ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Dementsprechend schwieriger war die Aufgabe von Zoran Petronijevic, der sich in
der vorliegenden CD mit eben dem Panow-Angriff (und der
Caro-Kann-Abtauschvariante) beschäftigt. Der Panow-Angriff entsteht in der
Regel aus der Caro-Kann-Verteidigung nach den Zügen 1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5
4.c4 (bei der Abtauschvariante unterbleibt c4), es sind aber zahlreiche
Zugumstellungen möglich, durch die man ggf. auch aus völlig anderen Eröffnungen
im Panow-Angriff landen kann – oder umgekehrt. So ist die Stellung aus der
Sizilianischen Alapin-Variante nach 1.e4 c5 2.c3 d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sc6 5.Sf3
Lg4 6.Le2 cxd4 7.cxd4 e6 8.Sc3 Da5 9.0-0 Sf6 identisch mit dem Panow-Angriff
nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.c4 Sc6 5.Sf3 Lg4 6.cxd5 Dxd5 7.Le2 e6 8.0-0
Sf6 9.Sc3 Da5 und dies ist bei zwei so grundverschiedenen Verteidigungen gegen
1.e4 wie 1...c6 (Caro-Kann) und 1...c5 (Sizilianisch) schon recht erstaunlich.
Auch die Skandinavische Verteidigung kann in den Panow-Angriff übergehen: 1.e4
d5 2.exd5 Sf6 3.c4 c6 4.d4 cxd5 - et voilà! Häufig sind Transformationen zum
Angenommenen Damengambit (1.d4 d5 2.c4 dxc4), was angesichts des zentralen
Themas des Angenommenen Damengambits, dem weißen Isolani auf d4, schon etwas
weniger verwundert. Denn auch im Panow-Angriff gibt in der Regel dieser Isolani
der Partie das charakteristische Gepräge: Der Isolani auf d4 lässt den weißen
Figuren schöne Zugstraßen für aktives Spiel offen, doch Weiß wird sein Heil
ohnehin im Angriff suchen müssen, da der Isolani im Endspiel zur Schwäche
neigt. Der Vollständigkeit halber sei noch auf Übergänge zu/aus Französisch,
Grünfeldindisch, Nimzowitschindisch und Englisch hingewiesen.
Ähnlich wie in der vorangegangenen Rezension möchte ich zuerst die Frage
beantworten, für welche Spieler der Kauf dieser CD in Betracht kommt. Wenn man
als Weißer den Panow-Angriff oder die Abtauschvariante gegen Caro-Kann spielen
will, kann man dies problemlos erzwingen. Für Schwarzspieler, die Caro-Kann auf
1.e4 spielen wollen, ist vice versa die Beschäftigung mit dem Panow-Angriff
unabdingbar. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass „Panow“
eine hochrangige Spielweise darstellt, die von beiden Seiten eröffnungstheoretisch
alles abverlangt: Zum einen ist es – wie schon kurz anklang – eine Eröffnung
mit einer immensen Zahl an Zugumstellungen. Besonders schwierig dabei ist, dass
die einzelnen Züge fast immer sehr belanglos daherkommen: Ein weißer Springer
geht nach f3, ein anderer nach c3, die schwarzen Springer gehen nach f6 und c6
usw. Beide Spieler müssen aber bei jedem Zug ganz genau wissen, was sie tun,
denn sie enthalten alle kleine Feinheiten, ermöglichen Übergänge in bestimmte
Nebenvarianten oder schließen eben diese Übergänge aus; ein Gestrüpp, in dem
man leicht seinen Gegner zum Straucheln bringen oder selbst zu Fall kommen kann.
Zum anderen gibt es Abspiele mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Während
eines eine positionelle Spielweise verlangt, in der beide Seiten auf subtile
Weise um mikroskopische Stellungsvorteile ringen, dominiert in einem anderen
Abspiel die Taktik und konkrete Variantenkenntnis und –berechnung sind
erforderlich. Der Panow-Angriff ist mit anderen Worten eine Eröffnung für
komplette Spieler.
Kein Wunder also, dass er stets auf allerhöchster Ebene gespielt wurde. Von der
alten Garde wie Capablanca, Lasker, Aljechin, Spielmann, Vidmar, Tartakower und
Euwe über Botwinnik, Tal, Smyslow, Keres, Petrosjan, Spasski, Fischer und
Karpow bis hin zu den heutigen Kasparow, Kramnik, Anand, Adams, Morozevich und
Polgar finden wir die Crème de la Crème des Schachs auf beiden Seiten des
Brettes.
Die Aufmachung und Präsentation der einzelnen Varianten erfolgt bei
Petronijevic, nun, sagen wir einmal: „nüchterner“ als bei Oleinikov. Die
Historie und grundlegenden Ideen beider Abspiele (Panow und Abtauschvariante)
werden in einer Einleitung gut erläutert. Daran schließt sich dann der Marsch
durch die einzelnen Untervarianten an: Etwa einhundertvierzig(!) Texte stellen
die jeweilige Variante und ihre Besonderheiten vor, weisen dabei auf über 800
(meist gut und ausführlich kommentierte) Schlüsselpartien sowie Abweichungen
hin und geben ein Urteil über ihre theoretische Einschätzung ab. Wer den
Panow-Angriff bereits im Repertoire hat, wird sich sicherlich über die klare
Strukturierung freuen und schnell zu den ihn interessierenden Einzelheiten durchklicken – wer
jedoch zum ersten Mal in die Materie reinschnuppert, dürfte
von der Unzahl an Möglichkeiten eher erschlagen werden. Petronijevic hat keine
„Spiel soundso und gewinne“ Abhandlung verfasst, was bei einer so
anerkannten Eröffnung auch gar nicht möglich wäre, sondern er will erkennbar
den momentanen Stand der Theorie über die zur Debatte stehende Eröffnung
widerspiegeln. Dennoch: Für meinen Geschmack hätte er den Anwender schon etwas
mehr ansprechen können – aber dies kann man sicherlich genauso als Tugend
dieser Publikation preisen. Starke Spieler (meiner Einschätzung nach sollte man
mindestens 1700 haben) werden mit dieser CD schon klarkommen; wer aber einen
Hinweis auf eine schöne, einfache Waffe für/gegen den Panow-Angriff erhofft,
ist hier aus oben genannten Gründen fehl am Platze - vielleicht werden sie aber
noch bei der Abtauschvariante fündig. Wie bei ChessBase gewohnt besteht an
Partienmaterial kein Mangel (über 25.000) und es gibt eine Trainingsdatenbank
mit Übungsaufgaben, womit das Preis-Leistungsverhältnis nicht zu beanstanden
ist.
Fazit: Ein grundsolides Werk, dass sich aber eher an erfahrene, spielstarke
Anwender richtet."
Zur Originalrezension
von Marcus Wegener