmal konnte man die Spieler nach der Runde ein Bad nehmen sehen :-)
Blick vom Balkon!
Und hier gab es Mittag- und Abendessen: im Casino! Eine kleine Versuchung für
die weniger glücklichen Spieler :-) Glück am Kartentisch, Pech beim...Schach?!
GM aus Kuba: Walter Arencibia Rodriguez
Der peruanische GM Emilio Cordova war die Nummer drei der Setzliste und landete
am Ende auf genau diesem Platz.
Schach fordert Anstrengung und Konzentration…vor allem früh am Morgen.
Links: Turnierorganisator Jose Carillo Pujol - der erfolgreich als Anwalt arbeitet;
direkt neben ihm: der Präsident des Schachverbands von Panama: Alhan Carrera
Ortega - ein bekannter Architekt. Beide sind leidenschaftliche Schachfans!
Die Gewinnerin des Frauenpreises: WGM Ordaz Valdes Lisandra Teresa aus Kuba
(rechts).
Der Präsident des Schachverbands von Panama überreicht dem verdienten Gewinner
den Siegespreis: IM Eric Hansen aus Kanada holte 8,5 aus 9!
Die Sieger
Ergebnisse
bei chess-results...
Impressionen aus Panama
Yucca ist eins der wunderbaren preiswerten Lebensmittel, die man auf den Märkten
Panamas findet. Es besteht aus der stärkehaltigen Wurzel der Yucca-Pflanze (die
auch als Kassava oder Maniok bekannt ist) und schmeckt so ähnlich wie Kartoffeln,
nur besser:) Es gibt so viele Arten, sie zuzubereiten, wie es Köche in Panama
gibt - lecker!
"Diablos Rojos" - oder 'Rote Teufel' nennt man die Busse des öffentlichen Nahverkehrs
in Panama City. Leider sind sie vom Aussterben bedroht, da die zuständigen Behörden
auf moderne Transportmittel umsteigen wollen. Ich gebe zu, dass die vielleicht
bequemer und schneller sind, aber als Touristin gefallen mir die traditionellen
bunten Busse besser. Sie haben mich sofort aufgemuntert!
Natürlich musste ich das einheimische Bier probieren :-) Eine sehr gute Waffe
gegen die tropische Sonne!
Bunte Häuser in traditioneller Bauweise
Blick von meinem Balkon
Man muss nicht stundenlang fahren, um die reichhaltige Flora und Fauna Panamas
zu entdecken. Selbst in einer modernen Stadt wie Panama City sieht man wunderschöne
Pflanzen, Bäume und faszinierende Tiere.
Der Weihnachtsmann besucht die Tropen
Dieses Boot hat ursprünglich Al Capone gehört. Genau, der Al Capone!
Eine Aktion im Kampf gegen AIDS
Ein vertrauter Anblick in diesem Land, in dem einem Vieles fremd ist: die Skyline.
Vasco Núñez de Balboa, eine der wichtigsten Figuren der Geschichte Panamas.
Eine Reihe von Parks und Strassen in Panama ziert der Name "Vasco Núñez de Balboa,";
auch der Hafen von Panama City, Balboa (wo der Panamakanal in den Pazifik mündet)
trägt diesen Namen, und außerdem erinnern zahlreiche Denkmäler and seine "Entdeckung"
der Südsee. Die Landeswährung heißt ebenfalls Balboa, obwohl man auch überall
mit US-Dollar zahlen kann. Interessant ist, dass 1 US-Dollar in Panama genau
einem Balboa entspricht - außerhalb des Landes ist das allerdings ganz anders.
Außerdem gibt es keine B-Banknoten, sondern nur Münzen.
Panamá Viejo ist der noch erhaltene Teil der Altstadt von Panama City und die
ehemalige Hauptstadt des Landes. Die Stadt wurde vom Piraten Morgan überfallen
und geplündert, nachdem er herausgefunden hatte, dass von dort aus Gold und
Silber nach Spanien gesandt wurde. (Mittlerweile zählt die Altstadt zum Welterbe
der Unesco.)
Eine der Sehenswürdigkeiten Panamas ist der berühmte goldene Altar der San Jose
Kirche in Casco Viejo. Auf Spanisch nennt man ihn "Altar de Oro" und ursprünglich
stand er in einer Kirche in "Alt-Panama". Als der englische Pirat Henry Morgan
die Stadt angriff, malten Jesuitenpriester den Altar schwarz an, um das Gold
zu verbergen. Die Piraten hielten den Altar für wertlos und rührten ihn nicht
an. Nachdem Morgan die Stadt geplündert und niedergebrannt hatte, brachten Jesuitenmönche
des Augustinerordens den Altar in eine neue Kirche und an seinen jetzigen Ort.
Reiseführer würden hier von einer 'betörenden Mischung von Kontrasten reden'
Der Panamakanal wird gerne als Weltwunder bezeichnet, und das aus gutem Grund.
Der Kanal ist ein Beispiel außergewöhnlicher Ingenieurskunst! Er vereinigt die
sieben Weltmeere und deshalb nennt man Panama auch 'die Kreuzung der Welt'.
Vor dem Bau dieses Weltwunders aus dem 20. Jahrhundert musste man, wenn man
ans andere Ende des Kontinents wollte, entweder um Kap Hoorn segeln oder über
Land gehen. Der Weg, den ein Schiff zurücklegen musste, um zum Beispiel von
Ecuador nach Europa zu gelangen, war bei der Fahrt um Kap Hoorn an der Südspitze
Südamerikas um 8.000 Kilometer länger. Ich war angenehm überrascht, als ich
beobachtete, wie ein Schiff durch den Kanal fuhr und sah, dass es aus…Groningen
kam, aus dem Land, wo ich meine Reise begonnen hatte!
Meeresspiegel und Hochwasser der beiden Ozeane liegen unterschiedlich hoch und
das stellte die Ingenieure vor große Herausforderungen.Hier sind man die unterschiedliche
Höhe der Wasserspiegel.
Das Schleusensystem hat die Wasserspiegel angeglichen. Die Schiffe können
fahren.
Mi Pueblito zeigt lebensgroße Nachbauten von Dörfern auf dem Lande, die man
auf der Península de Azuero, in Bocas's del Toro und Darién gefunden hat.
Die Brücke verbindet die beiden amerikanischen Kontinente.
Wenn es in Panama regnet, dann regnet es! Soll heißen, es schüttet!
Panama-rama
Stairway to Heaven :-)
Casco Viejo (Spanisch für Altstadt), ist der historische Kern Panama Citys.
Die heutige Altstadt wurde gebaut, nachdem die ursprüngliche Altstadt Panamá
Viejo 1671 wie oben erwähnt von dem Piraten Henry Morgan angegriffen und fast
vollständig zerstört wurde. 1997 wurde die Altstadt zum Weltkulturerbe erklärt.
Casco Viejo wird immer noch restauriert, also sollte man eine gewisse Vorsicht
walten lass, wenn man diese faszinierende Umgebung erkundet!
Panama - ein Ort der Erholung für Menschen und...Pelikane. Und eine mögliche
Alternative zum berühmten Alfred Hitchcock Film: 'Die Vögel', natürlich ohne
die brutalen Szenen! So viele Pelikane und Truthahngeier gleiten auf der Suche
nach Fisch über den Hafen - ich habe meinen Augen nicht getraut!